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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

WS14 - Lehrerbildung
Herausgeber: Thomas Diehl, Jana Krüger & Thomas Vogel


Titel:
Bedeutung und Gestaltung von Übergängen in der Lehrerbildung – Praxiserfahrungen und theoretische Reflexionen zur Professionalisierung angehender Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen


Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern – Die Bedeutung der dritten Phase am Beispiel einer Evaluation der Lehrer/-innenfortbildung im Land Baden-Württemberg

Beitrag von Andy RICHTER & Stefanie VIGERSKE (Pädagogische Hochschule Freiburg)

Abstract

Im Schuldienst tätige Lehrerinnen und Lehrer sind zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung ihrer Professionalität darauf angewiesen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen zu besuchen. Im Rahmen solcher Veranstaltungen können Lehrende ihr Kompetenzniveau aufrechterhalten bzw. aktualisieren (Qualifikationserhaltung) sowie das formal gegebene Kompetenzniveau für neue Funktionen oder Ämter stetig ausbauen (Qualifikationserweiterung). In der Praxis sind jedoch häufig Differenzen zwischen der gesetzlich geforderten Teilnahme und dem tatsächlich von Lehrenden wahrgenommenen Besuch von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen erkennbar. Diese können sich sowohl auf institutionelle Vorgaben und daraus resultierende Hemmnisse als auch auf subjektive Widerstände beziehen. Im Rahmen der 16. Hochschultage Berufliche Bildung wurden diesbezüglich detailliert Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Evaluation der Nachhaltigkeit der Lehrerfortbildung im Land Baden-Württemberg“ (EvaluNa LfBW) vorgestellt. Die dort angeführten Aspekte bezogen sich insbesondere auf Einflussfaktoren, die die Teilnahme an Lehrerfortbildungen determinieren. In diesem Artikel werden zunächst alle ermittelten Einflussfaktoren vorgestellt. Im Anschluss daran wird vornehmlich der externe Faktor „Informationslage zum Lehrerfortbildungsangebot“ thematisiert und durch entsprechende Ergebnisse aus Interviews mit Lehrkräften differenziert belegt. Hierbei wird deutlich, dass die Informationsbeschaffung eine wesentliche „Hürde“ bereits vor der Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen für die Lehrerinnen und Lehrer darstellt.

1 Ausgangslage und Problemstellung

Auf den 16. Hochschultagen Berufliche Bildung wurden im Workshop „Bedeutung und Gestaltung von Übergängen in der Lehrerbildung“ im Rahmen des Vortrags „Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern – Die Bedeutung der dritten Phase am Beispiel einer Evaluation der Lehrer/-innenfortbildung im Land Baden-Württemberg“ insbesondere Faktoren, die die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen beeinflussen in den Blick genommen. Diese im Rahmen der Berufstätigkeit wahrgenommenen Fort- und Weiterbildungsangebote (dritte Phase der Lehrerbildung) leisten einen entscheidenden Beitrag zur beruflichen Sozialisation und Kompetenzentwicklung von Lehrerinnen und Lehrern. In diesem Zusammenhang ist herauszustellen, dass die Kompetenzentwicklung und damit einhergehend die Entwicklung pädagogischer Professionalität weder nach der ersten noch nach der zweiten Phase abgeschlossen sind.

Im Land Baden-Württemberg wurden entsprechend dieser Bedeutung der dritten Phase der Lehrerbildung im Jahr 2006 die „Leitlinien zur Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Baden-Württemberg“ erlassen. In diesen Leitlinien wird festgelegt, dass im Rahmen der Stärkung der Eigenverantwortung der einzelnen Schulen Fort- und Weiterbildungen zentrale Instrumente für die Unterrichts-, Schul- und Personalentwicklung sind.

In diesem Zusammenhang wurde insbesondere die Evaluation von Lehrerfortbildungen verstärkt in den Blick genommen: Die Fortbildungsevaluationen finden derzeit fast ausschließlich direkt im Anschluss an die Lehrerfortbildung statt und werden von den jeweiligen Veranstaltern selbst durchgeführt. Die Zuweisung der Verantwortung für die Evaluation der Veranstaltungen an die die Fortbildungen organisierenden Institutionen bietet zunächst den Vorteil, dass Aussagen zu den jeweiligen Intentionen der Veranstaltungen getroffen werden können.

Durch die einmalige Erhebung zum Ende der Veranstaltung ergibt sich jedoch einerseits die Gefahr, dass Rahmenbedingungen der Veranstaltung – die unmittelbar die Wahrnehmungen und Befindlichkeiten der Teilnehmer betreffen – das Evaluationsergebnis beeinflussen. Andererseits besteht nicht die Möglichkeit, die nachhaltige Wirkung und die Umsetzung der in den Veranstaltungen entwickelten Kompetenzen sowie die Nutzung der zur Verfügung gestellten Materialien auf deren Einsatz in der Unterrichtspraxis, der Schul- und Personalentwicklung zu erfassen, da weitere Erhebungen zu einem späteren Zeitpunkt zur Messung mittel- und langfristiger Effekte nicht vorgesehen sind. Somit kann weder über die unmittelbare Wirksamkeit noch über die Nachhaltigkeit (längerfristige Effekte) der Lehrerfortbildung im System Schule Auskunft gegeben werden.

