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WILFRIED SCHNEIDER (Wirtschaftsuniversität
Wien)
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Bildung aus dem Netz - Chancen und
Probleme * |
*Dieser
Beitrag ist eine gekürzte Version eines Aufsatzes,
der in FORTMÜLLER, R. (Hrsg.): Komplexe Methoden,
neue Medien in der Didaktik der Ökonomie. Wien 2002,
erscheinen wird. |
1
Problemstellung |
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(Populär-)Wissenschaftliche
Publikationen versprechen seit Jahrzehnten, dass mit Hilfe
von Computern die Krise des Bildungswesens zu lösen
sei. In den letzten Jahren wurde die Hoffnung durch das
Schlagwort des "E-Learnings" zusätzlich
genährt (vgl. z.B. BENNETT 1999, ROSENBERG 2001,
SCHEUERMANN 2000). Fraglich ist jedoch, ob die Revolution
des Unterrichts durch das Netz mehr bewirkt als einen
Anstieg der Kosten. Bedenklich stimmt, wenn bereits der
Beweis, dass man mit dem Netz genau so erfolgreich lernen
kann wie in konventioneller Form, als Erfolg bezeichnet
wird (vgl. ASTLEITNER 2000, 25).
Betrachten wir die aktuellen Ansätze im Bereich "Neue
Medien", so ist zunächst zu differenzieren in
Interaktive Lernsoftware, meist auf CD - Rom, und dem
weitaus umfangreicheren Ansatz des "E-Learning".
"E-Learning" umfasst ebenfalls interaktive Lernsoftware,
die jedoch mit weiteren Informationen aus dem Netz verbunden
werden kann. E-Learning ermöglicht zusätzlich
den schnellen und kostengünstigen Transport konventioneller
Materialien (wie z.B. von konventionellen Lehrtexten),
die über das Netz schnell aktualisiert werden können,
ferner den Zugriff auf gespeicherte konventionelle Vorträge
("virtuelles Lecturing") und die lernbezogene
Kommunikation zwischen den Lernenden ("virtuelle
Gruppen") und zwischen Lernenden und Lehrenden ("virtuelles
Tutoring").
Bei der Analyse ist zwischen der Situation in der betrieblichen
Aus- und Weiterbildung und dem Einsatz an Schulen und
Universitäten zu unterscheiden.
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2 Zur Wirksamkeit des "E-Learnings" |
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2.1
Zur unbefriedigenden Forschungssituation |
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Zunächst ist festzustellen, dass die Forschungslage
aus mehreren Gründen unbefriedigend ist (vgl. auch
EULER 2001a, 30, HASEBROOK 1997, 12).
Erstens ist es unklar, wann man von E-Learning sprechen
soll. Liegt E-Learning nur dann vor, wenn alle wesentlichen
Aspekte berücksichtigt werden, d.h. wenn dem Lernenden
multimedial aufbereitete, interaktive Lernmaterialien,
die mit weiteren Informationen aus dem WWW verlinkt
sind zur Verfügung stehen und zusätzlich computervermittelte
Kommunikationsmöglichkeiten (CvK) zwischen den
Lernenden und zwischen Tutoren und Lernenden integrierte
Bestandteile des Angebotes sind ? Wählt man diese
strenge Abgrenzung, gibt es nur wenige Implementationen,
die diese Anforderungen vollständig erfüllen
(vgl. ASTLEITNER 2000, 17f).
Sind auch Teilangebote, wie etwa "virtuelles Lecturing"
oder konventionelle Kursunterlagen, die über das
Netz transportiert werden und die durch "virtuelles
Tutoring" unterstützt werden in Untersuchungen
einzubeziehen? Gelten auch interaktive Lernprogramme
auf CD-ROM als "E-Learning", wenn sie zumindest
über das Netz aktualisiert werden und/oder wenn
das Lernen durch "virtuelles Tutoring" oder
"virtuelle Gruppenarbeit" unterstützt
wird?
Neben diesem Abgrenzungsproblem macht vor allem das
Konfundierungsproblem in der Forschung die vorliegenden
Ergebnisse wenig brauchbar. Gemeint ist, dass bei Vergleichsstudien
zwischen konventionellen Lerndesigns und E-Learning
häufig so viele Variable verändert werden,
dass etwaige Effekte nicht eindeutig dem Web-Einsatz
zugeschrieben werden können.
Als gesichert kann gelten, dass die instruktionale Methode
Vorrang vor dem Instruktionsmedium hat (WEIDENMANN 1996,
328). Dazu kommt, dass die Effizienz von folgenden Bedingungsfaktoren
abhängt (vgl. SCHNEIDER 1996, 166f):
· Welche Lernziele werden angestrebt (kognitive
Ziele auf dem Reproduktions- oder auf dem Anwendungsniveau,
motorische Ziele, wie die Bedienung von Computerterminals
oder die Tastaturbeherrschung, Verhaltensziele, wie
Verkaufs- oder Beratungsverhalten)?
