Hilfs- und Anlerntätigkeiten in den etablierten Industrie- und Dienstleistungsbranchen gelten als ein schwindendes Beschäftigungssegment. Ein Indiz dafür ist die seit Jahren hohe und wachsende Arbeitslosigkeit gering qualifizierter Erwerbspersonen. Ein Teil des Verlustes an Einfacharbeitsplätzen geht auf die zunehmende Automatisierung von produktionsorientierten Tätigkeiten sowie auf die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer zurück. Als weitere Ursache muss in Betracht gezogen werden, dass der allgemeine Trend zu steigenden Arbeitsanforderungen auch den Bereich der einfachen Arbeit erfasst hat. Das bestätigen Untersuchungen der Qualifikationsanforderungen an Einfacharbeitsplätzen und von Stellenbesetzungsprozessen im Bereich einfacher Dienstleistungen . Danach sehen sich die Beschäftigten auf An- und Ungelerntenpositionen mehr und anderen Anforderungen gegenüber als noch vor 10 oder 15 Jahren. Dieser Qualifikationsshift wird u. a. durch qualifikationsinadäquate Beschäftigung von Facharbeitern, durch starke Fluktuation im Helferbereich und eben auch durch die hohe qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote bei gering qualifizierten Erwerbspersonen sichtbar.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Entwicklung von Qualifikationsanforderungen an der Schnittstelle von einfacher Arbeit und Facharbeit. Beschrieben wird die Aufgliederung betrieblicher Qualifikationshierarchien am Beispiel elektrotechnischer Tätigkeiten in der Metall- und Elektroindustrie. Von Interesse ist dabei u. a. die Frage nach den technologischen und arbeitsorganisatorischen Veränderungen sowie betriebswirtschaftlichen Kalkülen, die zur Genese neuer Tätigkeitsbündel führen. Mit diesen Ausführungen wird eine Form von Qualifikationsforschung präsentiert, die an der Entwicklung bestehender Tätigkeiten und Tätigkeitsinhalte ansetzt, an Ursache-Wirkungszusammenhängen interessiert und im Ergebnis auf differenzierte Informationen unterhalb von Kategorien wie Beruf oder Berufsbild ausgerichtet ist.