Birte Egloff
Praktikum und Studium. Diplom-Pädagogik und Humanmedizin
zwischen Studium, Beruf, Biographie und Lebenswelt.
Leske + Budrich, Opladen 2002.
mehr im Überblick:
Die Studie widmet sich einem bislang wenig untersuchten Feld
der
Hochschulforschung, dem Praktikum. Sie fragt danach, mit Hilfe
welcher Deutungsmuster sich Studierende zweier sehr
unterschiedlicher Fachkulturen, der Diplom-Pädagogik
und der
Medizin, auf ihre außeruniversitär stattfindenden
und selbst zu
organisierenden Praktika/Famulaturen beziehen. Zu diesem Zweck
wurden insgesamt siebzehn themenstrukturierte, offene Interviews
mit Studierenden beider Disziplinen geführt und einer
Deutungsmusteranalyse unterzogen. Dabei konnten zwei große
Handlungsprobleme rekonstruiert werden, mit denen Studierende
konfrontiert werden, sobald sie ihr Praktikum beginnen und
auf die
sie mit jeweils unterschiedlichen Deutungsmuster reagieren.
Das erste Handlungsproblem steht im Zusammenhang mit der
Praktikumspflicht und verweist auf die institutionelle Einbettung
von
Praktika. So sind Studierende in der Auswahl ihrer
Praktikumsplätze grundsätzlich nicht frei, sondern
müssen
gewisse institutionelle Vorgaben berücksichtigen. Dieses
Problem
wurde als Übergang vom Studium ins Praktikum bezeichnet.
Studierende gestalten diesen Übergang mit Hilfe der
Deutungsmuster Anpassung, Pragmatismus, Kreativität und
Quasi-
Verweigerung.
Das zweite Handlungsproblem bezieht sich auf die inhaltlichen
Ausgestaltung der Praktika. Hier fehlen entsprechende Vorgaben,
so dass Studierende zwar einerseits einen großen
Gestaltungsspielraum haben, andererseits aber eigene
Konstituierungsleistungen erbringen müssen. Dieses zweite
Problem wurde deshalb als Gestaltungszumutung bezeichnet.
Studierende beziehen sich mit Hilfe der Deutungsmuster Studium,
Beruf, Biographie und Lebenswelt auf dieses zweite Problem.
Insgesamt werten die Ergebnisse der Studie das Studienelement
Praktikum auf: So wird nicht nur die Vielfalt studentischer
Aneignungspraktiken sichtbar. Das Praktikum erweist sich auch
als eine für Studierende ausgesprochen wichtige Lern-
und vor
allem auch Bildungssituation.
Mit freundlichen Gruessen,
Birte Egloff
Dr. Birte Egloff
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für Sozialpädagogik
und Erwachsenenbildung
Robert-Mayer-Str.1
60054 Frankfurt
Tel.: 069/79828824
Fax.: 069/79828296
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