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Goldbach

Arnim Goldbach

Arbeits- oder Geschäftsprozessansatz – auch für wirtschaftsberufliche Lernfelder?
Kommentierung ausgewählter Aussagen von Bremer, Kleiner und Stahl

Arbeitsprozessorientierung ist der Oberbegriff des Modellversuchs GAB. Dann heißt es weiter: Geschäfts- und Arbeitsprozesse. Das kann offensichtlich nicht heißen: Geschäftsprozesse = Arbeitsprozesse. Aber in welcher Beziehung stehen die Begriffe dann? An anderer Stelle wird (sinngemäß) definiert: Die Summe der Arbeitsprozesse bildet den Geschäftsprozess. Diese Sicht greift aus verschiedenen Gründen zu kurz. Das soll mit den nachfolgenden Thesen begründet werden:

Beide Ansätze gründen auf derselben Kritik an herkömmlichen Curricula und Unterricht. Beide Ansätze leiten sich aus neueren fachwissenschaftlichen Entwicklungen und lerntheoretischen Erkenntnissen ab.

Der Arbeitsprozessansatz orientiert sich an gewerblich-technischen Berufsbildern, der Geschäftsprozessansatz an wirtschafts- und verwaltungsberuflichen Berufsfeldern. Erstere sind eher warenbezogen (Interaktion Mensch/ Sachgut), letztere dienstleistungsbezogen (Interaktion Mensch/ Mensch).

Der Arbeitsprozessansatz scheint eher einperspektivisch auf die beruflichen Anforderungen und Aufgaben bzw. Handlungen des Berufstätigen (Mitarbeiters) zugeschnitten zu sein. Der geschäftsprozessorientierte Ansatz geht weiter und berücksichtigt alle Perspektiven des Handelns in der Institution, in der die Geschäftsprozesse ablaufen (Stakeholder-Ansatz).

Ein Arbeitsprozessansatz in wirtschaftsberuflichen Lernfeldern würde Gefahr laufen, Techniken und das praktische Tun in den Mittelpunkt des Unterrichts zu rücken und damit auch den institutionellen Rahmen sehr verengen. Der Geschäftsprozessansatz erfordert die Entwicklung eines mehrperspektivischen, komplexen Lernumfeldes, etwa in Form eines Modellunternehmens, das für wirtschaftlich-verwaltende Berufsprofile eher ein erkenntnis- und handlungsleitendes Lernen ermöglicht.

Beim Arbeitsprozessansatz wird die handlungsleitende Leitidee als integrierendes Regulativ nicht deutlich genug. Beim Geschäftsprozessansatz ist die Idee der Wertschöpfung eine solche handlungsleitende Grundidee.

Der Geschäftsprozessansatz ist ‚systemorientierter‘ angelegt als der Arbeitsprozessansatz und fördert damit eher das vernetzte Denken und Handeln.

 

Ein Geschäftsprozess-Ansatz unter der Leitidee der Wertschöpfung

•  integriert die verschiedenen Funktions- und Strukturbereiche eines Unternehmens (interne Wertschöpfungskette) und stellt Verbindungen her zu anderen Unternehmen (externe Wertschöpfungskette), was ein systemisches Verständnis von Unternehmen fördert

•  ermöglicht auch innerhalb eines Funktionsbereichs (z. B. Beschaffung) ein Denken in Wertschöpfungskategorien und -schritten (s. u.)

•  bezieht jegliches Handeln (und Lernen) auf eine Gesamtzielgröße: Schaffung von Werten - als Entscheidungskriterium der Wirtschaftlichkeit

•  beschränkt sich nicht auf die erwerbswirtschaftliche Wertschöpfung, sondern kann auch die gemeinwohlorientierte Wertschöpfung erfassen

•  berücksichtigt Güter-, Geld, und Informationsströme im und zwischen Unternehmen bzw. zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen (Stakeholder)

•  lässt das Rechnungswesen als integralen Bestandteil betriebswirtschaftlichen Denkens und Handelns erscheinen und ermöglicht damit in Verbindung mit den Zielgrößen begründete Erfolgsaussagen über betriebliches Handeln

•  ermöglicht aus betrieblicher Perspektive eine Betrachtung der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung

•  ermöglicht aus betrieblicher und volkswirtschaftlicher Perspektive eine Begründung des Rechtsrahmens für wirtschaftliches Handeln.




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