wbv   Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen e.V.

 

 

Schrift vergrößern Schrift zurücksetzen Schrift verkleinern download pdf-file pdf 500kb | www.bwpat.de

 
 
 

 bwp@ Ausgabe Nr. 13 | Dezember 2007
Selbstorganisiertes Lernen in der beruflichen Bildung Herausgeber der bwp@ Ausgabe 13 sind Karin Büchter und Tade Tramm

Empirische Ergebnisse des Modellprojekts „Mein Unternehmen“ Ein Lern- und Lehrkonzept zum selbstorientierten Lernen in der allgemeinen und beruflichen Bildung

 

 

 

1.  Wirtschafts- und bildungspolitischer Hintergrund des Modellprojekts „Mein Unternehmen“

In der aktuellen, nicht enden wollenden Diskussion um den Standort Deutschland und angesichts hoher Arbeitslosenzahlen schwellt der Ruf nach Schaffung von neuen Arbeitsplätzen nicht ab. Da diese, wie die aktuelle Entwicklung zeigt, allerdings kaum von den etablierten Konzernen geschaffen werden, ruhen die Hoffnungen in Bezug auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze beim Mittelstand und vor allem bei Existenzgründern. Die Gründungsförderung in Deutschland steht deshalb seit zwei Dekaden fest im Fokus der Wirtschaftspolitik. Insbesondere Neugründungen werden als „Beschäftigungsmotor“ angesehen. Von Gründungen werden positive Effekte für die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft, für Innovationen und für die Schaffung von Arbeitsplätzen erwartet. Vor diesem Hintergrund ordnet sich die ego.-Existenzgründungsoffensive Sachsen-Anhalt ein, welche als Gemeinschaftsinitiative von Land und Wirtschaft seit 2003 vorrangig das Ziel verfolgt, ein nachhaltig positives Klima für Unternehmensgründungen in Sachsen-Anhalt zu schaffen. Damit reagierte man auf die unverändert unbefriedigende Selbständigenquote in Sachsen-Anhalt. Im Aktionsfeld der ego.-Existenzgründungsoffensive werden erstmalig Schulen einbezogen. Auch dies ist vor dem Hintergrund der nur schwach ausgeprägten Kultur der Selbständigkeit hier zu Lande von großer Bedeutung, gilt es doch, wie Erfahrungen anderer Länder zeigen und auch von Wirtschaftsvertretern angemahnt wird, frühzeitig für Unternehmertum und für berufliche Selbständigkeit und Flexibilität zu sensibilisieren. Neben dem wirtschaftspolitischen Bezugspunkt waren vor allem bildungspolitische Aspekte ein wesentlicher Anlass für die Initiatoren des Projekts „Mein Unternehmen“. Hierzu gehörten eine bislang unzureichende Berücksichtigung von wirtschaftlichen Themen an allgemein- und berufsbildenden Schulen sowie keine oder kaum vorhandene Kenntnisse betrieblicher Belange beim Lehrkörper. Unterstützt werden diese Aussagen zum bildungspolitischen Hintergrund von den im Global Entrepreneurship Monitors befragten Experten. Sie stellen deutschen Schulen ein vernichtendes Urteil aus: Die Behandlung der Themen „Unternehmertum“ und „Existenzgründung“ sei völlig unzureichend (vgl. STERNBERG/ BRIXY/ SCHLAPFNER 2006, 31f.). Entsprechende Themen sollten in den Lehrplänen der Schulen schon frühzeitig berücksichtigt werden, um die Heranwachsenden für diese Themenstellungen zu sensibilisieren. Nur so kann erreicht werden, dass die Optionen „Selbständigkeit“ und „unternehmerische Tätigkeit/Unternehmertum“ in individuelle Berufs- und Lebensplanungen aufgenommen und dazu beigetragen werden, dass sich eine „Kultur der Selbständigkeit“ in Sachsen-Anhalt und Deutschland entwickelt. Das Projekt „Mein Unternehmen“ wird mit seinem innovativen Konzept hierzu beitragen.

„Mein Unternehmen“ wurde von der Europäischen Gemeinschaft und dem Land Sachsen-Anhalt im Rahmen des Forschungsprogramms ESF, „ego.-Existenzgründungsoffensive zur Förderung des Unternehmergeistes in Sachsen-Anhalt“ gefördert.

2.  Kurzvorstellung des Modellprojekts „Mein Unternehmen“

„Mein Unternehmen“ ist ein Modellprojekt der ego.-Existenzgründungsoffensive Sachsen-Anhalt zur positiven Motivation zur Selbständigkeit und Förderung des Unternehmergeistes bei Schülern der allgemein- und berufsbildenden Schulen. Seit Projektbeginn (03/2004-12/2006) fanden 68 Durchführungen des Projekts „Mein Unternehmen“ statt. Damit wurde das Projekt an 34 verschiedenen allgemein- bzw. berufsbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt, mit insgesamt 1.322 Schülern und mit der Unterstützung von 77 Lehrern durchgeführt. Zusätzlich zur den Projektdurchführungen fanden im Projektzeitraum vier Lehrerfortbildungsveranstaltungen, sowohl in Form von schulinternen als auch in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung Sachsen-Anhalt (LISA), mit insgesamt 52 Teilnehmern statt. Dies entspricht einer Summe von 20.289 Teilnehmerlehreinheiten (TLNE) die während der gesamten Projektlaufzeit durchgeführt wurden.