· Handelt es sich um Sachverhalte, die eher abstrakte
Konzepte betreffen (z.B. das System der Finanzbuchhaltung)
oder solche, die reale bewegte Abbildungen erfordern
(wie z.B. nonverbale Kommunikation)?
· Welche Adressaten sollen mit dem Programm lernen?
Vorwissen, Lernerfahrung, Lernmotivation, Akzeptanz
des Themas sind wesentliche Einflussfaktoren.
· Wie lange soll mit dem Design gelernt werden,
d.h., könnte der Neuigkeitseffekt eine Rolle spielen?
Ferner ist wesentlich, mit welchem Design die Lernumgebung
im Web verglichen wird. Betrachtet man z.B. die von
ASTLEITNER (2000, 22) ausgewerteten Untersuchungen,
findet man als Vergleichsbasis fast ausschließlich
"traditionelle Kurse" oder "traditionelle
Vorlesungen", diese sind jedoch kaum näher
charakterisiert.
Als Beispiel sei eine von ASTLEITNER (2000, 23) herangezogene
Untersuchung kurz beschrieben, die einen positiven Lerneffekt
im Vergleich zu einem "traditionellen Kurs"
hatte.
Beispiel 1: Problematische
Vergleichsuntersuchung
In einer Studie von WALLACE
und MUTOONI wurde eine 90-minütige herkömmliche
Vorlesung mit einer WWW-basierten Veranstaltung
verglichen. Allerdings war keine computerunterstützte
Kommunikation (CvK) vorgesehen. Nach der Lernphase
hatten die Studierenden 10 Tage Zeit, um eine
technische Gestaltungsaufgabe zu bearbeiten. Die
Ergebnisse der WWW-basierten Veranstaltung zeigten
Vorteile beim Lernerfolg.
Die Autoren der Studie geben selbst an, dass sie
die Verbesserung auf die umfassende und lernwirksame
Aufbereitung der webbasierten Veranstaltung zurückführen.
Es wurde explizit auf die Gliederung in Einführung,
Motivation, Theorie, Anwendung der Theorie und
Beispiele geachtet. Ferner wurden die Subthemen
klar unterschieden und indexiert. Die Abschnitte
des Lehrstoffs konnten ebenso frei gewählt
werden, wie die Präsentationsart (Text und
Bild oder Video mit Ton).
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Bei kritischer Betrachtung dieser Untersuchung kann
man feststellen:
Gegenüber herkömmlichen Lernunterlagen erforderten
nur die unterschiedlichen Präsentationsarten den
Computereinsatz. Für die Notwendigkeit, die Materialien
über das Web zu transportieren, findet sich außer
ökonomischen Gründen kein Anlass, da der Aspekt
der CvK ausgeklammert wurde. Der Neuigkeitseffekt war
vermutlich bei einer 90-Minuten-Sequenz eher hoch. Der
wesentliche Einfluss scheint jedoch in der besseren
Aufbereitung zu liegen. Das Ergebnis ist somit trivial:
"Besserer Unterricht hat höhere Effizienz
als schlechterer".
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2.2
Zur mangelhaften Umsetzung des E-Learnings in der Praxis |
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Werden computergestützte Lernumgebungen in der
Forschung noch einigermaßen gut kontrolliert,
werden die Entwicklungen in der Praxis meist nicht oder
nur in Bezug auf die Akzeptanz evaluiert. Dazu kommt,
dass die Entwicklungen häufig von Autoren stammen,
die von gesicherten didaktischen Wirkfaktoren wenig
Ahnung haben.
Am Beispiel von zwei aufwendig entwickelten Lernumgebungen
soll dies erläutert werden:
Beispiel 2: Missglückte
mediale Gestaltung einer videogestützten Lernumgebung
Ein großes österreichisches
Kreditinstitut ließ vor kurzem einen Ausbildungsfilm
zum Thema "Wechsel" drehen. Als Protagonisten
wurde eine bekannte österreichische Kabaretttruppe
engagiert. In einem Lokal auf einem Wiener Hausberg,
dem "Wechsel", wurden zunächst
alle unsinnige Assoziationen, wie "Wildwechsel",
"Platzwechsel", "Lokalwechsel"
bis "bringen sie mir einen Wechselsaft, ah
"Weichselsaft" als "motivierender
Einstieg" durchgespielt. Dann wurde die Bedeutung
des Wechsels an einem wenig authentischen Beispiel
illustriert.