Aus diesen Erwägungen heraus ist der breitere Einsatz von Evaluationen erforderlich, um die Nachhaltigkeit von Fortbildungsmaßnahmen in den zentralen Einrichtungen zur Entwicklung und Umsetzung der Fortbildungsmaßnahmen für Lehrerinnen und Lehrer im Land Baden-Württemberg zu überprüfen. Zentrale Einrichtungen sind hierbei die drei Standorte der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen an denen Fortbildungsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer angeboten werden. Weitere Fortbildungen auf regionaler Ebene werden u. a. von den vier Regierungspräsidien, den 21 Staatlichen Schulämtern und den 35 Staatlichen Seminaren durchgeführt.

2 Das Projekt EvaluNa LfBW

Das im Land Baden-Württemberg initiierte Projekt EvaluNa LfBW greift die oben dargestellten Problemlagen auf. Innerhalb eines Zeitraums von vier Jahren erfolgt eine systematische Untersuchung der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Fortbildungssystems für die verschiedenen Schularten. Darüber hinaus soll ein nachhaltiges Evaluationskonzept entwickelt werden.

Zur Umsetzung dieser Ziele wird u. a. eine Längsschnittstudie durchgeführt, in der die Fortbildungsteilnehmenden bezüglich ihrer Motivationslagen, der Erwartungshaltungen an und der Zufriedenheit mit der jeweiligen Veranstaltung, der entwickelten Kompetenzen, der prognostizierten Verwertbarkeit der Inhalte, Materialien und didaktische Settings sowie der nachhaltigen Wirkungen sowohl für die Unterrichtspraxis als auch im Rahmen von Schul- und Personalentwicklung zu jeweils angemessenen Zeitpunkten befragt werden.

Dieser Längsschnittuntersuchung ist eine umfangreiche explorative Studie vorgelagert, in der auf Grundlage einer theoretischen Fundierung und der Konstruktion eines Bezugsrahmens durch Literaturanalysen leitfadenzentrierte Interviews mit Lehrkräften aller Schularten, der administrativen Seite sowie mit Fortbildnern durchgeführt werden. Das Ziel dieser explorativen Studie ist es gleichfalls, die quantitativen Erhebungsinstrumente für die Längsschnittstudie reflektiert zu entwickeln und weiter auszudifferenzieren.

Die entsprechenden Erhebungszeitpunkte orientieren sich weitestgehend am Bildungsproduktionsmodell von TIMMERMANN (1996, 330; vgl. Abb. 1).

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Abb. 1: Erhebungszeitpunkte für die Hauptuntersuchung im Projekt EvaluNa LfBW

Zum Erhebungszeitpunkt 1 wird die Ausgangssituation der Teilnehmer erfasst. Der Erhebungszeitpunkt 2 bezieht sich sowohl auf Aspekte der Durchführung (Evaluation des Fortbildungsprozesses) als auch auf die direkten Wirkungen der Fortbildungsveranstaltung (Ergebnisevaluation I) im Sinne von Wissens- und Kompetenzerweiterung, Möglichkeit zur Multiplikation, Reflexion und prognostizierte Verwertbarkeit der Inhalte, Materialien und didaktischen Settings für die Unterrichtspraxis sowie die Schul- und Personalentwicklung. Der Erhebungszeitpunkt 3 fokussiert sowohl Aspekte des Transfers in Schule und Unterricht (Evaluation des Transferprozesses) als auch Fragen der kontinuierlichen Umsetzung und Nachhaltigkeit und in diesem Sinne der längerfristigen Wirkungen (Ergebnisevaluation II).

3 Zusammenfassung der Ergebnisse in Bezug auf die Fortbildungsteilnahme

Um die Perspektiven und Bedarfe der beteiligten Institutionen und Akteure zu erfassen, wurden im Rahmen der explorativen Studie u. a. strukturierte leitfadenzentrierte Interviews mit 41 Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Schularten im Zeitraum von Juni bis August 2010 geführt. Der entsprechende Leitfaden wurde weitestgehend auf der Basis eines sich auf eine dezidierte Literaturrecherche stützenden Kategoriensystems konzeptualisiert (vgl. DIEHL et al. 2010, Kap. 3).

Mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach MAYRING (2008) wurden die transkribierten Interviews mit Hilfe eines Codierleitfadens ausgewertet. Als Ergebnis konnten verschiedene Kategorien identifiziert werden. Aus diesen ließen sich drei wesentliche Faktorenbündel generieren, die einen wesentlichen Einfluss auf die Teilnahme von Lehrkräften an Lehrerfortbildungen ausüben, und zwar:

  • individuelle Faktoren:  die Lehrkraft als Individuum,
  • interne Faktoren:  das System Schule und
  • externe Faktoren:  das System der Lehrerfortbildung.

Hinsichtlich der diesbezüglichen theoretischen Hintergründe zur Konzeptualisierung der Einflussfaktoren in Bezug auf die Teilnahme von Lehrenden an Fortbildungsveranstaltungen, wird auf DIEHL et al. (2010, 5 ff.) verwiesen. Insgesamt konnten für die drei oben genannten Faktorenbündel folgende Einzelfaktoren (vgl. Abb. 2) identifiziert werden, die eine Teilnahme an Lehrerfortbildungsveranstaltungen beeinflussen.

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Abb. 2: Einflussfaktoren die auf die Teilnahme an Lehrerfortbildungen wirken

Obwohl alle Faktoren des jeweiligen Faktorenbündels einen Einfluss auf die Teilnahme der Lehrerinnen und Lehrer an einer Fortbildungsveranstaltung ausüben, konnte im Rahmen der explorativen Studie der individuelle Faktor Motivation als besonders bedeutsam ermittelt werden. Die Motivation der Lehrkräfte ist somit eine wesentliche Voraussetzung, damit eine Teilnahme an Fortbildungen überhaupt erfolgt. So trivial dies auch klingen mag: Die Teilnahme an den Fortbildungsveranstaltungen ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Intentionen und Inhalte der Veranstaltungen in der Unterrichts-, Schul- und Personalentwicklung wirksam werden. Hinsichtlich weiterer Differenzierungen sei hier ebenfalls verwiesen auf DIEHL et al. (2010).