2.1  Projektziele des Modellprojekts „Mein Unternehmen“

Im Mittelpunkt des ego.-Modellprojekts „Mein Unternehmen“ steht die Gründungssensibilisierung. Die Schüler erleben bereits während ihrer Ausbildung, die unternehmerische Selbständigkeit als gleichwertige positive Beschäftigungsalternative und erfahren die Förderung ihres kreativen Unternehmergeistes, die Vermittlung sowie den Erwerb unternehmerischer (Handlungs-)Kompetenzen und fachspezifischer Inhalte. Das Modellprojekt realisiert die verknüpfende Vermittlung von Fachwissen und Softskills. Das Projekt hat das Ziel, einen Beitrag zur Verbesserung der Motivation und Qualifikation potentieller Gründern zu leisten. Das traditionell in der allgemeinen und beruflichen Ausbildung verankerte Leitbild der abhängigen Beschäftigung soll durch das Leitbild einer beruflichen bzw. unternehmerischen Selbständigkeit ergänzt und erweitert werden. Die Schüler sollen motiviert werden, eine spätere berufliche bzw. unternehmerische Selbständigkeit als potentielle Erwerbsalternative zu erkennen und sich mit dieser auseinander zu setzen. Diese Zielstellung orientiert sich am Wuppertaler Ansatz für den Erwerb einer beruflichen Handlungskompetenz unternehmerischer Selbständigkeit, welcher im bizeps-Projekt, ein Projekt des EXIST-Programms des BMBF, entwickelte wurde (vgl. BRAUKMANN 2000a, 87ff., BRAUKMANN 2000b, 103ff.; BRAUKMANN 2002, 47ff. BMBF 2001, 17ff., WESTERFELD 2004, 16ff.). BRAUKMANN entwickelt in einem Gründungspädagogik und -didaktikkonzept eine Taxonomie des Erwerbs einer beruflichen Handlungskompetenz unternehmerischer Selbständigkeit (vgl. BADER 2004, 40). Er definiert dabei Gründungssensibilisierung (Berufswahlinformierter), Gründungsmündigkeit (Fragmentunternehmer im Unternehmen) und Gründungskompetenz (Intrapreneurkompetenz, Entrepreneurkompetenz) als die drei Kategorien der unternehmerischen Selbständigkeit, welche gleichzeitig Entwicklungsstufen der unternehmerischen Selbständigkeit darstellen (vgl. BRAUKMANN 2002, 66ff.; BADER 2004, 40). Das Modellprojekt „Mein Unternehmen“ fokussiert die Kategorie der Gründungssensibilisierung, welche laut BRAUKMANN dann erreicht ist, wenn „… die Adressaten sich für eine erste systematische und nachhaltige (kognitive, affektive und sozialkommunikative) Auseinandersetzung mit der (bzw. Erschließung für die) Existenzgründung bereit erklären (BRAUKMANN 2002, 71; vgl. auch 67ff.).“

2.2  Projektaufbau/-inhalt des Projekts „Mein Unternehmen“

„Mein Unternehmen“ ist ein innovatives Konzept, welches sich aus zwei Teilen zusammensetzt. Es besteht zum einen aus dem computergestützten Unternehmensplanspiel „Mein Unternehmen“ und zum anderen aus verschiedenen gründungsbezogenen Unterrichtsmodulen. Im Mittelpunkt des Unternehmensplanspiels steht ein regional bekanntes Unternehmen, dessen Unternehmensstrukturen und betriebliche Abläufe modellhaft abgebildet werden. Durch diese Herangehensweise wird erreicht, dass die Teilnehmer nicht anonyme Unternehmensentscheidungen simulieren, sondern ein Bezug zu konkreten regionalen Wertschöpfungsprozessen gegeben ist. In den einzelnen Unterrichtsmodulen erhalten die Schüler eine gezielte Einführung in inner- und zwischenbetriebliche wirtschaftliche Zusammenhänge sowie in Unternehmensprozesse und
-abläufe. Sie entwickeln ihre eigenen Geschäfts- und Gründungsideen, welche sie im Rahmen des Projekts gezielt in einen Business-Plan bzw. Gründungskonzept umsetzen und verteidigen. Die Vermittlung aller Inhalte sowie die Durchführung aller Aufgaben im Projekt „Mein Unternehmen“ erfolgt handlungsorientiert und schülerzentriert. Sowohl die Unterrichtsmodule als auch das computergestützte Planspiel sind in Zeit, Umfang und Komplexität variabel und adaptierbar gestaltet, so dass alle Inhalte, Methoden und Mittel auf die differierende Anforderungen und Rahmenbedingungen an allgemein- und berufsbildenden Schulen (Zielstellung der Schulen, Ausbildungsstand, Motivation, Präferenzen, zeitlicher Rahmen, etc.) angepasst werden können. Aufgrund dieses modularen Aufbaus kann das Projekt „Mein Unternehmen“ in den normalen Unterrichtablauf integriert werden oder aber im Rahmen von Projektwochen durchgeführt werden.