Ein Gast stellte auf der Rückseite der Speisekarte
einen Wechsel aus (übrigens falsch, da das
Wort "Wechsel" nur als Überschrift
verwendet wurde, jedoch im Text der Anweisung
zu zahlen nicht vorkam). Ein weiterer Gast fungierte
als Bezogener, da er dem ersten für eine
Benzinrechnung ATS 100,- schuldete. Dieser "Wechsel"
wurde zur Bezahlung der Getränkerechnung
an den Kellner indossiert, von diesem an die Kellnerin
zur Bezahlung einer privaten Schuld, von dieser
an den Koch, der ihn schließlich zur teilweisen
Zahlung der Lehrlingsentschädigung an den
Lehrling weitergab. Der Lehrling erklärte
schließlich im Frontalvortrag "auf
der Basis seines Berufsschulwissens" den
Wechsel.
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Bedenkt man noch, dass dieses Video für die Schulung
von Bankangestellten, also in der Regel von Maturanten
gedreht wurde, wird klar, dass das externe Beraterteam
im Wesentlichen das Entgelt und nicht die Lernwirksamkeit
im Auge gehabt haben kann. Das Beispiel ist typisch
für den Edutainment-Ansatz in den neuen Medien,
der häufig jede Zielorientierung vermissen lässt.
Beispiel 3: Unzureichende
Aufgabengestaltung beim webbasierten Lernen
Das von der EU in Österreich geförderte Projekt
FUBB bezweckt die Entwicklung von Internet-basierten
Fernunterrichtsbausteinen für Handelsakademien
bzw. höhere technische Lehranstalten für Berufstätige.
Da der Server zum Zeitpunkt der Publikation dieses Beitrags
nicht zugänglich war, (laut Quelle: http://www.fubb.eduhi.at)
können nur die publizierten Unterlagen herangezogen
werden. Es ist anzunehmen, dass Beispiele veröffentlicht
wurden, die die Autoren für besonders gelungen
hielten (vgl. SIGMUND, 2001, 16 f). Folgende Prüfungsbausteine
wurden in der Publikation gefunden:
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Auch dieses Beispiel ist für
die praktische Entwicklung typisch. Nicht die didaktischen Anforderungen
sind für die Gestaltung entscheidend, sondern die Möglichkeiten,
computergestützt Antworten auszuwerten. Verwendet werden
daher überwiegend "Multiple-Choice-Aufgaben"
und Lückentexte. |
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Zum gleichen Ergebnis gelangen auch MADER und STÖCKL
(1999, 194), die nach Auswertung zahlreicher Lernsoftwarepakete
feststellen, dass überwiegend Programme für Neulinge
und Anfänger angeboten werden, die auf rezipieren, nachahmen
und erinnern zielen.
Ähnlich ist die Situation auch an Universitäten.
Schulmeister kommt in seiner Untersuchung über mehrere
hundert Internetangebote an Hochschulen zum Schluss, dass
meist nur Übungstexte in Lückentextform oder Texte
mit Überprüfungsfragen im Multiple-Choice-Format
angeboten werden. Er ergänzt: "Die meisten Internet-Server,
die Begleitskripten zu einzelnen Veranstaltungen oder fachwissenschaftliche
Themen enthalten, bieten häufig qualitativ schlechtere
Texte an als es die traditionellen Korrespondenzbriefe des
Fernstudiums gewesen sind, und diese Texte sind i.d.R. dürftiger
als die publizierten Lehrbücher. Die meisten Designs
beschränken sich auf Wissensüberprüfungen auf
dem untersten Niveau der kognitiven Taxonomie (SCHULMEISTER
1999, S 170).
Dies ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass "E-Learning-Module"
häufig von Informatikfreaks und nicht von Didaktikern
gestaltet werden, sondern auch auf die Kostensituation. Da
die Kosten wesentlich vom Ausmaß der Adaptivität
abhängen, werden die Rückmeldungen oft nicht ausprogrammiert.
Rückmeldungen, wie "Bravo" oder "Oje"
sind häufig (vgl. z.B. die preisgekrönte Lernsoftware
"easy business", MIHALOVIC und SETZNAGEL 1999).
Sind die Aufgaben komplex, ist eine automatisierte Rückmeldung
sehr teuer oder bei umfangreichen Antworten überhaupt
unmöglich. Sind die Aufgaben weniger komplex, ist eine
automatisierte Rückmeldung zwar möglich, komplexere
Ziele werden jedoch verfehlt.
Schon vor Jahren konnte der Autor zeigen, dass in Fällen,
in denen es um abstrakte Lerninhalte geht, bei gleicher didaktischer
Qualität und qualifizierten Lernern, die Computerunterstützung
keine wesentlichen Vorteile bringt, sondern nur wesentlich
mehr kostet, als schriftliches Lernmaterial (vgl. dazu SCHNEIDER
1977, 1991). Auch andere Untersuchungen der Abteilung für
Wirtschaftspädagogik führten zum gleichen Ergebnis
(vgl. z.B. HAAS 1993, PAUL 1993).
