Portfolio ist gegenwärtig ein Modewort in der Pädagogik. Es steht für alternative Leistungsbeurteilung, wobei oft nicht so ganz klar zu sein scheint, worin genau das Alternative liegt. Moden als Markierungspunkte des Zeitgeistes qualifizieren sich formal durch zugewiesene Attribute wie neu oder aktuell und programmieren dadurch bereits ihr Verfallsdatum: Neueres und Aktuelleres ist immer bereits im Anzug. Das Portfoliokonzept läuft Gefahr, ein ähnliches Schicksal zu erleiden: Von vielen aufgegriffen, von wenigen verstanden, meist flüchtig ausprobiert, häufig schnell wieder fallen gelassen und nur selten ernsthaft praktiziert. Dabei liegt dem Portfolio eine zutiefst pädagogische Idee des Umgangs mit Lernleistungen zugrunde: die Integration der Bewertungs- und der Unterrichtsfunktion zum Zwecke der individuellen Lernförderung. Portfolioarbeit erweitert die konventionelle Leistungsfeststellung um die Alternative der Leistungsdarstellung. Sie basiert auf den Prinzipen: Kommunikation, Partizipation und Transparenz und setzt auf die Reflexion des eigenen Lernens mit dem Ziel einer zunehmend selbstbestimmten Steuerung. Portfolioarbeit setzt am sozialisatorisch entscheidenden Punkt schulischen Lernens an: am
Leistungsbeurteilungskontext, d.h. an dem Bereich, der für alle am schulischen Lehr-Lern-Prozess Beteiligten die wohl am stärksten handlungsorientierende Wirkung hat. Vielleicht steht das Portfolio gerade deshalb ständig in der Gefahr, konventionalisiert (sprich konfektioniert) zu werden.