2.3  Zielgruppenspezifischer Ansatz/Alleinstellungskriterien

„Mein Unternehmen“ unterscheidet sich in den folgenden Punkten von bestehenden Ansätzen und Konzepten:

•  Zielgruppe: Schüler der allgemein- und berufsbildenden Schulen sowie Auszubildende der berufsbildenden Schulen stehen im Fokus von „Mein Unternehmen“. Dies ermöglicht eine gezielte Gründungsensibilisierung und positive Motivation zur Selbständigkeit sowie die Kommunikation der Selbständigkeit als mögliche Berufsalternative bereits in einem frühen Lebens- und Bildungsstadium.

•  Regionalbezug: „Mein Unternehmen“ vermittelt wirtschaftliche Zusammenhänge anhand realer, lokal aktiver Unternehmen, d. h. es wird ein regionaler Wirtschaftsbezug sowohl in den Unterrichtsmodulen als auch im Unternehmensplanspiel hergestellt. Dadurch werden das Verständnis und der zu vermittelnde Inhalt „greifbar“ und der regionale Bezug zum Wirtschaftsgeschehen aktiv und nachhaltig gefördert.

•  Praxisbezug: Durch die aktive Integration von Unternehmensvertretern (Treffen mit erfolgreichen Unternehmern, Unternehmer unterrichten in Schulen) in die Durchführung wird das praxisnahe Lernen der Schüler verstärkt.

•  Unterrichtsmodule: Einsatz von praxisnahen, schüler- und handlungsorientierte Lehrmethoden zur Entwicklung und Förderungen von Handlungskompetenzen

•  Unternehmensplanspiel: Einsatz eines Unternehmensplanspiels zur Simulation von Unternehmens- und Entscheidungsprozessen und Entwicklung von Handlungskompetenzen

•  Förderung des kreativen Unternehmergeistes: Während der Durchführung von „Mein Unternehmen“ entwickeln die Schüler Business-Pläne und Gründungskonzepte zur eigenen Geschäfts- bzw. Unternehmensidee.

•  Multiplikatoren: Durchführung von Lehrerfortbildungen um engagierte Lehrer als Multiplikatoren zu gewinnen. Die Lehrer erleben das Projekt und führen es anschließend mit dem entsprechenden Unterrichtsmaterial selbst durch.

2.4  Organisatorische Einbindung des Projekts „Mein Unternehmen“

Die schulischen Rahmenrichtlinien fordern eine explizite Einbindung gründungsrelevanter Themenstellungen. Fächer wie Wirtschaftslehre oder Sozialkunde sind in ihren Gestaltungsmöglichkeiten relativ offen ausgelegt, so dass das Projekt „Mein Unternehmen“ ein-gebunden werden konnte. Die Durchführungen zeigten, dass auch Fächer wie Mathematik, Deutsch oder Geschichte für unternehmerische Inhalte greifbar sind, da in sie Aspekte einer Gründungssensibilisierung und positiven Motivation zur Selbständigkeit integriert werden konnten. Der zeitliche Rahmen für die Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ ist nicht durch einzelne Fächer begrenzt, sondern interdisziplinär als Zusammenspiel der Interessen und Zeitressourcen mehrerer Fächer gestaltbar.

Die organisatorische Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ konnte sowohl unterrichtsbegleitend, d. h. beispielsweise zwei Unterrichtsstunden pro Woche über einen bestimmten Zeitraum, als auch in Form einer Blockveranstaltung, d. h. beispielsweise in Form einer Ganztagesveranstaltung über drei bis fünf Tage, realisiert werden.

Beide Durchführungsmöglichkeiten beinhalteten die klassenstufenabhängige, inhaltliche und zielgruppenspezifische Steigerung der Komplexitätsgrade sowie, die bereits im Vorfeld der Durchführungen stattfindenden, Lehrerfortbildungen und (schul-)individuelle Unterweisungen des Lehrpersonals. Im Folgenden werden die beiden Durchführungsvarianten vorgestellt, die am häufigsten zum Einsatz kamen. Dabei ist zu beachten ist, dass das Projekt „Mein Unternehmen“ so flexibel gestaltet ist, dass es sich nahezu an beliebige Rahmenbedingungen anpassen lässt. Beispielsweise kann die Durchführung auch als Mischform aus diesen beiden Durchführungsformen realisiert werden (Tab. 1).

 

Die Rahmenrichtlinien der allgemein- und berufsbildenden Schulen, z. B. für die Fächer Wirtschaftslehre, Sozialkunde, Mathematik, Geschichte, Deutsch oder Technik, bieten einen vielfältigen Gestaltungsraum für die Implementierung gründungsrelevanter Themenstellungen. Eine interdisziplinäre Verknüpfung von verschiedenen Fächern erleichtert die Integrierung des weiterführenden Projekts „Mein Unternehmen“ in den schulischen Unterricht. Beispielsweise können im Deutschunterricht (Geschäfts-)Briefe, Bewerbungen oder Artikel verfasst, im Fach Geschichte historische Wirtschafts- oder soziale Sicherungssysteme und hinsichtlich der Verständigungs- und Kooperationsmöglichkeiten ihrer Akteure untersucht oder im Mathematikunterricht Finanzplanungen (z. B. Budgetpläne, Anlagestrategien, Preisbestimmungen) erstellt werden. Wichtig dabei ist, dass diese Punkte in Gruppenarbeiten (Kooperation) generiert und reflektiert werden. In diesem Zusammenhang können Kommunikations-, Argumentations-, Problemlösungsstrategien (z. B. Verhandlungsgespräche, Versicherungen, Garantiefälle) im Unterricht thematisiert werden.