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2.3
Wirksamkeitskriterien für "E-Learning" |
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Fasst man die Forschungsergebnisse zusammen, dann wird auch
beim "E-Learning" dann gelernt, wenn die Lernenden
· Informationen erhalten, die (hoffentlich) gut aufbereitet
wurden,
· durch (hoffentlich zielbezogene) Problemstellungen
zur anwendungs-orientierten Verarbeitung veranlasst werden
und darüber
· (hoffentlich den Lernprozess fördernde) Rückmeldungen
sowie Lernhilfen erhalten (vgl. dazu SCHNEIDER 1996, 165).
Besondere Bedeutung kommt dabei den Problemstellungen zu,
die entscheidend dafür sind, ob sinnvoll gelernt wird
und den Rückmeldungen, die die Effizienz von Lernprozessen
wesentlich erhöhen können.
Computer- und Netzunterstützung ist daher dann sinnvoll,
wenn diese Funktionen besser wahrgenommen werden können
als im Direktunterricht. Dass dies nicht immer der Fall ist,
zeigen die oben zitierten Beispiele.
Die Aussage "The Medium is the Message" ist jedenfalls
für das Lernen mit Netz und Computer sicher falsch, vielmehr
gilt der Vorrang der instruktionalen Methode vor dem Medium
(vgl. WEIDENMANN 1996, 325 ff).
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2.4
Zwischenfazit |
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Die vorliegenden Befunde bestätigen den Enthusiasmus
von Bildungspolitikern zunächst nicht. Ein Großteil
der entwickelten Lernsoftware ist didaktisch unzureichend,
dies betrifft bereits die Informationsgestaltung, gilt aber
vor allem für die Problemstellungen und für die
computergestützten Rückmeldungen.
Dazu kommt, dass die Informationsaufnahme über den Bildschirm
beschränkt ist. Z.B. ist am Bildschirm das Lesetempo
in der Regel um mehr als ein Drittel geringer. Querlesen ("Scannen")
ist nicht möglich und umfangreichere Informationen müssen
auf erheblich mehr Bildschirme verteilt werden, als dies bei
Buchseiten erforderlich ist.
Es scheint daher sinnvoll, nur jene Lernprozesse mit Computer-
und Netzunterstützung zu gestalten, die nicht mindestens
ebenso effizient und meist auch kostengünstiger mit herkömmlichen
Materialien bewirkt werden können.
Am Rande sei bemerkt, dass der postulierte Hauptvorteil des
Lernens mit dem Netz, nämlich dass die Lernenden Lernort,
Lernzeit, Lernweg, Lerndauer und Lernpartnerschaften selber
bestimmen können, weitgehend auch für konventionelle
schriftliche Materialien gilt. E-Learning aus ökonomischer
Sicht
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2.5
Ökonomische Aspekte von E-Learning aus betrieblicher Sicht |
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Stellt E-Learning im Bereich der schulischen und der universitären
Ausbildung immer noch eine relativ marginale Ergänzung
zum Direktunterricht dar, verdrängt es im betrieblichen
Bereich einen immer größeren Teil der Direktschulung
(vgl. z.B. die Situation bei Siemens - VARESI 2000).
Allerdings fällt in der Wirtschaft die Entscheidung für
E-Learning nicht auf Grund der größeren pädagogischen
Effizienz sondern aus ökonomischen Gründen.
Dies hat zwei Ursachen:
(1) Der Schulungsbedarf fällt in den Betrieben zeitlich
und geografisch weit gestreut an und betrifft häufig
Mitarbeiter mit sehr unterschiedlicher Vorbildung.
Beispiel 4: Zeitlich und
geografisch verteilter Ausbildungsbedarf für Mitarbeiter
mit unterschiedlicher Vorbildung
Außendienstmitarbeiter für
Versicherungsunternehmen werden laufend und im gesamten
Bundesgebiet angestellt und haben unterschiedliche Vorerfahrungen,
da sie oft aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen stammen.
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(2) Betriebe müssen nicht nur die Veranstaltungskosten
tragen, sondern auch die Kosten der Lernenden (Lohnkosten,
Reise- und Aufenthaltskosten und Produktionsausfall). Mittels
E-Learning gelingt es zudem, die Lernzeit stärker in
die Freizeit zu verlagern
Diese Kosteneinsparungen führen jedoch dazu, dass sich
die Lernsoftwareentwicklung in größeren Unternehmen
sehr schnell rechnet.
Beispiel 5: Break-Even-Punkt
für Lernsoftwareentwicklung
In einem Projekt für die Versicherungswirtschaft
ging man etwa von folgenden Annahmen aus:
Entwicklungskosten pro Seminartag (8 Lernstunden) ca.
