Online: www.bwpat.de/ausgabe10/reetz_1988-2006_bwpat10.pdf
Der vorliegende Text entspricht einem Vortrag, der im Mai 1986 auf dem Symposion Fachdidaktik Wirtschaftswissenschaften der Universität zu Köln gehalten wurde. Es geht dabei um die lern- und modelltheoretische Begründung einer Theorie der Lernfirma. Im Mittelpunkt der Ausführungen steht die Ermittlung struktur- und prozessbetonter Merkmale von Lernfirmen und ihre Verdichtung zu struktur- bzw. prozessbetonten Lernfirmenkonzeptionen. Die dabei gewonnenen Hypothesen werden ansatzweise mit Hilfe einiger empirischer Befunde überprüft.
Darüber hinaus werden durch die Gegenüberstellung von Struktur und Prozess bestimmte Defizite von struktur- und arbeitsplatzbetonten Lernfirmen deutlich. Mit der Strukturbetonung wird die Ermöglichung prozessorientierten betriebswirtschaftlichen und sozialen Handelns vernachlässigt. Die erkennbaren Defizite betreffen vor allem die Vernachlässigung gesamtbetrieblicher Abbildung höherer Ebenen der Handlungsregulation und die Erweiterung des Sachbearbeiterhandelns in Richtung des betriebswirtschaftlich-unternehmerischen Gesamthandelns.
Der Befund korrespondiert mit Göttinger wirtschaftpädagogischen Untersuchungen und signalisiert das Erfordernis eines berufs- und wirtschaftsdidaktischen Paradigmenwechsels in Richtung Arbeits- und Prozessorientierung, der sich dann ein bis zwei Jahrzehnte später vollzog.