2.4.1 Durchführung innerhalb der schulischen Projekt- bzw. Praktikumswochen

Die Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ erfolgte als Blockveranstaltung mit Konzentration auf die Projekt- bzw. Praktikumswochen in den jeweiligen Schulen. Diese Form der Durchführung wurde vom Projektteam „Mein Unternehmen“ in Zusammenarbeit mit den Lehrern der jeweiligen Schule begleitet (Tab. 1). Durch die aktive Integration von Unternehmen bzw. Unternehmern zu speziellen Fachthemen (Gastvorträge, Unternehmensführungen, etc.) sowie das Zusammenspiel zwischen den gründungsbezogenen Unterrichtsmodulen und dem Unternehmensplanspiel wird der Effekt der praxisnahen Vermittlung und Förderung von Softskills (Kreativität, Selbstbewusstsein, Eigeninitiative, etc.) und Fachwissen zusätzlich erhöht. Das Projekt „Mein Unternehmen“ wurde komplett durch das Projektteam „Mein Unternehmen“ betreut und durchgeführt. Unterstützt wird das Projektteam durch das involvierte Lehrpersonal und durch externe Partner aus Verwaltung, Industrie und Handwerk (z. B. Gastvorträge, Unternehmensführungen). Alle Lehrer der jeweiligen Schule erhielten während der Durchführung die Möglichkeit das Projekt zu begleiten und als interne Fortbildungsmaßnahme zu nutzen. Das ermöglichte es ihnen, bestimmte Elemente des Projekts sowie die konstruierten Lehr-Lern-Arrangements in ihren zukünftigen Unterricht einzubauen. Dadurch wurde ein Multiplikatoreneffekt erreicht, welcher deutlich über der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit „standardisierter“ Lehrerfortbildung hinausgeht.

2.4.2 Durchführung als unterrichtsbegleitende Veranstaltung

Vor dem Hintergrund dass Blockveranstaltungen viele Ressourcen sowohl auf Seite der Schule als auch auf Seiten des Projektteams binden, konnte das Projekt „Mein Unternehmen“ auch wahlweise als unterrichtsbegleitende Veranstaltung, in die mehrere Unterrichtsfächer involviert sind, durchgeführt werden (Tab. 1). Über die Begleitung eines bestimmten Zeitraums erfolgte die kontinuierliche Einflechtung der Unterrichtsmodule und des Unternehmensplanspiel „Mein Unternehmen“ in den laufenden schulischen Unterricht. Die Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ in der Schule wurde hier direkt durch die jeweiligen Lehrer durchgeführt, die im Vorfeld in regionalen und überregionalen Lehrerfortbildungen auf die Durchführung vorbereitet wurden. Unterstützt wurden sie dabei durch das Projektteam „Mein Unternehmen“, welches das Unternehmensplanspiel „Mein Unternehmen“ zur Verfügung stellte und die Auswertung der einzelnen Spielrunden übernahm. Einzelne ausgewählte Fachthemen wurden durch Gastvorträge durch das Projektteam (z. B. Einführung in das Planspiel) bzw. durch externe Partner aus Verwaltung, Industrie und Handwerk übernommen. Gleichzeitig erfolgte die Bereitstellung der benötigten Unterrichtsmaterialien zur Durchführung der Unterrichtsmodule sowie einer umfangreichen Dokumentation.

2.4.3 Lehrerfort- und -weiterbildung im Projekt „Mein Unternehmen“

Im Rahmen der Projektlaufzeit des Projekts „Mein Unternehmen“ wurden sowohl projektbegleitende als auch institutionelle Lehrerfort- und -weiterbildungen durchgeführt (Tab. 2). Diese Lehrerfortbildungen hatten das Ziel, die Lehrer zur eigenständigen Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ mit seinen beiden Bestandteilen zu befähigen.

Im Rahmen der jeweiligen Durchführungen hatten alle Lehrer der jeweiligen Schule die Möglichkeit aktiv an der Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ teilzunehmen. Nach dem Konzept „learning by doing“ wurden die Lehrer mit den entsprechenden Unterrichtsmaterialien dazu befähigt, dass gesamte bzw. Teile aus dem Lehrkonzept „Mein Unternehmen in ihre Unterrichtsgestaltung integrieren zu können.

Die institutionelle Lehrerfort- und -weiterbildung wurden in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung des Landes Sachsen-Anhalt organisiert, angeboten und durchgeführt. Alle interessierten Lehrer hatten so die Möglichkeit die Durchführung und Umsetzung des Lehrkonzepts des Projekts „Mein Unternehmen“ zu erlernen und später das gesamte bzw. Teile aus dem Lehrkonzept „Mein Unternehmen in ihre Unterrichtsgestaltung zu integrieren.

