1. Fragestellungen der Arbeitsgruppen
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Bezug/Moderation
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Zentrale Leitfrage
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Ergänzende Leitfragen
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Arbeitsgruppe 1
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Referat GAB/ Lernfeld 2
Tramm
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(3) Wie unterscheiden sich
die Arbeitsprozessperspektive und die
Geschäftsprozessperspektive und
welche Konsequenzen hat dies für
die Interpretation und didaktische Umsetzung
wirtschaftsberuflicher Lernfelder?
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(1) Wie können prozessbezogene
und systematische Aspekte bei der Schneidung
und Konkretisierung von Lernfeldern
mit einander verknüpft werden?
(2) Wie kann erreicht werden, dass
die Schüler aus der Prozessperspektive
heraus ein systemisches Gesamtverständnis
der Unternehmung entwickeln?
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Arbeitsgruppe 2
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Referat CULIK/ Lernfeld 6
Schwartz
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(1) Wie können prozessbezogene
und systematische Aspekte bei der
Schneidung und Konkretisierung von Lernfeldern
mit einander verknüpft werden?
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(2) Wie kann erreicht werden, dass
die Schüler aus der Prozessperspektive
heraus ein systemisches Gesamtverständnis
der Unternehmung entwickeln?
(4) Welche Bedeutung hat der Einsatz
von Modellunternehmen, welche Probleme
ergeben sich bei der Modellierung und
welche Erfahrungen sind bei der Arbeit
mit Modellunternehmen gemacht worden?
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Arbeitsgruppe 3
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Referat ERP
Brand
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(5) Welchen Stellenwert sollte
der Einsatz von ERP- bzw. Business-Software
in prozessbezogenen Lernfeldern haben
und nach welchen Gesichtspunkten sollten
geeignete Softwareprodukte ausgewählt
werden?
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(4) Welche Bedeutung hat der Einsatz
von Modellunternehmen, welche Probleme
ergeben sich bei der Modellierung und
welche Erfahrungen sind bei der Arbeit
mit Modellunternehmen gemacht worden?
(2) Wie kann erreicht werden, dass
die Schüler aus der Prozessperspektive
heraus ein systemisches Gesamtverständnis
der Unternehmung entwickeln?
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Abb.1: Leitfragen und Schwerpunkte
der Arbeitsgruppenarbeit
Die Diskussion in den drei Arbeitsgruppen
des Workshops hatte jeweils einen doppelten Bezugspunkt:
Einerseits war sie jeweils auf eine zentrale Leitfrage
orientiert und bezog zwei weitere ergänzend
mit ein. Andererseits griff sie je einen Referatsimpuls
aus dem Workshopplenum auf. Abbildung 1 gibt einen
Überblick über die drei Arbeitsgruppen
und ihre Schwerpunkte.
Im Folgenden sollen kurz die zentralen
Ergebnisse der Workshoparbeit in Thesenform so vorgestellt
werden, wie sie dem Plenum berichtet wurden:
2. Ergebnisse der Arbeitsgruppe
1
Zentrale Leitfrage: Wie
unterscheiden sich die Arbeitsprozessperspektive
und die Geschäftsprozessperspektive und welche
Konsequenzen hat dies für die Interpretation
und didaktische Umsetzung wirtschaftsberuflicher
Lernfelder?
Die Arbeitsprozessperspektive
beschränkt sich auf die operative Ebene kaufmännischer
Sachbearbeitung. Geschäftsprozesse thematisieren
demgegenüber Arbeitsprozesse und ihr Zusammenwirken
als Gestaltungsproblem betriebswirtschaftlichen
Handelns. Die Kriterien für die Definition
von Geschäftsprozessen liegen nicht im Arbeitsprozess
selbst, sondern müssen aus einer systemischen
Perspektive und aus betriebswirtschaftlichen Kriterien
gewonnen werden.
Für curriculare
Zwecke ist diese betriebswirtschaftliche Perspektive
durch didaktische Überlegungen zu überlagern.
Lernfelder sollen Lerngegenstände konstituieren,
die ein Lernen im und am Modell ermöglichen
sollen.
Die didaktische Herausforderung
besteht darin, vom Arbeitsprozess her Geschäftsprozesse
und ein Denken in Geschäftsprozessen zu erschließen.