Die Ergebnisse der ausgewerteten Interviews verdeutlichen, dass die Lehrkräfte durchaus motiviert sind, sich fortzubilden. Aus dieser Motivation heraus erfolgt die Beschaffung von Informationen zum Fortbildungsangebot. Je nach „Informationslage“ (Kanäle, Struktur, Transparenz, Termine etc.) ergibt sich eine weitere Wirkung auf die tatsächliche Teilnahme an Fortbildungen. Fragen zum Informationsfluss im Fortbildungssystem werden im Folgenden thematisiert.

4 Der externe Faktor „Informationslage“

Als ein wesentlicher externer Einflussfaktor auf die Teilnahme an Lehrerfortbildungen ist die „Informationslage“ zum Lehrerfortbildungsangebot zu nennen. So wurden die Lehrkräfte im Rahmen der explorativen Studie zum einen befragt: „Wie informieren Sie sich über das Lehrerfortbildungsangebot?“, zum anderen sollte Auskunft gegeben werden auf: „Wie beurteilen Sie das derzeitige Angebot an Lehrerfortbildungsveranstaltungen im Land Baden-Württemberg?“ – hierbei wurde insbesondere der Aspekt der Informationsaufbereitung aufgegriffen. Eine weitere Fragestellung lautete: „Fühlen Sie sich ausreichend über das Lehrerfortbildungsangebot informiert?“.

Der diesbezügliche Informationsfluss zum Lehrerfortbildungsangebot kann differenziert werden in eine eigenständige Informationsbeschaffung durch die Lehrkräfte sowie in die Informationsweitergabe „von außen“, z. B. durch Schulleitung, Fortbildungsanbieter usw. (vgl. Abs.  4.1 und 4.2). Auch die Art der Informationsaufbereitung beeinflusst die Motivation zur Teilnahme an Lehrerfortbildungen (vgl. Abs. 4.3). Insgesamt geben diese Einzelaspekte Aufschluss darüber, ob sich die Lehrkräfte ausreichend über das Fortbildungsangebot informiert fühlen (vgl. Abs. 4.4).

4.1 Eigenständige Beschaffung von Informationen zum Lehrerfortbildungsangebot

Durch die Interviews konnte nachgewiesen werden, dass viele Lehrkräfte nicht ausreichend orientiert sind, über welche Kanäle sie sich bezüglich des Fortbildungsangebots informieren können:

„I: Und suchen Sie auch manchmal aktiv von sich aus nach ner Fortbildung? A: Äh ich wüsste nicht wo, ich hab noch nie die Idee gehabt selber Fortbildung hier zu suchen, weil ich immer denk, die Fortbildung die's für uns gibt, die für uns angeboten werden, erreichen mich auch, mehr oder weniger gut. Ne, hab ich noch nicht.“ Interview Nr. 31; Zeile 231–233.

Die Informationsbeschaffung erfolgt zudem stark bedarfsorientiert. Wo ein entsprechendes Defizit bzw. ein persönlicher Bedarf wahrgenommen wird, erfolgt diesbezüglich eine Suche nach passbaren Lehrerfortbildungsangeboten:

„[...] sondern ich glaub ich werd eher bedarfsorientiert selber auf Suche gehen.“ Interview Nr. 1; Zeile 25.

„Ja, ich such mir halt speziell das raus, was für mich wichtig ist, was wir jetzt gerade an der Schule brauchen. Das heißt, was man jetzt gerade neues aufbauen will, wo man noch Bedarf hat an Weiterbildung.“ Interview Nr. 15; Zeile 201–203.

Herausgestellt wird in diesem Zusammenhang die erforderliche hohe Eigeninitiative, um sich selbst Informationen zum Lehrerfortbildungsangebot zu beschaffen. Dies bedingt einen erheblichen Mehraufwand, der somit bereits vor der Teilnahme an einer Lehrerfortbildung geleistet werden muss. Mit anderen Worten: Neben den vielfältigen Anforderungen des Arbeitsalltags, müssen Lehrkräfte demzufolge zusätzlich motiviert sein, um die vielfältig vorliegenden Informationen zum Angebot an Lehrerfortbildungen zu sichten. Dieser Mehraufwand wirkt sich deutlich auf die Teilnahme an Fortbildungen aus:

„Es fordert zum Teil große Eigeninitiative.“ Interview Nr. 3; Zeile 42.

„Ähm man muss es schaffen dann doch parallel zum Alltagsgeschäft sich kontinuierlich da zu informieren. Eigentlich müsste man jede Woche einmal gucken was man grade für ne Fortbildung und das schafft man eigentlich nich @so@.“ Interview Nr. 11; Zeile 58.

Durch diese zusätzlichen Aufwendungen zur Suche und Sichtung von Informationen in Bezug auf das Lehrerfortbildungsangebot, stehen die befragten Lehrkräfte der eigenständigen Informationsbeschaffung mitunter eher kritisch gegenüber. Aus diesem Grund wünschen sich die Lehrkräfte u. a. eine gezielte und adressatengerechte Information durch die Fortbildungsanbieter:

„Also ich glaub, dass was Sie (.) ich hab das vorhin schon ein bisschen gesagt was mein Defizit wäre vielleicht für ein Fach was ich eben dieses Fach Deutsch da würde ich mir wünschen, dass da einfach äh ich nicht so aktiv werden muss sondern, dass auf mich äh ein kleiner Flyer kommt oder ein Hinweis.“ Interview Nr. 5; Zeile 62.

