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 bwp@ Ausgabe Nr. 11 | November 2006
Qualifikationsentwicklung und -forschung für die berufliche Bildung

„Handwerkliches Können der Werker bleibt für die Hochtechnologie unverzichtbar“ – Ergebnisse zur Qualifikationsforschung fertigungstechnischer Facharbeit


 

 


Abstract

Die arbeitswissenschaftliche Forschung war sich bisher einig: die manuellen Tätigkeiten werden zunehmend von einer intelligenter werdenden Technik verdrängt. Die handwerkliche Geschicklichkeit verliert mit fortschreitender Automatisierung und Informatisierung von Produktionssystemen an Bedeutung, so eine verbreitete These. Im Bereich der wettbewerbsentscheidenden Hochtechnologie kommt es danach vor allem auf IT-Kompetenz und nicht mehr auf manuelle Arbeit an. Ob diese verbreitete und unhinterfragte These von der qualifizierten Handarbeit als einer sich gegen Null verringernden Restgröße der Facharbeit zutrifft oder ob es eine prinzipielle Grenze gibt, an der die "intelligente" Technik scheitert und nach wie vor das Fingerspitzengefühl geübter Handarbeit gilt, war Gegenstand eines Vorhabens zur Qualifikationsforschung. Bei einer Untersuchung hochautomatisierter Prozesse in der Automobilherstellung traten erstaunliche Ergebnisse zu Tage. Sowohl im Finish der Einarbeitung von Presswerkzeugen als auch in der Nacharbeit von Formwerkzeugen gilt die manuelle Facharbeit nicht nur als unverzichtbarer Bestandteil der Facharbeit. Ihre Bedeutung wird sogar eher zunehmen. An empirischen Beispielen wird aufgezeigt, dass die Automatisierung der Handarbeit an Grenzen stößt, die nicht zu überwinden sind. Mit dieser Untersuchung ist die Forschung zum praktischen Wissen einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Darüber hinaus hat dieses Forschungsergebnis weit reichende Bedeutung für die Ausbildung von Fachkräften in zahlreichen Berufsfeldern. Praktisches Wissen und Können sind und bleiben zentrale Dimensionen beruflicher Kompetenz und Kompetenzentwicklung. Die populäre Vorstellung, dass es in der wissensbasierten Ökonomie vor allem auf das E-Learning und das explizite Wissen ankomme, wird mit den neueren Untersuchungen relativiert.