100.000 Euro.
Kosten pro Mann/Frau und Seminartag (einschließlich
Lohn, Reise- und Aufenthalt und Produktionsausfall)
ca. 300 - 400 Euro
Der Break-Even-Punkt liegt dann bei etwa bei 250 - 350
Adressaten.
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Die Firma Siemens, eine der großen Anwender von E-Learning,
rechnet übrigens mit ähnlichen Zahlen (vgl. VARESI
2000, 88).
Aus diesen ökonomischen Gründen wird in Unternehmen
auch kaum die Effizienz sondern meist nur die Akzeptanz untersucht
und dies ohne Kontrollgruppe, da es sich kaum ein Unternehmen
nur aus wissenschaftlichen Gründen leistet, Angebote
mit gleicher Qualität und mit unterschiedlichen Organisationsformen
anzubieten (vgl. z.B. Österreichische Gesellschaft für
Versicherungsfachwissen 1995).
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2.6
Ökonomische Aspekte von E-Learning in Schulen und Universitäten |
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Völlig anders ist die Situation in der Schule. Die Kosten
der Lernenden (Transport, Zeit, Aufenthalt und ein etwaiger
Verdienstentgang) werden nicht vom Anbieter getragen.
Die Einsparung an Räumen und Lehrenden ist gering, da
ja E-Learning in der Regel zusätzlich zum Normalunterricht
eingesetzt wird, d.h., die Schüler lernen z.B. in den
österreichischen Laptop-Klassen, in der Klasse mit Netzunterstützung
und werden von den Lehrkräften überwacht. Eine Auflösung
der Jahrgangsklassen wird derzeit kaum angedacht. Auch PAYR,
eine Verfechterin des E-Learnings, spricht nur vom "E-Learning"
als Zusatzangebot mit Lehrern als Moderator (vgl. PAYR 2000,
130). Es kommt daher zu keinem einzigen der für Unternehmen
gültigen Einsparungseffekte.
Auch bei der Materialentwicklung ist die Kostensituation für
Schule und Betriebe unterschiedlich. Die Lernsoftware wird
für große Unternehmen in Auftragsprojekten speziell
entwickelt, d.h., der Absatz ist gesichert und Summen wie
die oben genannten werden bezahlt. Im Gegensatz dazu sind
im Bereich des Bildungsangebotes für Schulen und Universitäten
kaum große Umsätze zu erwarten.
Übliche Varianten für die Entwicklung von Lernsoftware
für öffentliche Schulen und Universitäten sind:
· Selbstausbeutung der Programmersteller (Lehrer, Forscher)
· Fremdausbeutung von Studierenden (z.B. an Universitäten)
· Subventionen (EU, Ministerien, Forschungsfonds etc.)
Gute Lösungen sind meist Ergebnisse von subventionierten
Forschungsprojekten, wobei immer die Frage zu stellen ist,
wer die Kosten der Wartung und der Weiterentwicklung trägt.
Eine aktuelle Übersicht für den universitären
Bereich findet sich bei HAGENHOFF und RÖDER (2001).
Kann man daher nicht nachweisen, dass "E-Learning"
auch langfristig und vor allem im Bereich des komplexen Lernens
wirksamer ist als gut gestaltete schriftliche Materialien,
zahlt sich der zusätzliche Aufwand kaum aus.
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3
Zur Problematik der Lernsoftwareentwicklung für Schulen
und Universitäten |
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Zu den Problemen der derzeitigen Entwicklung von Lernsoftware
im öffentlichen Bereich gehören:
(1) Verschiedene Projektgruppen arbeiten an den gleichen Zielen
und beginnen jeweils bei Null. Typisch ist z.B. das eingangs
zitierte FUBB-Projekt, das vermutlich wesentlich effizienter
wäre, wenn man ergänzende Materialien zu vorhandenen
Lehrbüchern (z.B. Lernfortschrittskontrollen mit entsprechenden
individuellen Rückmeldungsmöglichkeiten, zusätzliche
Fallstudien etc.) entwickeln würde, statt die gesamte
Lernumgebung neu zu entwerfen.
(2) Von Informatikern dominierte Projektgruppen entwickeln
zunächst eine eigene Plattform, eigene Prüfungssoftware
und nach Möglichkeit eine eigene Autorensprache obwohl
ausreichende Software vorliegt, wie z.B. "Coursebuilder",
"Author-Ware" oder der "Macromedia-Director".
(zu universitären Angeboten vgl. auch die Übersicht
bei HAGENHOFF/ RÖDER 2001).
Eine wichtige Regel sowohl für Inhalt und Didaktik wie
auch für den informatischen Hintergrund wäre daher
"Nichts entwickeln, was es schon gibt".