Die eigenständige Informationsbeschaffung der Lehrkräfte zum Fortbildungsangebot erfolgt über verschiedene Kanäle. So suchen die interviewten Lehrkräfte bspw. im Internet nach Fortbildungsangeboten:

„Also, ich selber geh immer mal wieder übers Internet einfach.“ Interview Nr. 8; Zeile 57.

Die Informationsbeschaffung zu Lehrerfortbildungen über das Internet wird zwar als leicht zugänglich, jedoch als teilweise zu kompliziert beschrieben. Dies kritisieren insbesondere ältere Lehrkräfte:

„Ich muss eben es über's Internet machen des isch schon bisschen komplizierter. Die Jungen haben damit natürlich keine Probleme damit aber die Älteren denk ich mal also, dass da manche nicht mehr so firm sind einfach.“ Interview Nr. 28; Zeile 309–313.

Die aktuell vorliegende Informationsstrukturierung und ‑aufbereitung der Internetpräsenz der jeweiligen Anbieter der Fortbildungen wird zudem als sehr unübersichtlich wahrgenommen:

„[…] ähm und dann muss ma halt wema sich wirklich für was ganz konkret interessiert muss ma halt dann auch im Internet entsprechende Seiten des Kultusministeriums aufrufen. Von daher, des is jetzt zwar en bissl; die Seite des Kultusministeriums is ja nit grad besonders übersichtlich un au nit sehr schnell aber es geht.“ Interview Nr. 27; Zeile 120–123.

Weiterhin nutzen Lehrkräfte im Rahmen eigenständiger Informationsbeschaffung einen in vielen Schulen ausliegenden Fortbildungsordner:

„Wir haben hier ein Ordner angelegt, über die Fortbildungen, da sind eigentlich die, die die Schule bekommt, abgeheftet. Insofern denk ich, dass ich informiert bin.“ Interview Nr. 16; Zeile 42–43.

Positiv herausgestellt wird, dass dieser Ordner allen Lehrerinnen und Lehrern zugänglich ist. Jedoch geht mit dieser Form der Informationsbeschaffung ebenfalls ein Rechercheaufwand der Lehrkräfte einher, der zum einen Zeit erfordert, zum anderen sind die im Ordner gesammelten Informationen meist ungefiltert und unsystematisch abgelegt:

„Also in diese Heftchen schaue ich eigentlich nie weil die sind das mach ich einfach nich. Dafür ist es zu viel Zeitaufwand.“ Interview Nr. 3; Zeile 46.

„Das ist schwierig und ich les mir aber jetzt nicht ein riesen trockenen Ordner durch.“ Interview Nr. 9; Zeile 80.

Des Weiteren gaben die Lehrkräfte an, dass sie sich zu aktuellen Themen auch gerne über Referendare – als einen weiteren Kanal – eigenständig informieren:

„Also ich versuch mich, ehrlich gesagt ich versuch mich immer über Referendare ein bisschen […] aber die Referendare sind schon immer häufig so ähm nochmal so en Anzapfungspunkt weil da die Leute vom Seminar ja auch nochmal ehm Literatur (.) ausgeben, so oder halt zumindest angaben, des is so en bisschen mein. Und dann haben wir ne, unsere Chefin is so jemand die so im ebenso im ähm also Psychologie, Pädagogikbereich immer wieder mal Bücher ins Kollegium schmeißt sozusagen.“ Interview Nr. 8; Zeile 53–62.

4.2 Informationen zum Lehrerfortbildungsangebot „von außen“

Neben der eigenständigen Informationsbeschaffung zum Lehrerfortbildungsangebot werden Lehrkräfte auch „von außen“ informiert. Dies geht bspw. vom Regierungspräsidium, von der Landesakademie, den Staatlichen Schulämtern, der Schulleitung oder privaten Trägern aus.

Informationen zu Lehrerfortbildungsangeboten werden auch durch E-Mail-Verteiler an die Lehrkräfte herangetragen.

„[…] also wir bekommen das per E-Mail geschickt, was ich sehr angenehm finde, weil ich sonst die Kataloge so die auch ausliegen nich rein gucken würde.“ Interview Nr. 22; Zeile 214–216.

Allerdings stellen die Lehrkräfte heraus, dass die Informationsweitergabe durch E-Mails oftmals zu ungefiltert erfolgt. Die befragten Lehrkräfte sind dann wenig motiviert, diese E-Mails auf individuell passende Angebote zu prüfen. Die Zusendung solch ungefilterter Informationen führt teilweise auch zu einer ungefilterten Löschung:

„Also die gehen ja alle als Mail raus [...] Und dann guck ich rein und ah ne nich das hat nichts mir ich hab keine Zeit, klick das weg und les das gar nich richtig durch weil das halt (.) oft ungefiltert kommt.“ Interview Nr. 7; Zeile 48–50.

Des Weiteren informiert die Schulleitung das Kollegium über Fortbildungen:

„Ja dadurch, dass die Schulleitung uns zukommen lässt, fühl ich mich ausreichend informiert.“ Interview Nr. 1; Zeile 25.