 

3. Projektevaluation

3.1 Ziele der Evaluierung

Die Evaluierung der Projektziele von „Mein Unternehmen“ soll garantieren, dass die gesetzten Intentionen, wie die Gründungsensibilisierung der teilnehmenden Schüler, die Förderung des kreativen Unternehmergeistes, die Wissensvermittlung und die Entwicklung von Handlungskompetenzen (Fach-, Human- und Sozialkompetenzen), durch die Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ erreicht werden. Die Ziele der Evaluierung unterteilen sich in drei Bereiche:

•  Evaluierung des Vermittlungserfolgs des Projekts „Mein Unternehmen“

•  Evaluierung des Unterrichtsprozesses des Projekts „Mein Unternehmen“

•  Evaluierung des Mehrwertes des Projekts „Mein Unternehmen“

Die Evaluierung des Vermittlungserfolgs von „Mein Unternehmen“ durch Tests des Wissenstandes der Teilnehmer (vor/nach dem Projekt) dient drei primären Zielen: Erstens wird durch die gezielte Wissensabfrage vor und nach Durchführung des Projekts gewährleistet, dass der Vermittlungserfolg des Projekts „Mein Unternehmen“ mess- und evaluierbar wird. Des Weiteren werden durch die Fokussierung auf die individuellen Voraussetzungen der Schüler verschiedener Klassenstufen und Schulformen Wissensdifferenzen sichtbar, welche dann als Grundlage für eventuell vorzunehmende Anpassungen zukünftiger Projektdurchführungen dienen. Die Evaluierung des Unterrichtsprozesses innerhalb der Durchführung von „Mein Unternehmen“ soll didaktische und organisatorische Fragen als auch Problemstellungen bei der Projektdurchführung erfassen, deren Klärung der konkreten praktischen Verbesserungen des Unterrichtsprozesses dient. Die Evaluierung des Mehrwertes des Projekts „Mein Unternehmen“ aus Sicht der Lehrer zielt auf die Involvierung von Vorschlägen, Meinungen und Erfahrungen der Lehrkräfte, welche der Projektzielerreichung zukünftiger Durchführungen dienlich sein können.

3.2 Methodisches Vorgehen

Die Ziele des Projekts „Mein Unternehmen“ bilden die Grundlage für die methodische Ausrichtung der durchzuführenden Evaluation. Die Erhebung der benötigten Informationen erfolgte anhand einer standardisierten Schüler- und einer Lehrerbefragung (Fragebögen). Entsprechend der Zielformulierungen des Schüler- und Lehrerfragebogens wurden Einzelfragen zu den entsprechenden Aspekten entworfen. Die beiden Fragebögen wurden während der Durchführung des Projekts von den teilnehmenden Schülern und Lehrern ausgefüllt. Die Fragen innerhalb der Fragebögen lassen sich in fünf Fragenblöcke unterteilen:

•  Informationen über die Teilnehmer des Projekts „Mein Unternehmen“

•  Inhalte und Lernziele des Projekts „Mein Unternehmen“

•  Persönlicher Eindruck des Unterrichtsprozesses „Mein Unternehmen“

•  Leistungsbeurteilung vor und nach dem Projekt „Mein Unternehmen“

•  Persönlicher Eindruck des Unterrichtsprozesses „Mein Unternehmen“

Eine Zielstellung war die Evaluierung des Wissenstandes der Teilnehmer (vorher/nachher), welche die individuellen Voraussetzungen der Lernenden der unterschiedlichen Klassenstufen und Schulformen messen soll, um eventuell notwendige Rückschlüsse und Adaptationen für zukünftige Projektdurchführungen vornehmen zu können. Gleichzeitig dient sie der Überprüfung der Leistungen der Schüler während des Projektes. Aus diesem Grund mussten die Fragen des Schülerfragebogens einmal vor (Eingangsfragebogen) und einmal nach (Abschlussfragebogen) dem Projekt beantwortet werden, damit konkrete Rückschlüsse auf den Wissensgewinn der Schüler gezogen werden können.

3.3 Ergebnisse der Evaluierung

3.3.1 Soziodemografische Daten

Am Projekt „Mein Unternehmen“ haben während der Projektlaufzeit (03/2004-12/2006) 1.322 Schüler teilgenommen. Von den Teilnehmern des Projekts „Mein Unternehmen“ waren 76,7% zwischen 17 und 19 Jahren alt. 11,2% waren jünger als die genannten Altersgruppen und 12,1% älter. 42,6% der Befragten waren männlich und 57,4% weiblich. Das Projekt „Mein Unternehmen“ wurde sowohl an allgemein- als auch an berufsbildenden Schulen durchgeführt. 46,1% der Schüler besuchten ein Gymnasium, 52,9 % ein berufsbildenden Schulen und 1,0% eine Sekundarschule. 18,0% der Teilnehmer waren Auszubildende (davon 6,1% im ersten Ausbildungsjahrjahr und 11,9% im dritten Ausbildungsjahr). Am Gymnasium wurde das Projekt „Mein Unternehmen“ bei Zehntklässlern (11,6%), Elftklässlern (18,4%) und Zwölftklässlern (48,2%) durchgeführt.