Die Eitelkeit der Projektentwickler und die mangelnde Übersicht
der Sponsoren führen jedoch nicht nur zur Verschwendung
von Ressourcen sondern zu einem Rückfall hinter bereits
vorliegende didaktische Strukturen.
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4
Chancen von "E-Learning" an Schulen und Universitäten |
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Die obige Analyse ergibt, dass der Einsatz von "E-Learning"
automatisch weder zu einer Kosteneinsparung noch zu einer
Verbesserung der Lernprozesse führt. Die Vorteile im
Unternehmensbereich sind weitgehend ökonomischer Art
und können daher nicht unreflektiert auf das öffentliche
Bildungsangebot übertragen werden.
Die Folgerung heißt jedoch nicht "Log-Out",
wie STOLL pointiert formuliert (vgl. STOLL 2001), sondern
nur, dass man vom derzeitigen Ansatz, alles was aus dem Netz
kommt hochzujubeln abgehen und Lernen mit Netz und Computer
nur dort einsetzen sollte, wo ökonomische und didaktische
Vorteile zu erwarten sind. Dies ist weniger im Bereich des
interaktiven, computerunterstützten Unterrichts der Fall
sondern eher durch sinnvollen Interneteinsatz.
Folgendende Vorteile werden dem Internet attestiert, die jedoch
auch nicht immer unproblematisch sind.
=> Schnelle Durchführung
von Recherchen von Lernenden
Die Recherchemöglichkeiten des Internets geben wieder
jenen Auftrieb, die unreflektiert behaupten, "es reicht
wenn man weiß wo man es findet". Im Gegensatz dazu
sagte Joseph Weizenbaum, eine Ikone der Computerwissenschaften,
vor kurzem "Das Internet ist ein Misthaufen in dem einige
Perlen versteckt sind. Um sie zu finden bedarf es der Fähigkeit
gute Fragen zu stellen" (vgl. den Kongressbericht von
HANKO 2000, 8). Der Autor dieses Beitrags erlaubt sich zu
ergänzen: "Gute Fragen zu stellen reicht nicht aus.
Man benötigt auch umfangreiches Hintergrundwissen, um
die Informationen, die man im anarchisch aufgebauten Netz
findet, auf Plausibilität zu prüfen und in das Vorwissen
einzuordnen".
Es ist daher wahrscheinlich, dass das Netz die Ungleichheit
der Bildungschancen erhöhen wird. Die Ursachen sind jedoch
weniger der ungleiche Zugang zum Netz, zumindest nicht in
den Industriestaaten, sondern die ungleiche Vorförderung
der Lerner durch die soziale Umgebung. Wenn irgendetwas in
der Lernpsychologie gesichert ist, dann ist es die Bedeutung
des Vorwissens für das Gelingen von Lernprozessen (vgl.
HELMKE/WEINERT 1997, 134 ff).
=> Schneller, kostengünstiger
Transport von Lehrmaterial.
Dies ist nur insoweit richtig, als die Schnelligkeit des Transportes
betroffen ist. Von kostengünstig ist kaum die Rede, da
nur die Druckkosten vom Anbieter auf die Abnehmer überwälzt
werden. Fast alle Untersuchungen zeigen, dass die Adressaten
komplexe schriftliche Materialien selbst ausdrucken (vgl.
dazu auch VARESI 2000, 99), was sowohl lernpsychologisch als
auch arbeitsphysiologische sinnvoll ist. Lesen am Bildschirm
ist langsam, fehleranfällig und ungesund. Es ist ferner
nicht ortsunabhängig, da ein Computer und in der Regel
auch ein Netzanschluss vorhanden sein muss und sollte sich
daher auf kurze Texte beschränken.
=> Schnelle Aktualisierung des
Lernmaterials
Dieser Aspekt ist aus der Sicht des Autors der Wesentlichste.
Der Aufbau von Aktualisierungsdatenbanken mit Hilfe öffentlich
zugänglicher Archive für Schüler und Lehrer
wäre eine weitaus sinnvollere Aktivität als das
Entwickeln von neuem Material, das nur einen Abklatsch des
Vorhandenen darstellt.
Eine lehrplan- bzw. lehrbuchorientierte Datenbank, die es
den Lehrenden und Lernenden schnell ermöglicht, relevante
Quellen zu aktuellen Ereignissen ohne langwierige und oft
frustrierende Suche mittels Suchmaschinen aufzurufen, könnte
viel zur Praxisnähe des Unterrichts beitragen. Dies würde
die öffentliche Förderung der laufenden Pflege durch
qualifizierte Fachleute erfordern, die besser als wenig informierte
Schüler und oft auch Lehrer die Relevanz der Daten beurteilen
können.
