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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

WS08 - Schulentwicklung
Herausgeber: Andreas Fischer, Klaus-Dieter Mertineit & Wilfried Steenblock


Titel:
Nachhaltiges Schulnetzwerk: BBS futur


Editorial zu Workshop 08: Nachhaltiges Schulnetzwerk „bbs-futur“

1 Einführung

Angesichts sich zuspitzender ökologischer Problemlagen und einer nach wie vor wachsenden Armut in weiten Teilen der Welt hat sich die Staatengemeinschaft 1992 in der „Agenda 21“ auf das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung verständigt. Damit ist auch die Berufsbildung aufgefordert, ihren spezifischen Beitrag für eine nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung zu leisten. Dies gilt insbesondere für die Berufsbildenden Schulen, denn ca. 60% der Schulabgänger allgemein bildender Schulen werden im Rahmen der Berufsvorbereitung und Berufsausbildung in Berufsbildenden Schulen qualifiziert.

In Niedersachsen bieten sich besonders gute Voraussetzungen, Anforderungen nachhaltiger Entwicklung bzw. der Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung in die Berufsbildenden Schulen systematisch zu integrieren. Alle niedersächsischen Berufsbildenden Schulen haben ein Qualitätsmanagement eingeführt und sind seit 2011 Regionale Kompetenzzentren. Als Grundlage der Berufsschulentwicklung findet das EFQM-Modell Verwendung. Es bildet auch die Basis für die regelmäßige Überprüfung der Berufsschulqualität durch die Niedersächsische Schulinspektion.

Die Entwicklung zu Regionalen Kompetenzzentren bietet den Berufsbildenden Schulen große Chancen; sie stellt jedoch auch eine große Herausforderung dar. Wie sich in der Praxis gezeigt hat, ist die Entwicklung der niedersächsischen Berufsbildenden Schulen verbesserungsfähig. Vielen Schulen fehlt eine strategische Ausrichtung, und auch im Bereich der Unterrichtsqualität gibt es Verbesserungspotenziale. Von einer systematischen Berücksichtigung der Anforderungen nachhaltiger Entwicklung in Schulmanagement und Unterricht sind grundlegende Verbesserungen zu erwarten. Nachhaltigkeit ist als Qualitätsmerkmal zu verstehen, und eine systematische Orientierung an Kriterien nachhaltiger Entwicklung kann dem Berufsschulentwicklungsprozess eine normative Richtung geben und als Innovationsmotor für eine verbesserte Unterrichtsqualität dienen.

2 Themen des Workshops

Gegenstand des Workshops ist, gemeinsam mit sieben niedersächsischen Berufsbildenden Schulen, dem Studienseminar Osnabrück sowie dem niedersächsischen Kultusministerium die Potenziale und Herausforderungen einer qualitätsorientierten lernenden Organisation für eine nachhaltige berufliche Bildung zu erörtern. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt:

1.  Wie sieht eine realisierbare Vision über Berufsbildende Schulen der Zukunft aus bzw. wie kann sie entwickelt werden?

2.  Welche Anknüpfungen ergeben sich an den auf Qualitätsmanagement basierten Referenzrahmen für eine nachhaltige Schulentwicklung und welche Kriterien, Qualitätsstandards sowie Indikatoren sind besonders relevant?

3.  Welche der von den beteiligten Schulen entwickelten Projekte lassen sich für Nachhaltigkeit im Unterricht bzw. eine nachhaltige Schulentwicklung auf andere Schulen übertragen?

4.  Welche Möglichkeiten haben die beteiligten Schulen, Partnerschaften mit einem für die nachhaltige Schulentwicklung relevanten Wirtschaftsunternehmen einzugehen?

5.  Welche Anforderungen ergeben sich an eine Informationsplattform „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung“, um die nachhaltigen Aktivitäten zu verbreiten?

3 Schwerpunkte der Beiträge

Andreas FISCHER (Leuphana Universität Lüneburg) skizziert die Idee und das Vorhaben des Pilotprojekts „Systematische Integration des Themas Nachhaltigkeit in Unterricht und in Schulorganisation an Berufsbildenden Schulen“, kurz: „bbs-futur“, das gemeinsam mit sieben Berufsbildenden Schulen in Niedersachsen sowie dem Studienseminar in Osnabrück realisiert und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird. Dabei geht es darum, eine realisierbare Vision über Berufsbildende Schulen der Zukunft zu entwickeln, die über die Einzelschule hinausgeht. Um die Projektarbeiten mit dem Schulentwicklungsprozess der Berufsbildenden Schulen in Niedersachsen effektiv abstimmen und nachhaltigkeitsorientierte Qualitätsstandards dauerhaft berücksichtigen zu können, beteiligt sich das Niedersächsische Kultusministerium aktiv am Projekt.

Jede beteiligte Schule entwickelt ein übertragbares Beispiel für Nachhaltigkeit im Unterricht / eine nachhaltige Schulentwicklung, erarbeitet und geht während des Projektes mindestens eine Partnerschaft mit einem für die nachhaltige Schulentwicklung relevanten Wirtschaftsunternehmen ein. Zusätzlich wird ein EFQM-basierter Referenzrahmen für eine nachhaltige Schulentwicklung (mit Kriterien / Qualitätsstandards und Indikatoren) erarbeitet, eine Informationsstelle „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung“ aufgebaut sowie eine Strategie zur Verbreitung der Projektergebnisse in den niedersächsischen Berufsbildenden Schulen erarbeitet.

Klaus-Dieter MERTINEIT (Institut für nachhaltige Berufsbildung & Management-Services GmbH) reflektiert die zentralen Anforderungen, die sich aus dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung für die Berufsbildung ergeben. Darauf aufbauend und anknüpfend an vorliegende Instrumente und Praxisbeispiele skizziert er die Umrisse eines Konzepts für eine nachhaltige (Berufs-)Schulentwicklung.

Peggy PFINGSTEN (Niedersächsisches Kultusministerium, Abteilung Berufliche Bildung) entfaltet Visionen über Berufsbildende Schulen der Zukunft. Sie geht auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen ein, mit denen sich die berufliche Schulbildung konfrontiert sieht. Zugleich verweist sie auf zukunftsweisende strategische Ansätze, mit denen den Herausforderungen nachhaltig begegnet werden kann.

Während die ersten drei Beiträge überwiegend Ideen, Strategien und Qualitätsmanagementfragen ansprechen und damit noch etwas allgemein gehalten sind, nähert sich Wilfried STEENBLOCK (Schulleiter BBS Friedenstraße, Wilhelmshaven) der nachhaltigen Berufsbildung und der damit verbundenen Schulentwicklung konkreter an. Auf Basis erster Erfahrungen mit einem nachhaltig ausgerichteten Schulprojekt stellt er Konzepte und Beispiele zur Integration von Nachhaltigkeit in die Gestaltung von Bildungsgängen sowie in die Unterrichts- und Personalentwicklung in der BBS Friedenstraße vor.

Ebenfalls konkret sind die Ausführungen von Rolf DASECKE (BBS II Kerschensteiner Schule, Delmenhorst) über die Potenziale nachhaltig ausgerichteter Schülerfirmen. Der Autor kann auf Erfahrungen aus über zehn Jahren zurückgreifen, in denen er aktiv an dem Aufbau von nachhaltig ausgerichteten Schülerfirmen mitgewirkt hat.


Hochschultage Berufliche Bildung 2011 - Web page

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