3.3.2 Evaluierung des Vermittlungserfolgs des Projekts „Mein Unternehmen“

Mit Hilfe der Fragebögen wurde das Fachwissen der Schüler vor und nach der Projektdurchführung überprüft. Die Evaluierung des Vermittlungserfolgs beinhaltete zwei Aspekte. Zum einen wurde der Wissenstand der Teilnehmer vor und nach der Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ erhoben und mit einander verglichen (Überprüfung des Fachwissens). Hierdurch wurde es möglich, Rückschlüsse auf eventuell notwendige Adaptationen für zukünftige Projektdurchführungen vornehmen zu können. Gleichzeitig diente die Erhebung der Überprüfung der Leistungen der Schüler während des Projekts. Zum anderen wurde die individuelle Wahrnehmung, Motivation und Akzeptanz des Projekts „Mein Unternehmen“ durch die involvierten Schüler und Lehrer eruiert. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die in das Projekt “Mein Unternehmen“ und somit in das Unterrichtskonzept gesetzten Ziele mehr als erfüllt werden konnten. Die Auswertung der Leistungsbeurteilung ergab, dass die Schüler vor dem Projekt deutlich schlechter abschnitten als nach der Projektdurchführung. Hierfür wurden aus dem Schülerfragebogen die Anzahl der Antworten mit voller Punktzahl aus dem Eingangsfragebogen mit der Anzahl der Antworten mit voller Punktzahl aus dem Abschlussfragebogen verglichen. Dies erfolgte anhand der prozentualen Gegenüberstellung der Schüler, die im Eingangsfragebogen die maximale Punktzahl erzielt und der Teilnehmer, die im Abschlussfragebogen die maximale Punktanzahl erreicht haben. Das bedeutet, dass dargestellt wird, wie viele Schüler im Eingangs- und im Abschlussfragebogen die maximale Punktzahl erreicht und inwieweit sich die Anzahl der vollständig richtigen Antworten gesteigert bzw. verbessert hat. Tabelle 3 gibt einen Auszug aus den Ergebnissen der Leistungsüberprüfung und zeigt, dass die Anzahl der vollständig richtig beantworteten Fragen nach der Projektteilnahme deutlich höher lagen als vor der Projektdurchführung.

 

Beispielsweise wurde die Frage nach den Punkten eines Business-Plans von mehr als der Hälfte der Schüler richtig beantwortet. Vorher war dazu nur etwa jeder zehnte Schüler in der Lage. Anhand der Ergebnisse wurden die entsprechenden Anpassungen am Unterrichtskonzept vorgenommen. Die Leistungserhebung offenbarte, dass bestimmte Fragestellungen und Thematiken bereits ausführlich im regulären schulischen Unterricht behandelt werden (z. B. Markt und Marktformen). Einerseits führten diese Tatsachen zu Anpassungsmaßnahmen im Unterrichtskonzept, d. h. dass Thematiken die bereits im Vorfeld gut bis sehr gut durch die Schüler beantwortet werden konnten, kürzer und weniger detailliert im Projektzusammenhang behandelt wurden. Thematiken, die den Schülern Schwierigkeiten bereiteten, wurden im angepassten Unterrichtskonzept detaillierter und in größerem Umfang berücksichtigt. Die Erhebung des Kenntnisstands der Schüler über wirtschaftliche Thematiken ermöglichte es dem Projektteam, dass im Projekt „Mein Unternehmen“ ein inhaltlich zielgruppenspezifisches Unterrichtskonzept entstehen und umgesetzt werden konnte. Bezüglich der Wahrnehmung des eigenen Kenntniszuwachses waren die Aussagen der Schüler und somit die Ergebnisse mehr als deutlich. Nach der Durchführung schätzten 70,8% der Schüler, dass ihre theoretischen Kenntnisse über die Gründung eines Unternehmens hoch bzw. sehr hoch sind. Dies entspricht einer Steigerung um 52,5% im Vergleich zum Kenntnisstand vor dem Projekt. Dass hierzu vor allem die Form des Unterrichts und somit die eingesetzten Unterrichtsmethoden beitragen, bestätigten die eindeutige Mehrheit der befragten Schüler und Lehrer. Beispielsweise gaben 52,0% der Schüler an, dass sie die vermittelten Inhalte durch den Einsatz von Rollenspielen besser verstanden haben. Dieser Eindruck wurde durch die Aussagen der befragten Lehrer mehr als bestätigt. Generell schätzte die Mehrheit der Schüler bezüglich ihres wirtschaftlichen Kenntnisstandes sowie bezüglich der abgefragten Kompetenzen (z. B. Kommunikations-, Kreativitäts- und Präsentationsfähigkeiten) nach dem Projekt deutlich besser ein als vor der Teilnahme am Projekt „Mein Unternehmen“.

Zusammenfassend zeigte die Evaluierung, dass das konzipierte und umgesetzte Unterrichtskonzept des Projekts „Mein Unternehmen“ die individuellen zielgruppenspezifischen Anforderungen sowohl an allgemein- und berufsbildenden Schulen als auch innerhalb differenzierter Ausbildungsberufe und Klassenstufen erfüllt. Damit erreicht es die Zielsetzung der Gründungssensibilisierung und positive Motivation zur Selbständigkeit an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt.