Einige Schulleitungen geben Informationen zu Fortbildungsangeboten bereits gefiltert an ihr Kollegium weiter. Diese gezielte Ansprache durch die Schulleitung bzw. die adressatengerechte Informationsweitergabe, stellt für die interviewten Lehrkräfte eine Arbeitserleichterung dar:

„Ja und es ist natürlich kommt schon vor und das ist auch hilfreich, dass äh bei unserer Schulleitung also dass man die Information über die Schulleitung kriegt also die kriegen das ja schriftlich, dass man zu bestimmten Themen, die ganz speziell interessieren da gezielt ne Information kriegt wenn grad in der Stadt was stattfindet.“ Interview Nr. 11; Zeile 64–67.

Eine ungefilterte Weiterleitung von Informationen durch die Schulleitung kann demotivierend wirken:

„Und jetzt ist es wirklich so, wir kriegen alle Informationen von unserem Chef über Online. Und ähm da kommen alle Fortbildungen auch für Fächer die mich natürlich gar nicht interessieren, da haben wir auch wieder gemeckert.“ Interview Nr. 39; Zeile 170–173.

Als weitere Möglichkeit zur Informationsweitergabe nutzt die Schulleitung die Postfächer der Lehrkräfte:

„[...] oder einfach, dass es an uns weitergeleitet wird, dann in unsere Fächer.“ Interview Nr. 9; Zeile 36.

Auch in diesem Zusammenhang wird eine nicht adressatengerechte Verteilung (bspw. von Flyern) thematisiert:

„[...] und dann kriegen wir die ins Fach. Meiner Meinung nach auch zu viel.“ Interview Nr. 7; Zeile 48.

„Da kommt eigentlich viel rein ja aber es isch natürlich auch sehr inflationär des isch manchmal auch ein Problem.“ Interview Nr. 25; Zeile 248–249.

Das Intranet der Schule wird ebenfalls von der Schulleitung genutzt, um ihr Kollegium über Fortbildungsangebote zu informieren:

„[...] ja das läuft bei uns immer über's Intranet […] und da werden immer sämtlich Fortbildungen, die die Schule betreffen ähm (3) ähm dargestellt und zum Lesen und zum Einsehen äh bereitgesellt.“ Interview Nr. 4; Zeile 47–49.

Ferner werden Aushänge oder Auslagen innerhalb der jeweiligen Schulen zur Informationsweitergabe genutzt. Oftmals sind einzelne Lehrkräfte für die Veröffentlichung von Fortbildungsangeboten verantwortlich, was als positiv herausgestellt wird:

„[...] und wir haben auch hier an der Schule jemanden der zuständig ist des auszuhängen und des hängt alles an dem Ort und des ist auch jemand der ab und zu sogar so Vorauswahl trifft und sagt du guck mal des könnte für euch interessant sein oder so, so und des ist relativ breit gefächert auch.“ Interview Nr. 8; Zeile 57–60.

Eine weitere Möglichkeit sich über das Fortbildungsangebot zu informieren ist der Austausch im Kollegium.

„[...] und äh da erfährt man dann vom nächsten Lehrgang äh zum Thema und äh interessantes ist dann Mund zu Mund Werbung dann.“ Interview Nr. 13; Zeile 63.

Diese „Mund-zu-Mund-Propaganda“ wird von den Lehrkräften ebenfalls positiv hervorgehoben, denn gleichzeitig werden die gesammelten Eindrücke und Einschätzungen zur Qualität der Fortbildung mit in das Kollegium transportiert. Auf solche Empfehlung aus dem Kollegium legen Lehrkräfte besonderen Wert:

„Oder manchmal erzählen einem natürlich auch Kollegen davon ja, dass ne Fortbildung stattfindet oder so ja das ist eigentlich oft das Beste denn dann weiß man auch schon die Tendenz ist es gut, ist es nicht so gut.“ Interview Nr. 12; Zeile 40.

„[…] ähm da geb ich sehr viel auf die Empfehlung von Kollegen und Kolleginnen. Ähm in der Fachschaft und was da jetzt gut wäre, weiß nicht, was man kennt. Ähm und bisschen auch die Absprache natürlich auch, wer geht wo hin, lohnt sich das.“ Interview Nr. 33; Zeile 203–206.

Ein solch förderlicher Austausch über Fortbildungsangebote in den entsprechenden Fachbereichen findet auch auf Fachkonferenzen oder innerhalb der Fach-Community statt:

„[…] und außerdem über die Fachleiter, dass die Fachleiter uns nochmal ansprechen und eben sagen pass auf da ist ne interessante Fortbildung.“ Interview Nr. 17; Zeile 110–111.

„Es wird schon hingewiesen in Konferenzen, die so […] dies und jene Fortbildung oder so.“ Interview Nr. 18; Zeile 151–155.

Insgesamt ergaben die Interviews, dass vielfältige Möglichkeiten (Kanäle) der Informationsbeschaffung und -weitergabe bestehen. Werden Informationen jedoch ungefiltert und/oder nicht adressatengerecht aufbereitet bzw. weitergeleitet, entsteht auf Seiten der Lehrkräfte ein Aufwand, der neben den vielfältigen Anforderungen des Arbeitsalltags zusätzlich zu leisten ist.

Nachdem die Möglichkeiten der eigenständigen Informationsbeschaffung sowie die unterschiedlichen Kanäle der Informationsweitergabe zum Lehrerfortbildungsangebot aufgezeigt wurden, wird folgend die Einschätzung der Lehrkräfte hinsichtlich der Art der Angebotsaufbereitung thematisiert.

4.3 Die Aufbereitung des Lehrerfortbildungsangebots

Die Lehrerinnen und Lehrer kennzeichneten weiterhin die spezifischen Vor- und Nachteile der jeweiligen Art der Angebotsaufbereitung.

