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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

WS14 - Lehrerbildung
Herausgeber: Thomas Diehl, Jana Krüger & Thomas Vogel


Titel:
Bedeutung und Gestaltung von Übergängen in der Lehrerbildung – Praxiserfahrungen und theoretische Reflexionen zur Professionalisierung angehender Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen


Editorial zu Workshop 14: Bedeutung und Gestaltung von Übergängen in der Lehrerbildung – Praxiserfahrungen und theoretische Reflexionen zur Professionalisierung angehender Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen

Die Problematik der Übergänge in der LehrerInnenbildung ergibt sich durch deren Dreiphasigkeit. So müssen angehende Lehrerinnen und Lehrer zunächst den Übergang vom Studium in den Vorbereitungsdienst bewältigen. Dabei sollten sie vom Bildungspersonal der ersten und zweiten Phase unterstützt werden. Dies bedeutet, dass einerseits die Lehrenden an den Hochschulen ihre Studierenden auf den Übergang in das Referendariat vorbereiten sollten. Andererseits sind sowohl die FachleiterInnen in den Studienseminaren sowie das erfahrene Personal an den Schulen gefordert, den Übergang vom Studium in den Vorbereitungsdienst so zu gestalten, dass der „Praxisschock“ vermieden wird. Hier steht vor allem der professionelle Umgang mit dem pädagogischen Theorie-Praxis-Verhältnis im Focus. Denn die Entwicklung pädagogischer Professionalität hängt in entscheidender Weise davon ab, ob den zukünftigen Lehrenden eine Verbindung der während des Studiums entwickelten Kompetenzen mit den Anforderungen der pädagogischen Praxis während des Referendariats gelingt.

Neben der Bewältigung des Übertritts vom Studium in das Referendariat sind im Verlauf der Ausbildung und der beruflichen Tätigkeit der Lehrerinnen und Lehrer noch weitere Übergänge im Sinne einer Professionalisierung der Lehrenden zu gestalten. Wie Erkenntnisse der Berufsbiografie- und der Professionalisierungsforschung belegen, ist die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer beim Berufseinstieg nach dem Vorbereitungsdienst ein bedeutender Faktor zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung pädagogischer Professionalität. Auch der weitere Verlauf der beruflichen Praxis der Lehrerinnen und Lehrer sollte durch eine angemessene Unterstützung der Berufsbiografie im Sinne einer bedarfsgerechten Fort- und Weiterbildung gekennzeichnet sein.

Um dem aufgezeigten Themenkomplex gerecht zu werden, referierten und diskutierten im Workshop LehrerbildnerInnen der ersten, zweiten und dritten Lehrerbildungsphase. Die Herausforderungen und Probleme der Übergänge wurden sowohl auf der Basis von Theorien aber auch aus der Perspektive von Praxiserfahrungen bzw. der empirischen Untersuchung dieser Praxis beleuchtet und diskutiert.

Der erste Beitrag von THOMAS DIEHL und JANA KRÜGER thematisierte die Gestaltung von Übergängen aus einer professionalisierungstheoretischen Perspektive. Dabei wurden zwei theoretische Grundpositionen identifiziert, die beide wichtige Aspekte und Vorgehensweisen für die Professionalisierung im Lehrerberuf aufzeigen, jedoch in der gegenwärtigen professionalisierungstheoretischen Diskussion bisher nicht aufeinander bezogen werden. Dies sind zum einen die differenztheoretischen Ansätze, welche die Zukunftsoffenheit und Krisenhaftigkeit des Lehrerhandelns betonen. Zum anderen die kompetenztheoretischen Ansätze, welcher die pädagogischen und didaktischen Handlungsanforderungen aufzeigen und die dazu notwendigen Wissensbestände analysieren. Im Beitrag wurde diskutiert, wie beide Grundpositionen aufeinander bezogen werden können, um daraus Schlussfolgerungen für eine professionelle Lehrerbildung aufzuzeigen.

Anschließend referierte THOMAS VOGEL über das Theorie-Praxis-Verhältnis in der Lehrerbildung als Übergangsproblem. Um die Bedeutung der Thematik zu verdeutlichen, wurde das Verhältnis von Theorie und Praxis im erziehungswissenschaftlichen Denken aus historischer und aktueller Perspektive beleuchtet. Dem folgte eine fundierte Analyse des Begriffs „Übergang“ und der mit Übergängen verbundenen Probleme in der Lehrerbildung. In der weiteren Auseinandersetzung mit der Theorie-Praxis-Problematik wurden die Bedeutungen von Praxisanteilen sowie pädagogischer Theorie im Rahmen der Lehrerbildung thematisiert. THOMAS VOGEL kommt zu dem Schluss, dass eine erfolgreiche Professionalisierung angehender Lehrerinnen und Lehrer nur dann gelingen kann, wenn in allen Phasen der Lehrerbildung Theorie und Praxis sinnvoll aufeinander bezogen werden, da Theorie und Praxis immer in einem spannungsreichen Wechselverhältnis stehen, das in jeder Lehrerbildungsphase zum Thema werden sollte.

Im Beitrag von ANNA WINKELBAUER und ELISABETH RIEBENBAUER wurde der Focus auf die Lehrerbildung in einem europäischen Nachbarland gerichtet. Zunächst wurde das österreichische Bildungssystem mit der Perspektive auf die allgemein und beruflich bildenden Schulformen vorgestellt. Auf dieser Basis beleuchteten die Referentinnen die Lehrerausbildung von Wirtschaftspädagogen in Österreich. So wurden die mit der Ausbildungsstruktur verbundenen Probleme des Übergangs vom Studium in die betriebliche Praxis (in Österreich verpflichtende Voraussetzung für eine Lehrertätigkeit in der Wirtschaftspädagogik) und den abrupten Übergang in die Praxis als Lehrerin und Lehrer dargestellt sowie Konsequenzen und Reformbedarf diskutiert.

Die professionelle Weiterentwicklung von bereits im Schuldienst tätigen Lehrerinnen und Lehrern durch Fort- und Weiterbildung wurde im Beitrag von ANDY RICHTER und STEFANIE VIGERSKE thematisiert. Während die Qualität entsprechender Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen Evaluationen unterzogen wurde, liegen wenige empirische Daten über die nachhaltige Wirkung von Lehrerfortbildungen vor. Die Referenten stellten das aktuelle Forschungsprojekt zur Evaluation der Nachhaltigkeit der Lehrerfortbildung im land Baden-Württemberg vor. Neben der Präsentation der Konzeption und der empirischen Vorgehensweise wurden erste Ergebnisse der Studie in Bezug auf die Beurteilung des Fortbildungsangebots und des Zugangs zu entsprechenden Informationen vorgestellt. Dabei wurde noch einmal die Bedeutung der Lehrerfortbildung im berufsbiografischen Entwicklungsprozess von Lehrenden verdeutlicht.

Die hier vorgestellten Publikationen basieren auf den im Workshop gehaltenen Referaten und geben so einen Überblick über die Diskussion zur Gestaltung gelingender Übergänge in der Lehrerbildung und der Unterstützung des berufsbiografischen Verlaufs von Lehrerinnen und Lehrern.


Hochschultage Berufliche Bildung 2011 - Web page

http://www.hochschultage-2011.de/