3.3.3 Evaluierung des Unterrichtsprozesses sowie des Mehrwertes des Projekts „Mein Unternehmen“ aus Sicht der Schüler und Lehrer

Ziel des Projekts „Mein Unternehmen“ ist es, selbständiges, unternehmerisches Denken und Handeln sowie die Selbständigkeit als Berufsalternative aufzuzeigen und dementsprechend den Schüler Fach-, Personal- und Sozialkompetenzen zu vermitteln. Nach der Durchführung gaben 69,4% der Teilnehmer an, dass sie über eben diese Kompetenzen verfügen (Einschätzung als hoch bzw. sehr hoch). Dies entspricht einer Steigerung um 46,6% im Vergleich zum Kenntnisstand vor Realisierung von „Mein Unternehmen“. Um obige Ziele zu erreichen, setzt das Projekt auf hierfür entwickelte adaptierte Methoden und Instrumente zur Teamarbeit, Präsentationen sowie Rollenspiele vor der Klasse. 67,6% der Schüler fiel es mit Hilfe von Gruppenarbeit innerhalb des Projekts leichter, die Projektinhalte zu verstehen. Ebenso beurteilten 79,2% der Schüler als gut bis sehr gut, dass verschiedene Inhalte mittels Gruppenarbeit behandelt wurden. Durch die Rollenspiele verstanden 44,9% die vermittelten Inhalte besser (Abb. 1). Dass verschiedene Inhalte im Projekt mit Hilfe von spezifischen Rollenspielen behandelt wurden, empfanden 56,6% der Befragten als gut bis sehr gut. Das Team „Mein Unternehmen“ und die Lehrer sehen diese Bewertung als sehr positiv an, da die Schüler im regulären Unterricht meist nicht mit einem derart hohen Anteil an Rollenspielen konfrontiert werden. Hierbei handelt es sich um einen effektiven Lernprozess, der als gut bis sehr gut aufgenommen wird. Diese Ansicht wird von den befragten Lehrern unterstützt, die mit absoluter Mehrheit der These zugestimmt haben, dass der Rollenspieleinsatz den Lerneffekt der Schüler erhöht (Abb. 2).

Es zeigt sich, dass das Konzept von „Mein Unternehmen“ bei den Teilnehmern auf Zuspruch stößt und das Aufnehmen wirtschaftlicher Zusammenhänge im Vergleich zum herkömmlichen Schulunterricht erleichtert als auch unterstützt. Nach subjektiven Einschätzungen der Schüler verbessert die dabei eingesetzte Methodik auch die Fähigkeit frei vor einer Gruppe zu sprechen, was den Teilnehmer auch über den wirtschaftlichen Aspekt des Projekts hinaus zugute kommt. Auf die Frage hin, wie die Schüler ihre eigene Präsentationsfähigkeit vor einer Gruppe vor der Projektdurchführung einschätzen, antworteten 36,2% mit „eher gering“ und 36,9% mit „hoch“. Nach der Absolvierung von „Mein Unternehmen“ sank der Anteil der Einschätzung als „eher gering“ auf 21,4% und die Einschätzung als „hoch“ stieg auf 53,6% an. Die selbständige Erarbeitung eines Unternehmenskonzepts im Rahmen von „Mein Unternehmen“ soll die wirtschaftliche Praxis simulieren und gleichzeitig die Kreativität der Schüler stimulieren.

 

Dass auch diese Ziele im Rahmen des Projekts erreicht wurden, bestätigt die Evaluierung der Fragebögen. Dabei stimmten etwa drei Viertel der Teilnehmer zu, dass das Lernen im Projekt „Mein Unternehmen“ kreativer bzw. lebensnaher/praktischer ist als im normalen schulischen Unterricht. 62,8% der Befragten gaben an, dass die Unterrichtsform bei der Projektdurchführung die Kreativität anregt. Aufgrund der ungezwungenen Atmosphäre und der angewandten Unterrichtsmethodik fiel es vielen Schüler leichter, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen und im gegenseitigen Wissensdialog anzuwenden. Dementsprechend gaben 72,0% der Teilnehmer an, durch die Form des Unterrichts im Projekt „Mein Unternehmen“ unternehmerisch gedacht und gehandelt zu haben. Etwa 2/3 der Befragten stimmten zu, dass ihre wirtschaftlichen Kenntnisse vertieft (67,7%) und praktisch angewendet (68,8%) wurden bzw. dass sie neue wirtschaftliche Kenntnisse erworben haben (66,6%) (Abb. 4). Die befragten Lehrer bezogen bezüglich dieses Punktes durchweg zustimmende Positionen.

Diese soeben beschriebenen Effekte werden durch das computergestützte Planspiel sogar noch verstärkt, da hier besonders die Interdependenzen zwischen Unternehmen realitätsnah abgebildet werden können. Dementsprechend gaben 62,1% der befragten Schüler an, dass sie mit Hilfe des computergestützten Planspiels den Unterrichtsstoff besser verstanden haben.

