wbv   Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen e.V.

 

 

Ulrich Getsch & Peter Preiß (Seminar für Wirtschaftspädagogik
Georg-August-Universität Göttingen)

Geschäftsprozessorientierter Einsatz integrierter Informationssysteme als Herausforderung für die didaktische Reduktion lernfeldstrukturierter Lehrpläne

Mit der Einführung lernfeldstrukturierter Curricula soll sich die schulische Ausbildung stärker an den Handlungsfeldern im jeweiligen Beruf ausrichten. Kaufmännische Handlungsfelder sind in zunehmendem Maße durch Reorganisation der Arbeitsabläufe von einer eher funktionalen Arbeitsteilung hin zu funktionsübergreifenden Geschäftsprozessen und dem dies ermöglichenden Einsatz integrierter Unternehmenssoftware gekennzeichnet. Diese Wandlungen im Praxisfeld erfolgen theoriegeleitet sowohl auf der Grundlage der von der Wirtschaftsinformatik als auch von der modernen Betriebswirtschaftslehre entwickelten Konzepte. Die Optimierung der Geschäftsprozesse schafft äußerst komplexe und weitgehend automatisierte Systeme auf wissenschaftlicher Basis. Ein optimales Agieren der kaufmännischen Sachbearbeiter - insbesondere bei der Ausnahme- und Störfallbearbeitung - erfordert umfangreiche Kompetenzen, die in der Aus- und Weiterbildung aufzubauen sind. Für die kaufmännische Ausbildung bedeutet dies, dass integrierte Unternehmenssoftware so didaktisch aufzubereiten ist, dass für die Lernenden der Praxis- und Wissenschaftsbezug erhalten bleibt, dennoch aber eine dem jeweiligen Lernstand entsprechend reduzierte Lernumgebung und ein systematisierendes Stoffangebot von Anfang an in komplexitätssteigender Weise geboten wird. Damit der Kompetenzaufbau gelingt, müssen dabei traditionelle Lerninhalte neu legitimiert und sequenziert oder aus den Curricula, Prüfungsanforderungen und Lehrbüchern gestrichen werden.
Im Zentrum des Beitrags steht die Begründung von Reduktionsschritten, die verdeutlichen sollen, dass eine ausschließliche Verfolgung des Ansatzes von ereignisgesteuerten Prozessketten aus der Funktions- und Steuerungssicht zu kurz greifen werden, weil bei wesentlichen Kerngeschäftsprozessen die Verknüpfung über die einzelnen Funktionsbereiche hinaus auf der Datenebene erfolgt. Wir wenden uns in diesem Beitrag gegen eine nur auf der Bedienungsebene erfolgenden Einsatz integrierter Unternehmenssoftware.