Diesbezüglich betonen die Befragten einerseits, dass das Lehrerfortbildungsangebot transparent sei und weitestgehend keine Probleme bei der Suche nach passenden Angeboten auftreten:

„Ja ich fand das in dem Fall ja ich war da wie gesagt erst einmal in dem Bereich und äh bin gleich fündig geworden.“ Interview Nr. 1; Zeile 33.

Andererseits wird die Intransparenz angeführt. Die Informationsbeschaffung wird als umständlich empfunden, und zwar dann, wenn die gewählte Variante der Informationsaufbereitung dem Finden geeigneter Angebote eher entgegensteht. Dies wirkt mitunter demotivierend.

Die Vielfalt der verschiedenen Anbieter wirkt auf die Lehrkräfte eher „erschlagend“. Dies führt u. U. zu Unsicherheiten und daraus resultierend ggf. zu Desinteresse:

„Nur den Durchblick hat man da nicht immer also das ist jetzt auch wieder so diese Transparenz.“ Interview Nr. 11; Zeile 56.

„Also es gibt an der PH ein bisschen was, es gibt am Regierungspräsidium was, es gibt am Schulamt was. Dann gibt es unglaublich äh, also ich hab mal recherchiert, ne Expertise gemacht für die PH, äh zum Lehrerfortbildung in Freiburg, da hab ich so en dicken Ordner voll gehabt mit irgendwelchen Angeboten, die es noch in der Kirche, dann gibt’s, also es ist, ist ungeheuerlich, wie viele verschiedene Sachen es gibt. Dann gibt’s, wo war jetzt nochmal, in der Konradstraße war ich jetzt grad bei ner Fortbildung äh zur Internetsucht, das ist dann irgendwo ein Verein äh von der Caritas. Ach, es ist unglaublich.“ Interview Nr. 30; Zeile 256–262.

Weiterhin werden die Angebotsbeschreibungen kritisiert. Diese werden oftmals als unzureichend eingestuft, da sie wenig detailliert sind, so dass ihnen kaum wesentliche Informationen zu den ausgeschriebenen Fortbildungen entnommen werden können, bspw. zu den Inhalten und der Zielgruppe der jeweiligen Fortbildung:

„Da muss natürlich ne präzise Beschreibung sein was findet da eigentlich statt und für wen ist das ja. Das ist auch schon manchmal nich ganz klar, dass sich da viele Leute einfinden ja also jetzt steht da z.B. bei unser auf diesem Plan, dass das ne Lehrerfortbildung betrifft, die für Lehrplaninhalte und Strukturierungen fürs BK (.) dann steht aber unten drunter html Foto Shop noch im Design. Jetzt könnten welche, die's nich genau lesen oder nur flüchtig sagen ah ich erfahr hier was über Foto Shop ich will ne Foto Shop Fortbildung machen.“ Interview Nr. 11; Zeile76.

Ferner gibt es Differenzen zwischen den Angebotsbeschreibungen und den tatsächlich in den Fortbildungen thematisierten Aspekten. In diesem Zusammenhang führen die Lehrkräfte u. a. die inhaltliche Qualität der Fortbildungen an:

„[…] das absolut tolle Überschriften immer sind und Themen und das untrer'm Strich dann das der ein oder andere enttäuscht ist und sagt, dass hätt ich mir au sparen können. Also ich glaub da stimmt au manchmal so des äh das soll immer alles toll klingen damit au das immer gut rüber kommt die Bildungspolitik in unserem Land aber dass das wirklich nit gut gefüllt wird mit wirklich guten Inhalten und manchmal ist weniger einfach mehr.“ Interview Nr. 35; Zeile 620–624.

Bereits bei den Ausführungen zu den genutzten Informationsquellen (vg. Abs. 4.1) wurde deutlich, dass die Informationsbeschaffung zu Lehrerfortbildungsangeboten häufig über das Internet erfolgt, wobei partiell eine Unübersichtlichkeit sowie veraltete Informationen angemerkt werden:

„Ja und nicht immer nur klicken und dann ein Link und dann kommt man doch nicht weiter und dann ist es doch's falsche Formular und bis man das hochgeladen hat und das ist alles so umständlich nach dem dritten Formular und dann ist es doch anders und man hat keine Lust mehr dann geht man und lässt es gut sein, das ist das Problem.“ Interview Nr. 7; Zeile 155.

Darüber hinaus wird die Strukturierung der Informationen zum Fortbildungsangebot mitunter als unsystematisch charakterisiert:

„Also vollkommen diffus, vollkommen unzusammenhängend ähm, das ist ne Katastrophe.“ Interview Nr. 30; Zeile 255.

Insbesondere der hohe Anteil an Eigeninitiative für die Informationsbeschaffung wird durch die interviewten Lehrkräfte herausgestellt:

„Ähh es isch en bissle Puzzlespiel ja man muss sich selber informieren, man muss gucken isch man im Mailverteiler drin, ist also was ich ganz komisch find ist diese (.) äh im Bereich Elektro- also im Bereich Berufsschule  ob das generell so ist weiß ich nich, dass man sich dann irgendwann mal für irgendwelche Bereiche Module quasi anwendet, dass man dafür interessiert wird is und da kriegt man dann auch Bescheid d.h. wenn man Mal irgendwie was wechseln will dann muss man selber total aktiv werden.“ Interview Nr. 7; Zeile 44.