4. Schlussfolgerungen und Übertragbarkeit

Die Erfahrungen aus dem ego.-Modellprojekt „Mein Unternehmen“ zeigen, dass es den allgemein- und berufsbildenden Schulen häufig an den Möglichkeiten und Rahmenbedingungen für eine adäquate praxisnahe Ausbildung der Schüler fehlt. Hinzu kommt die Tatsache, dass eine Vielzahl der Lehrer an praktischer Erfahrung mit unternehmerischer Selbständigkeit und generell Unternehmen mangelt, da diese Aspekte in der Lehrerausbildung (noch) nicht vorgesehen sind. Die Rahmenrichtlinien fordern allerdings die Einbindung gründungsrelevante Themenstellungen. Fächer wie Wirtschaftslehre oder Sozialkunde sind in ihren Gestaltungsmöglichkeiten relativ offen ausgelegt, so dass Projekte, wie das Projekt „Mein Unternehmen“, eingebunden werden könnten. Es ist jedoch auch durchaus denkbar, dass Fächer wie Mathematik, Deutsch oder Geschichte für unternehmerische Inhalte greifbar sind, da Aspekte einer Gründungssensibilisierung und positiven Motivation zur Selbständigkeit integriert werden könnten. Das bedeutet, dass der zeitliche Rahmen für die Durchführung des Projekts „Mein Unternehmen“ nicht durch ein oder zwei Fächer begrenzt ist, sondern interdisziplinär als Zusammenspiel der Interessen und Zeitressourcen mehrerer Fächer gesehen werden kann/muss. Projekt begleitend sind in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung Sachsen-Anhalt über-, regionale und schulinterne Fortbildungen Teil des Projekts. Die erfolgreiche landesweite Projektdurchführung in verschiedenen Ausbildungsarten und -stufen schafft den Nachweis für die Erreichung des gestellten Anspruches, ein unterrichtsergänzendes modulares Lehrkonzept zu entwickeln, dessen Inhalte, Methoden und Mittel auf die differierenden Anforderungen und Rahmenbedingungen an allgemein- und berufsbildenden Schulen angepasst werden können und somit auch eine Übertragbarkeit auf andere Schulen gegeben ist. Aufgrund der hohen Resonanz an den Schulen stehen das Kultus- und das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt einer Verstetigung des Modellprojektes positiv gegenüber. Hierbei wird unter anderem auch auf das Ausprobieren neuer Methoden und Instrumente Wert gelegt, welche das Thema Wirtschaft noch intensiver und anschaulicher „in den Klassenraum“ bringen. Hierzu gibt es bereits Ideen und Ansätze, wie z. B. der Ansatz der Zusammenführung von Teilnehmer unterschiedlicher Ausbildungsstufen (d. h. schulische Vollzeitausbildung und duale Berufsausbildung) und der gegenseitigen Bereicherung im Lernprozess oder auch die Verlagerung des Lernorts in den Betrieb für eine aktiven Erfahrungstransfer von Unternehmern zu Schülern. Das ausgelobte Preisgeld für Projekte im Bereich „Nachhaltige Bildung“ könnte als Anschubfinanzierung für die Realisierung der hier exemplarisch dargestellten Ideen als Projekterweiterung im Verstetigungsprozess verwendet werden.

 

Literatur:

BADER, R. (2004): Didaktische Rahmenkonzeption zur Entwicklung von Lehr-Lern-Arrangements. In: BADER, R./ BAIER, J./ BEEK, H.-P./ HORST, F.-W./ KEISER, G./ SCHULZ, R. (Hrsg.): Kultur unternehmerischer Selbständigkeit in der Berufsausbildung. Bielefeld, 36-48.

BMBF, Bundesministerium für Bildung und Forschung (2001): EXIST: Existenzgründung aus Hochschulen. Stand und Perspektiven. Berlin.

BRAUKMANN, U. (2000a): Zur Förderung von Existenzgründungen aus Hochschulen – Konturen eines neuen hochschuldidaktischen Aufgabenfeldes. In: STRAKA, G.A./ BADER, R./ SLOANE, P.F.E. (Hrsg.): Perspektiven der Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Forschungsberichte der Frühjahrstagung 1999. Opladen, 87-103.

BRAUKMANN, U. (2000b): Förderung von Existenzgründungen aus Hochschulen – Im Rahmen des bizeps-Projektes entwickelte Konturen einer Gründungsdidaktik. In: KLANDT, H./ NATHUSIUS, K./ SZYPERSKI, N./ HEIL A.H. (Hrsg.): G-Forum 1999. Dokumentation des 3. Forums Gründungsforschung. Lohmar/Köln, 103-143.

BRAUKMANN, U. (2002): Entrepreneurship Education an Hochschulen: Der Wuppertaler Ansatz einer wirtschaftspädagogisch fundierten Förderung der Unternehmensgründung aus Hochschulen. In: WEBER, B. (Hrsg.): Eine Kultur der Selbständigkeit in der Lehrerausbildung. Bergisch-Gladbach, 47-98.

STERNBERG, R./ BRIXY, U./ SCHLAPFNER, J.-F. (2006): Global Entrepreneurship Monitor – Länderbericht Deutschland 2005. Hannover/Nürnberg

WESTERFELD, K. (2004): Förderung persönlichkeitsbezogener unternehmerischer Kompetenzen im Rahmen der Existenzgründungsqualifizierung an Hochschulen. Bildungstheoretische Analyse, Zielkonturierung und didaktische Arrangements. Paderborn.