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 bwp@ Ausgabe Nr. 11 | November 2006
Qualifikationsentwicklung und -forschung für die berufliche Bildung

Nationaler Qualifikationsrahmen - eine Quadratur des Kreises?

Herausforderungen und Fragestellungen im Spannungsfeld von Politik, Berufsbildung und Wissenschaft

 

 

 


1. Abstract

In der Diskussion über den Entwurf eines Europäischen und die mögliche Entwicklung eines Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) besteht in Deutschland ein breiter Konsens darüber, Bildung im Sinne des Lebensbegleitenden Lernens und der Beschäftigungsfähigkeit der Bürger unter den Makrozielen Transparenz, Durchlässigkeit und Kompetenzorientierung von Qualifikationen zu gestalten. Angestrebt wird dabei ein bildungsbereichsübergreifender und europäisch anschlussfähiger NQR, der sich in seiner Zielsetzung nicht auf die Abbildung von Wissen und Bildungsabschlüssen beschränkt, sondern an Kompetenzen und beruflicher Handlungsfähigkeit ausrichtet ist.

Politik, Berufsbildung und Wissenschaft stehen hier vor eine Reihe von Herausforderungen, die je nach Perspektive unterschiedliche Antworten generieren können. Vorab ist zunächst grundsätzlich zu klären, inwieweit in der Berufbildung und in der Allgemeinbildung erworbene Qualifikationen kompetenzbezogen „unter einem Dach“ klassifiziert werden können. Kann hierbei die Ausrichtung auf Handlungskompetenz die gemeinsame Klammer für alle Bildungssektoren bilden? Sind der Lernergebnisansatz und die z.B. im EQR-Entwurf verwendete Definition sinnvoll? Welche Kompetenzdimensionen sollten unterschieden werden? Welche Kriterien sind bei der Gestaltung von Niveaus zu berücksichtigen? Können sämtliche Lernergebnisse in einem einzigen einheitlichen Satz von Deskriptoren dargestellt werden oder können diese nur lernbereichs- bzw. domänenspezifisch formuliert werden?

Weitere Fragen stellen sich zu den Standards, die für eine kompetenzorientierte Gestaltung von Qualifikationen maßgeblich sind und nach welchen Standards Kompetenzen ermittelt werden sollen? Welche Regeln sollen für eine standardbezogene Zertifizierung non- und informell erworbener Lernergebnisse gelten? Nach welchen Kriterien und Verfahren sollen Äquivalenzen als Voraussetzung für Verfahren zur Anerkennung bzw. Anrechnung von erworbenen Kompetenzen festgestellt werden? W elche Auswirkungen haben kompetenzorientierte Qualifikationen voraussichtlich auf Prüfungsmethoden und –verfahren? Welche Konsequenzen ergeben sich schließlich bezüglich der Qualitätssicherung?