Die Aufbereitung der Informationen zum Lehrerfortbildungsangebot wird ambivalent, insbesondere in Bezug auf Transparenz und Systematisierung, beurteilt. Die Angebotsbeschreibungen sollten die Anforderungen, Arrangements und Inhalte der tatsächlichen Umsetzung widerspiegeln. Ob sich die Lehrkräfte dennoch hinreichend über das Lehrerfortbildungsangebot informiert fühlen, wird folgend thematisiert.

4.4 Wahrnehmung von Informiertheit über das Lehrerfortbildungsangebot durch die Lehrkräfte

In den Interviews wurde den Lehrerinnen und Lehrern die Frage gestellt „Fühlen Sie sich ausreichend über das Lehrerfortbildungsangebot informiert?“. Zweifelsohne setzt diese Informiertheit ein gewisses Maß an Eigeninitiative voraus:

„Ja! Ich meine, ich muss mich natürlich ein bisschen kümmern.“ Interview Nr. 39; Zeile 169.

„Ja, ja, ja. Es muss sich halt jeder selbst drum kümmern, das ist ganz klar. Aber es ist äh auf jeden Fall, dass man an die Information kommt, wenn man will.“ Interview Nr. 29; Zeile 145–146.

„Ja doch das denk ich mal, dass liegt ja eher an mir ob ich mich darum kümmere oder nicht.“ Interview Nr. 28; Zeile 298–299.

Dennoch nehmen einzelne Lehrkräfte wahr, dass Sie nicht ausreichend über das Lehrerfortbildungsangebot informiert sind:

„Nee. Das fühle ich mich nich. Ne.“ Interview Nr. 5; Zeile 22.

Wie oben dargelegt, steht die gewählte Variante der Informationsaufbereitung dem Finden geeigneter Angebote teilweise entgegen, so dass eine systematische Informationssammlung erschwert wird:

„[...] aber ja es ist alles so ein bisschen Glückssache [...] Ja wie gesagt es ist so ein bisschen äh Zufallsabhängig  manchmal, sollte es vielleicht nicht sein.“ Interview Nr. 12; Zeile 40–42.

In diesem Zusammenhang wünschen sich die Lehrkräfte eine adressatengerechte Aufbereitung und Systematisierung sowie die gezielte Weiterleitung von Informationen zu Lehrerfortbildungsveranstaltungen:

„[...] es ist manchmal nur nicht so einfach davon zu erfahren ja weil's nich so gebündelt äh also es gibt ja nicht so ein Heft wo alle Fortbildungen drin stehen ja sondern da kommt hier was von der GW, da kommt da was von Seminar H Stadt, dann kommt da was von einer pädagogischen Hochschule und wenn man Glück hat hat man's irgendwie im Fach auf wundersame Weise und äh wenn man Pech hat geht's an einem vorbei.“ Interview Nr. 12; Zeile 38.

Ferner ist der Zeitpunkt an dem die potentiellen Teilnehmenden über Fortbildungsveranstaltungen informiert werden von Bedeutung:

„Es liegt auch immer daran, was man grade hat und was gerade angeboten wird. Manchmal kriegt man was zu spät mit. Auch das passiert dann.“ Interview Nr. 38; Zeile 25–27.

5 Fazit und Ausblick

Auf der Grundlage einer umfangreichen Literaturanalyse und einer explorativen Studie wurden drei wesentliche Faktorenbündel identifiziert, die einen Einfluss auf die Teilnahme von Lehrkräften an Lehrerfortbildungen ausüben. Diese betreffen individuelle Faktoren (die Lehrkraft als Person), interne Faktoren (das System Schule) aber auch externe Faktoren (das Lehrerfortbildungssystem als Ganzes). Innerhalb der aufgezeigten Faktorenbündel ergaben sich weitere wesentliche Differenzierungen, die die Bereitschaft der Lehrkräfte zur Teilnahme an Lehrerfortbildungen determinieren.

Bereits aufgezeigt wurde, dass insbesondere der individuelle Faktor „Motivation“ bedeutsam für die Teilnahme an Lehrerfortbildungen ist (vgl. DIEHL et al. 2010). Denn motivationale Aspekte sind eine wesentliche Voraussetzung für die Teilnahmebereitschaft von Lehrkräften. Diesbezüglich konnte durch die Interviews nachgewiesen werden, dass die Lehrkräfte durchaus motiviert sind, an Lehrerfortbildungen teilzunehmen, um ihre Kompetenzen aufrechtzuerhalten und weiter zu entwickeln, Defizite auszugleichen, sich auf dem aktuellen Stand zu halten, neue Sichtweisen zu gewinnen, sich auszutauschen sowie neue Ideen, Anreize und Denkanstöße zu erhalten. Ebenso wichtig ist es für Lehrkräfte, neue „theoretische Inputs“ zu erhalten sowie Sachverhalte auch theoretisch durchdringen zu können.

Selbstredend determinieren auch die weiteren individuellen sowie die internen und externen Faktoren die Motivation der Lehrkräfte. Durch die obigen Darlegungen wurde insbesondere die „Informationslage“ (als externes Element) ausdifferenziert und reflektiert.

