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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

FT15 - Politik/Wirtschaftslehre
Herausgeber: Eberhard Jung, Martin Kenner & Hans-Georg Lambertz

Titel:
Bildungsziel Übergangsbewältigung: Pädagogisch didaktische Herausforderungen und Strategien am Übergang ins Ausbildungs- und Beschäftigungssystem


Editorial zur Fachtagung 15: Politik und Wirtschaftslehre Bildungsziel Übergangsbewältigung: Pädagogisch didaktische Herausforderungen und Strategien am Übergang ins Ausbildungs- und Beschäftigungssystem

Der folgende Beitrag dient dazu, in das Thema der „Fachtagung 15: Politik/Wirtschaftslehre“ auf den Hochschultagen 2011 in Osnabrück einzuführen sowie die einzelnen Beiträge des Tagungsbandes zu skizzieren.

1 Tagungsthema „Bildungsziel Übergangsbewältigung“

Der Übergang Schule-Berufsausbildung/Arbeitswelt stellt eine wesentliche Herausforderung im Leben junger Menschen dar. Er ist Teil des Erwachsenwerdens, geht mit dem Übergang in die ökonomische Selbständigkeit einher und beeinflusst den weiteren Lebenslauf maßgeblich. Aus sozialisationstheoretischer Sicht sind aus der Bewältigung dieser Anforderung positive Wirkungen zu erwarten, denn gerade während der Adoleszenz kann ein erfolgreicher Übergang einen wichtigen Beitrag zur Identitätsentwicklung und Stabilisierung der Persönlichkeit leisten. Gleichzeitig führt der damit gewonnene, nach außen hin sichtbare Status zu sozialer Anerkennung und erleichtert gesellschaftliche Teilhabe, so dass daraus berechtigte Chancen für eine nachhaltige individuelle Entwicklung und ökonomische Sicherheit erwachsen können.

Durch die Auflistung bedeutsamer positiver Effekte wird gleichzeitig beschrieben, mit welchen Folgen ein Scheitern des Übergangs verbunden ist. Dieser Aspekt ist schon seit einiger Zeit zu einem echten Problem geworden, weil jedes Jahr eine nicht unbedeutende Zahl junger Menschen die „Schwelle“ in die Arbeitswelt nicht auf direktem Weg überwinden kann, sondern in das wenig attraktive Übergangssystem eingeht. Damit gewinnen pädagogische Bemühungen an Bedeutung, die junge Menschen bei der Bewältigung dieser Aufgabe unterstützen.

Die „Fachtagung 15: Politik/Wirtschaftslehre“ auf den Hochschultagen 2011 in Osnabrück widmete sich der angesprochenen Thematik unter der Überschrift Bildungsziel Übergangsbewältigung. Die Erörterung umfasste insgesamt sieben Beiträge, deren Inhalte im Rahmen dieser Tagungsveröffentlichung dokumentiert und einleitend kurz umrissen werden.

2 Skizzierung der Tagungsbeiträge

2.1 Einführungsbeitrag

EBERHARD JUNG geht in seinem Beitrag mit dem Titel „Bildungsziel Übergangsbewältigung: Begriff, kompetenztheoretische Einbettung, Vermittlung in der beruflichen Bildung“ davon aus, dass für den erfolgreichen Übergang ein spezielles Wissen und Können erforderlich ist, was in geordneten Lehr-Lernprozessen u. a. auch an berufsbildenden Schulen erworben werden muss. Die Zielkategorie, die zur Bewältigung arbeits- und berufsbezogener Übergänge befähigt, bezeichnet JUNG als Arbeits- und Berufsfindungskompetenz. In Orientierung an eine zeitgemäße Strukturierung von Kompetenzen entwickelt JUNG ein gestuftes Kompetenzmodell und zeigt auf, wie die Kompetenzen im Rahmen von Lernfeldern der politisch-ökonomischen Bildung in unterschiedlichen Schularten gefördert und erworben werden können.

2.2 Beiträge zum Themenschwerpunkt I: Pädagogisch-didaktische Herausforderungen am Übergang ins Beschäftigungssystem

Der Beitrag von FRIEDEL SCHIER mit dem Titel „Übergänge ins Beschäftigungssystem: Herausforderungen an der ersten und zweiten Schwelle“ analysiert die quantitativen Problemlagen, wie sie sich für die Übergänge ins Beschäftigungssystem ergeben. Die Darstellung setzt sich zum Ziel, daten- und indikatorgestützte Hinweise zu geben, um die allgemein- und berufspädagogischen bzw. bildungspolitischen Notwendigkeiten in ihrem jeweiligen Ausmaß besser einschätzen zu können. Die Analyse liefert dazu einige aufschlussreiche Befunde beispielsweise zur Quantifizierung des absoluten Anteils an Jugendlichen in unterschiedlichen Bildungssektoren und deren Entwicklung.

