wbv   Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen e.V.

 

 

 

Abstract
STEPHAN STOMPOROWSKI (Universität Hamburg)
Die misslungene berufliche Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund

Im fünften Bericht über die Lage der Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland des Jahres 2002 wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen, Marieluise Beck, die Situation der beruflichen Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als „besorgniserregend“ bezeichnet. Es sei trotz verstärkter Bemühungen seitens des Bundes und der Länder und erhöhter Aufmerksamkeit der Sozialpartner in den letzten Jahren nicht gelungen, diese Personengruppe zumindest entsprechend ihres Wohnbevölkerungsanteils in Ausbildung zu bringen.
Diese Situationsanalyse ist jedoch nicht neu. Schon 1981 bewertet Dietrich Schmidt-Hackenberg in einer Sonderausgabe der ZBW die berufliche Zukunft der zweiten Ausländergeneration als „sehr besorgniserregend“. Und 1970 forderte der damalige Schriftleiter der Zeitschrift Die Berufsbildende Schule, Gustav Grüner, in seinem Leitartikel zu einer Lösung der „immer mehr drängenden Aufgabe“ der Berufsausbildung der „Gastarbeiter“ auf.
Über mehrere Generationen wird nun schon kontinuierlich Handlungsbedarf bescheinigt, zuletzt im ersten Bildungsbericht der KMK. Eine grundsätzliche Verbesserung der Situation für diese Personengruppe kann aber auch nach fast 50jähriger Einwanderungsgeschichte nicht festgestellt werden. Besorgniserregend ist nach Ansicht des Autors, dass die Frage der beruflichen Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund immer dann Aufmerksamkeit gewinnt, wenn sich die konjunkturelle Lage ändert oder mit einer demographischen Veränderung gerechnet wird. Darüber hinaus erschreckt das geringe berufs- und wirtschaftspädagogische Interesse an diesem Thema, das in keinem Verhältnis zur Entwicklung insbesondere im beruflichen Vollzeitbereich steht.
Der vorliegende Beitrag blickt zurück auf die letzten Jahrzehnte der beruflichen Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Bundesrepublik, zeigt anhand eigener Untersuchungen Kontinuitäten und Brüche auf und bilanziert kritisch das berufspädagogische sowie berufsbildungspolitische Interesse an diesem Thema.