Unter einer curricularen Zielperspektive gilt
es, Auszubildende dazu zu befähigen, aus
einer Geschäftsprozessperspektive heraus
die eigenen Arbeitsprozesse zu bewältigen
und zu gestalten.
Unter pragmatischer
Sicht bedeutet dies für die Lehrkräfte,
dass sich die Abgrenzung und die inhaltliche Bestimmung
von Geschäftsprozessen nicht allein induktiv
aus der Analyse gegenwärtiger Facharbeit
erschließen lässt, sondern dass diese
Fragen nur auf der Grundlage theoretischer Konzepte
und Referenzmodelle zu klären ist.
Ein wesentliches Ziel
des Unterrichts besteht darin, dass sich die Lernenden
genau solche Konzepte und Referenzmodelle erschließen.
Dies soll über die exemplarische Auseinandersetzung
mit einem Modellunternehmen und dessen Prozessen
ermöglicht werden.
3. Ergebnisse der Arbeitsgruppe
2
Zentrale Leitfrage:
Wie können prozessbezogene und systematische
Aspekte bei der Schneidung und Konkretisierung von
Lernfeldern mit einander verknüpft werden?
Wir müssen den
Begriff der Systematik über das Fachliche
hinaus erweitern und hier auch Entwicklungsprozesse
im sozialen, personalen und methodischen Bereich
mit einbeziehen. Damit geht es im Kern um die
Verknüpfung lernfeldspezifischer und lernfeldübergreifender
Kompetenzen.
Lehrende müssen
vorab klären, was das Wissenswerte und das
Erkenntnispotenzial eines Geschäftsprozesses
ist
Zentral ist Zielklarheit
und Zieltransparenz für die Lehrenden und
Lernenden als Grundlage und Unterstützung
zur Systematisierung. Hierüber wird auch
der Sinnhorizont des Lernens über den jeweils
spezifischen Arbeitsprozess hinaus deutlich
Wie muss ich Geschäftsprozesse
modellieren, um Schüler auf die zentralen
Fragen und Inhalte zu führen?
Komplexe, arbeitsteilig
oder arbeitsgleich zu bearbeitende Problemstellungen
sowie die jeweiligen Medien der Problemrepräsentation
im Unterricht (z. B. Modellunternehmen) müssen
systematisch vorstrukturiert werden.
4. Ergebnisse der Arbeitsgruppe 3
Hier nur kursorisch aufgeführt,
weil ein ausführlicherer Bericht in den Beitrag
von Budde integriert ist.
Zentrale Leitfrage: Welchen Stellenwert
sollte der Einsatz von ERP- bzw. Business-Software
in prozessbezogenen Lernfeldern haben und nach welchen
Gesichtspunkten sollten geeignete Softwareprodukte
ausgewählt werden?
Stellenwert der ERP-Software:
Geschäftsprozesse
aufklären und verstehen
Zusammenhänge
„mit Leben füllen“ und erfahrbar machen
Medium für Erfahrungen
bereitstellen
Verfügbarkeit
von konsistenten und plausiblen Daten sichern
Wertschöpfungsprozesse
repräsentieren und für entdeckendes
Lernen zugänglich machen.
Auswahlkriterien:
Systemkompatibilität
Fertige Datenkränze
Leichte Datensicherung
Lizenzkosten
Transparente Prozessabbildung
Unterstützung
von explorativem Handeln (Belege)
Didaktische Eignung
(korrekte Begrifflichkeit)
Leichter Zugang, kurze
Einarbeitung
Hemmnisse:
Organisatorische Beschränkungen,
insbesondere in Bündelschulen
Ressourcen: Räume,
Personal
Betriebliche und pädagogische
Skepsis (was ist der didaktische Mehrwert gegenüber
betrieblicher Erfahrung?)
spezifische Softwareerfahrungen
begründen kognitive Barrieren („das ist zu
komplex“, „...zu aufwendig“, „...zu vorbereitungsintensiv“,
„... zu störanfällig“ etc.).
Tipp der Arbeitsgruppe:
Klein anfangen, also z. B. mit einem Finanzbuchführungsprogramm,
einem Auftragsbearbeitungsprogramm o. ä.
und dann die Komplexität sukzessive steigern
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