Lehr-Lernkonzepte der Übergangsbewältigung - Diversity Education als Chance“ lautete der Beitrag von ILONA EBBERS, in dem die Theorie und Praxis des Diversity Education als Element von Berufsorientierung und Übergangsbewältigung erschlossen wird. Ziel des Diversity Education ist es, den Schülerinnen und Schülern die Achtung vor dieser Einzelpersönlichkeit zu vermitteln und gleichzeitig die Synergieeffekte einer Gruppe zu nutzen. Eine Verknüpfung der Diversity Education mit der Übergangsbewältigung wird von EBBERS im Rahmen eines Lehr-Lernkonzepts hergestellt.

Mit der „Verbesserung der Systematik beim Übergang von allgemeinbildenden in die berufsbildenden Schulen“ setzt sich RUDOLF SCHRÖDER auseinander. Seine <tt>Ausgangsthese lautet, dass </tt>im Rahmen der Berufsorientierung <tt>dem </tt>Übergang in die berufsbildenden Schulen zu wenig Beachtung geschenkt wird, und deshalb viele Schülerinnen und Schüler nach dem Abschluss in der Sekundarstufe I in die berufsbildenden Schulen wechseln, ohne sich reflektiert für einen Bildungsgang entschieden zu haben. Der Ist-Zustand ist nach Schröder einerseits durch eine Vielzahl an Initiativen und Maßnahmen gekennzeichnet, die andererseits wegen vielschichtiger Ursachen kaum Effizienz erzeugen können. Abschließend zeigt SCHRÖDER auf, wie im Rahmen einer systematischen Berufsorientierung die Situation verbessert werden könnte.

In seinem Vortrag „Abbruch oder neuer Weg? Bessere Chancen durch bessere Berufsorientierung“ analysiert LOTHAR BEINKE  einen wenig erforschten Gegenstandsbereich. Entgegen früherer Jahre wird ein Ausbildungsabbruch nicht mehr von vornherein als ein negatives Ereignis bewertet, sondern es werden in differenzierter Perspektive die Ursachen aber auch Chancen eines Abbruchs betrachtet. BEINKE analysiert in diesem Zusammenhang insbesondere den Faktor „verfehlte Berufswahl“ und geht der Frage nach, inwiefern der Abbruch einer Ausbildung durch die zuvor wenig fundierte Klärung der Passung zwischen Person und gewähltem Ausbildungsberuf hervorgerufen wird.

2.3 Beiträge zum Themenschwerpunkt II: Übergangsbewältigung im sozial- und wirtschaftskundlichen Unterricht

Den Ausgangspunkt für den Beitrag von MARTIN KENNER mit dem Titel „Berufliche Perspektiven und politische Orientierungen von Schülern im Übergangssystem“ liefern Befunde, die belegen, dass bei Heranwachsenden aus niedrigen Sozialschichten, mit geringem Bildungsstand und beruflichem Misserfolg häufiger Orientierungen anzutreffen sind, die eine große Distanz zur Politik oder sogar die Ablehnung der Demokratie aufweisen. Anhand einer aktuellen empirischen Untersuchung geht KENNER der Frage nach, ob diese Charakterisierung auch für Schüler des Übergangssystems zutreffend ist, die über vergleichbare Voraussetzungen verfügen. Dabei wird die Rolle der beruflichen Schule in der Wahrnehmung der Schüler berücksichtigt.

Der abschließende Beitrag von BETTINA ZURSTRASSEN lautet „Förderung beruflicher und politischer Integration durch politische Bildung in Berufen des Sozial- und Gesundheitswesens“. ZURSTRASSEN stellt ein lernfeldbezogenes Konzept für die politisch-ökonomische Bildung vor, das an fünf Berufskollegs eingeführt, entwickelt und im Rahmen einer Implementationsstudie wissenschaftlich begleitet und untersucht werden soll. Dabei laute die empirische Leitfrage, inwieweit sich die Integration der politisch-ökonomischen Bildung in berufliche Lernfelder für beide Disziplinen als förderlich erweist. Ein erster Theorierahmen für das Konzept einer „berufsfeldorientierten politischen Bildung“ wird umrissen, der sich derzeit noch im Stadium der Weiterentwicklung und der empirischen Überprüfung befindet.


Hochschultage Berufliche Bildung 2011 - Web page

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