Das Lehrerfortbildungsangebot wird einerseits eigenständig von den Lehrkräften gesichtet, andererseits werden entsprechende Information „von außen“ über unterschiedliche Kanäle an die Lehrenden herangetragen. Generell konnte ermittelt werden, dass hierbei die Informationslage als ambivalent beschrieben wird, und zwar unter folgenden Perspektiven:

  • Einige Lehrkräfte fühlen sich nicht hinreichend über die verschiedenen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung zu Lehrerfortbildungsangeboten informiert.
  • Die Informationsbeschaffung erfolgt vornehmlich bedarfsorientiert. In diesem Zusammenhang wird das erforderliche hohe Maß an Eigeninitiative herausgestellt. Neben den vielfältigen Anforderungen des Arbeitsalltags, müssen Lehrkräfte demzufolge zusätzlich motiviert sein, um die vielfältig vorliegenden Informationen zum Angebot an Lehrerfortbildungen zu sichten.
  • Von den befragten Lehrkräften wird der Wunsch geäußert, dass stärker als bisher eine adressatengerechte Information durch einzelne Fortbildungsanbieter erfolgt.
  • Als vorrangiges Informationsmedium wird von den Lehrkräften das Internet genutzt. Der leichten und schnellen Zugangsmöglichkeit zu Informationen steht jedoch ein komplexes, teilweise als intransparent (bzgl. Informationsstrukturierung und ‑aufbereitung) herausgestelltes Angebot gegenüber.
  • Des Weiteren wird an vielen Schulen ein sog. „Fortbildungsordner“ geführt. Sofern dieser Ordner jeder Lehrkraft zugänglich ist und die dort enthaltenen Informationen fachbereichsbezogen systematisiert wurden, verringert sich der Rechercheaufwand, was generell als förderlich gekennzeichnet wird.
  • Weitere Informationskanäle sind E-Mails, Flyer und Aushänge sowie das Intranet der Schule. Werden diese Medien nicht inflationär genutzt und die entsprechenden Informationen bereits gefiltert, systematisiert sowie ggf. fachbezogen weitergeleitet, stellt dies für die interviewten Personen eine erhebliche Arbeitserleichterung bei der Informationssichtung über das Lehrerfortbildungsangebot dar.
  • Als positiv wird der Austausch zum Lehrerfortbildungsangebot im unmittelbaren Kollegium, im Fachbereich oder auf Fachkonferenzen gesehen. Die damit einhergehenden Empfehlungen anderer Kolleginnen und Kollegen (z. B. zur Qualität der jeweiligen Fortbildungen) wirken entscheidungsfördernd.
  • In Bezug auf die zeitliche Komponente wünschen sich die befragten Lehrkräfte einen ausreichenden Vorlauf (bezogen auf möglichst rechtzeitige Information und hinsichtlich der Einschreibefristen), um reflektiert Teilnahmeentscheidungen treffen zu können.

Die Auswertung aller Interviews (auch zu den hier nicht angeführten Themenbereichen) macht deutlich: Lehrkräfte empfinden den „Weg“ zu einer Fortbildung teilweise als „Hürdenlauf“, denn nicht nur bei der Informationsbeschaffung zum Lehrerfortbildungsangebot, sondern auch bei den anderen individuellen, internen und externen Einflussfaktoren (16 weitere) ergeben sich jeweils fördernde und hemmende Aspekte. Hieraus lässt sich insgesamt die Komplexität des interdependenten Faktorengefüges „Zugang zum Lehrerfortbildungssystem“ (verstanden als diejenigen organisatorischen Anforderungen, denen die Lehrkräfte gerecht werden müssen, um eine Fortbildung besuchen zu können) erahnen.

Insgesamt werden derzeit alle diesbezüglichen Ergebnisse aus den Interviews mit Lehrkräften zu den Faktorenbündeln subsumiert, verdichtet und reflektiert. Dies erfolgt auch mit dem Ziel, Anregungen für die Konzeptualisierung von Leitfäden für Interviews mit Vertretern der administrativen Seite (Kultusministerium, Regierungspräsidien, Schulämter, Schulleitungen) sowie der operativen Ebene (Landesakademien, Staatliche Schulämter, Fachberater, Fortbildner) zu erhalten.

Ausgewählte Einzelaspekte der in den verschiedenen Verantwortungsbereichen des Lehrerfortbildungssystems geführten Interviews und weitere Ergebnisse der explorativen Studie (bspw. aus der theoretischen Fundierung, der Analyse validierter Assessmentinstrumente und der Konstruktion des Bezugsrahmens) werden ferner zur Entwicklung des quantitativen Erhebungsinstrumentariums für die Längsschnittstudie genutzt. Die bisher entwickelten Fragebögen wurden in einem mehrstufigen Verfahren getestet (verschiedene Pre-Tests, Experten-Surveys etc.) und optimiert. Die erste Erhebungswelle wird in Kürze initiiert.

Literatur

DIEHL, T./ KRÜGER, J./ RICHTER, A./ VIGERSKE, S. (2010): Einflussfaktoren auf die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften – Erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts. In: bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, Ausgabe 19. Online: http://www.bwpat.de/ausgabe19/diehl_etal_bwpat19.pdf  (10-05-2011).

MAYRING, P. (2008): Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. 10. Auflage, Weinheim und Basel.

TIMMERMANN, D. (1996): Qualitätsmanagement an Schulen. In: Wirtschaft und Erziehung (wue) 96, H. 10, 327-333.


Zitieren dieses Beitrages

RICHTER, A./ VIGERSKE, S. (2011): Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern – Die Bedeutung der dritten Phase am Beispiel einer Evaluation der Lehrer/-innenfortbildung im Land Baden-Württemberg. In: bwp@ Spezial 5 – Hochschultage Berufliche Bildung 2011, Workshop 14, hrsg. v. DIEHL, T./ KRÜGER, J./ VOGEL, T., 1-15, Online: http://www.bwpat.de/ht2011/ws14/richter_vigerske_ws14-ht2011.pdf (26-09-2011).



Hochschultage Berufliche Bildung 2011 - Web page

http://www.hochschultage-2011.de/