Dies stellt keine Einschränkung der Lehr- und Lernfreiheit
dar, da ja jeder, der über ausreichend Zeit verfügt,
weiterhin selbst recherchieren kann. Erste, jedoch noch unzureichende
Ansätze bietet in Österreich der Zugriff über
"e-lisa.at".
=> Schnelle Kommunikation zwischen
Lehrenden und Lernenden
Solange es um Informationen und Problemstellungen geht, die
die Lehrenden den Lernenden übersenden (z.B. Problemstellungen,
insbesondere Hausübungen über das Netz) gibt es
keine Probleme, aber bei Lernenden in Präsenzveranstaltungen
auch keine besonderen Vorteile.
Ökonomisch wird es problematisch, wenn man auf individuelles
Tutoring übergehen will. Individuelles Tutoring ist zwar
äußerst effizient, aber alle Analysen zeigen, dass
es über das Netz für den Anbieter weitaus aufwendiger
ist als im Direktunterricht, da Feedback individuell gegeben
werden muss. Je komplexer die Fragestellung, desto höher
die Kosten.
Beispiele 6 und 7: Individuelles
Tutoring ist aufwendig
- In Unterrichtsversuchen an der Wirtschaftsuniversität
mit virtuellem Tutoring mussten die Teilnehmerzahlen
zunächst auf 30 beschränkt werden. Später
wurden diese Kurse ganz eingestellt, da der Aufwand
unvergleichlich höher war als beim Direktunterricht.
- In der größten deutschen Fernfachhochschule,
Furtwangen, haben in der Regel acht Teilnehmer einen
eigenen Tutor.
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Eine Lösung wäre automatisches Feedback, dies ist
jedoch derzeit nur bei einfachen Fragestellungen möglich.
Setzt man komplexe Problemstellungen, z.B. Fälle oder
Projekte ein, versagen alle Systeme.
=> Virtuelle Lerngruppen
Eine Erfolg versprechende Alternative für "E-Learning"
sind "virtuelle Lerngruppen", die sich selbst Feedback
geben. Die Regel könnte lauten, "Anfragen an den
Tutor erst dann, wenn die Gruppe nicht mehr weiter weiß".
In Schulversuchen haben wir eine ähnliche Heuristik auch
für Gruppenunterricht entwickelt: "Zuerst selber
nachdenken, dann nachsehen und recherchieren, dann den Nachbarn
fragen und erst dann den Lehrer".
Auch im Direktunterricht hat dieser Ansatz Vorteile, da die
Lernenden die Fähigkeit erwerben mit "Group-Ware"
umzugehen, die heute in der Praxis für gemeinsames Problemlösen
dislozierter Teammitglieder immer häufiger verwendet
wird.
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5
Exkurs: Bildungspolitische Probleme, die das Internet nicht
löst |
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Das Internet wird die beiden zentralen Probleme der bildungspolitischen
Diskussion nicht lösen sondern verschärfen.
(1) Welches Kernwissen und welche Kernkompetenzen müssen
Curricula enthalten?
Das Problem, was jeder Schul- oder Universitätsabgänger
eines bestimmten Bildungsganges wissen und verstehen muss
und was er "just in time" lernen bzw. nachsehen
darf, wird in den Bildungssystemen der Welt auf sehr unterschiedliche
Weise gelöst. Es ist die Frage nach dem "Fundamentum",
die auch in Österreich wieder heftig diskutiert wird.
Wie schwierig das Problem ist, soll etwas kabarettistisch
illustriert werden.
Was im deutschen Fernsehen "Big Brother" war, fand
in Österreich seine Entsprechung in "Taxi Orange".
Eine Gruppe junger Leute wurde von TV-Kameras Tag und Nacht
bei der alltäglichen Kommunikation verfolgt. Da der Autor
kein Fan derartiger Unterhaltung ist, bezieht sich das folgende
Zitat auf den Kurierkolumnisten Hufnagel, der folgendes berichtet:
"Im Rahmen eines Zwischenquizzes wurde ein Insasse des
Kutscherhauses, der Wirkungsstätte von Taxi-Orange, gefragt,
wo sich das Orakel von Delfi befunden habe. Die Antwort "in
Delfi" galt nicht als ausreichend. Die Zusatzfrage, "wo
liegt den Delfi", wurde zunächst mit einer Gegenfrage
beantwortet "vielleicht in Vorderindien". Eine Frage
in die Tiefe des Raumes, "wisst's Ihr wo Delfi liegt",
erbrachte die Reaktion "da gibt's aber viele Möglichkeiten".
Der Autor verwendet die Geschichte als Vorlesungseinstieg,
wenn das Curriculumproblem diskutiert werden soll. Die Geschichte
erzeugt bei den Studierenden zunächst Schmunzeln bis
lautes Lachen. Der tiefere Sinn besteht jedoch darin, dass
entschieden werden muss, ob man die Lage von Delfi im Netz
nachsehen darf oder, zumindest ab einer bestimmten Bildungsstufe,
direkt aus dem Gedächtnis abrufen können muss. Die
Beantwortung dieser Frage wird durch die nahezu unbegrenzten
aber anarchisch organisierten Informationsmöglichkeiten
im Netz noch schwieriger als bisher.
(2) Wie kann man die Chancenungleichheit im Bildungswesen
verringern?
Betrachtet man die Ergebnissen der dritten Studie "On
Mathematics and Science (TIMSS)" der IEA (vgl. Zentrum
für Forschung und Innovation im Bildungswesen 1998, 317
f), in der die Leistungen in Mathematik und in den Naturwissenschaften
von Schülern verschiedener Schulstufen weltweit verglichen
wird, so ist für den Autor nicht der große Bildungsvorsprung
der Asiaten gegenüber den US-Amerikanern und auch gegenüber
den Europäern das interessanteste Ergebnis, sondern die
dramatische Streuung innerhalb der einzelnen Bildungssysteme.
Dabei gilt, je höher die Durchschnittsleistung, desto
größer auch die Streuung, d.h. gerade sehr effizient
organisierte Bildungssysteme (wie etwa das Japanische) weisen
die größte Streuung innerhalb einer Altersgruppe
auf. Beträgt der Fortschritt im Gesamtdurchschnitt der
TIMSS-Studie von einer Schulstufe zur nächsten 33 Punkte,
so streuen bereits die Leistungen der mittleren 50 % einer
Schulstufe um 133 Punkte, also um das Vierfache.
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6
Zusammenfassung |
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(1) Computerunterstützes Lernen ist ein ziemlich alter
Ansatz, der sich zwar technisch stark verbessert aber didaktisch
weitgehend unverändert in der neuen Technologie wiederfindet.
(2) Entscheidend ist nicht das Medium, also der Computer,
sondern die didaktische Gestaltung. In mehreren Untersuchungen
konnte der Autor bereits vor Jahren zeigen, dass bei identer
didaktischer Struktur, zumindest bei qualifizierten Lernern,
der Computereinsatz keine Erhöhung der Effizienz bringt
(vgl. z.B. SCHNEIDER 1977, 1988, 1991).
(3) Die Strategie des Selbstentwickelns informationstechnischer
Plattformen und Lernsoftware ist unökonomisch und, wenn
nicht von Profis betrieben, auch nicht zielführend. In
jedem Projekt sollte daher versucht werden, so viele vorhandene
Ressourcen wie möglich einzubeziehen.
(4) Die aufwendige Didaktisierung von Trivialitäten für
erfahrene Lerner, bzw. Lerner die zu erfahrenen Lernern werden
sollen ist überflüssig und möglicherweise für
die Entwicklung von Lerntechniken schädlich.
(5) E-Learning ist mehr als der Transport computerunterstützter
Lernprogramme. Recherchetechnik ist wichtiger als ausprogrammiertes
Feedback. Recherchetechniken benötigen jedoch den Aufbau
eines gut vernetzten Hintergrundwissens, um die Plausibilität
der gefundenen Daten überprüfen und miteinander
und mit dem Vorwissen vernetzen zu können.
(6) Für die Schulen und Universitäten sollte sich
die Entwicklung auf den Aufbau von Aktualisierungsdatenbanken
und nicht auf die Erstellung von unmittelbar einsetzbaren
Unterrichtsmaterialien konzentrieren.
(7) Sollte wirklich in einigen Jahren netzgestütztes
Unterrichtsmaterial in ausreichender Quantität und Qualität
vorliegen, könnte als Nebenwirkung eintreten, dass die
Lernbetreuung in Lernzentren nicht mehr durch qualifizierte
Lehrer und nicht mehr mit einer Stundenanrechnung von 2:1
sondern durch eine Art Internatsbetreuer erfolgt. D.h. jedoch,
dass Lehrerinnen und Lehrer nur dann Berechtigung haben, wenn
sie besser als das Netz sind.
Die US-amerikanische Spitzenuniversität MIT (Massachusetts
Institute of Technology) vertraut offensichtlich auf die Qualität
ihrer Lehrenden, hat sie doch vor kurzem angekündigt,
ihre gesamten Kursmaterialien ab Herbst 2001 ins Netz zu stellen.
Gleichzeitig erklärten die Verantwortlichen, dass dies
für das Direktangebot keine Konkurrenz sei, da die Qualität
des Unterrichts erst durch die Kommunikation mit den Lehrenden
und zwischen den Lernenden zum Tragen komme. Dies spiegelt
exakt die derzeitige Forschungslage wieder.
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Literatur |
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