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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

FT01 - Agrarwirtschaft
Herausgeber: Michael Martin & Manfred Bräuer

Titel:
Übergänge in der agrarwirtschaftlichen Berufsbildung – eine Herausforderung für Bildungsakteure auf unterschiedlichen Ebenen


Editorial zur Fachtagung 1: Agrarwirtschaft - Übergänge in der agrarwirtschaftlichen Berufsbildung nachhaltig gestalten

Im Zusammenhang mit dem Übergang zur Informations- und Wissensgesellschaft sowie dem Strukturwandel in der Agrarwirtschaft haben sich neue Anforderungen an die berufliche Handlungskompetenz von Berufstätigen in der Agrarwirtschaft ergeben, auf die diese im Rahmen der beruflichen Bildung vorzubereiten sind. Die neuen Anforderungen ergeben sich vor allem aus einer verbraucher- und marktorientierten, auf Dienstleistung und Qualität gerichteten, nachhaltigen sowie umweltverträglichen Wirtschaftsweise. Die Perspektive der Agrarwirtschaft hängt maßgeblich davon ab, wie es den in diesem Wirtschaftsbereich Tätigen gelingt, sich den veränderten Anforderungsprofilen anzupassen und sich auf neue Organisationsformen einzustellen. Auf dem Wege zur Informations- und Wissensgesellschaft ergeben sich teilweise auch gravierend veränderte Anforderungen an die berufliche Handlungskompetenz daraus, dass das Lösen beruflicher Probleme und die qualitätsgerechte Ausführung beruflicher Aufgaben zunehmend an das Erfordernis gebunden sind, vielfältige Informationen dafür nutzbar zu machen, die immer häufiger in elektronischer Form zur Verfügung stehen. Dafür sind im Zusammenhang mit der Befähigung zu lebenslangem, selbstgesteuerten Lernen vor allem fachbezogene Methoden- / Medienkompetenz erforderlich. Da sich die Anforderungen an die berufliche Handlungskompetenz schnell ändern, brauchen die in der Agrarwirtschaft Tätigen die Fähigkeit des flexiblen Reagierens auf veränderte Bedingungen. Darauf müssen sie in einer an der Berufspraxis orientierten Berufsausbildung vorbereitet werden, die vor allem den Transfer von in der Berufsschule erworbenen Kompetenzen in die betriebliche Praxis unterstützt und damit den Übergang in das Berufsleben erleichtert. Auf diese Aufgabenstellung hat die Berufsausbildung dadurch reagiert, dass die Ausbildung handlungs- und kompetenzorientiert ausgerichtet wurde, teilweise eine Neustrukturierung der Rahmenlehrpläne erfolgte, eine neue Lehr-Lernkultur sowie ein verändertes Schulmanagement zur Anwendung kamen und produkt- und prozessorientierte Lehr- Lernarrangements entwickelt wurden. Dennoch existieren gerade bezüglich der nachhaltigen Gestaltung der Übergänge zwischen den Bildungs- bzw. Tätigkeitsstufen Defizite in Theorie und schulpraktischer Umsetzung, die es abzubauen gilt. Es kommt darauf an, die in der Übergangsproblematik liegenden Potentiale zu erkennen und die Chancen zu nutzen für das Finden kompetenzorientierter Lösungen.

In diesem Prozess spielen die Lehrenden als „Manager des Lernens“ eine entscheidende Rolle, da sie vor allem über ihr Unterrichtskonzept, die Projektierung kompetenzorientierter Lernsituationen sowie Lehr- Lernarrangements, die bewusste Gestaltung von Lernaufgaben und Lernhandlungen maßgeblich Einfluss auf die Kompetenzentwicklung der Lernenden nehmen. Auch sie müssen in ihrer Ausbildung auf diese neue Rolle und Lernkultur vorbereitet werden, brauchen Unterstützung beim Übergang vom Universitätsstudium zum Referendariat und von diesem zur Lehrertätigkeit in der Schulpraxis.

Da das Generalthema der 16. Hochschultage Berufliche Bildung „Übergange“ aus unterschiedlicher Sicht betrachtet werden kann, wurden in der Fachtagung Agrarwirtschaft vier thematische Ebenen gebildet und methodisch mittels Leitfragen erschlossen:

1. Ebene: Übergänge aus der Berufsausbildung in die Berufstätigkeit

Wie kann der Transfer von den in der berufsbildenden Schule entwickelten Kompetenzen in die betriebliche Praxis gelingen?

2. Ebene: Vorbereitung der Lehrkräfte auf die Gestaltung des Übergangs der Auszubildenden von der Berufsausbildung in die Berufstätigkeit

Wie werden  (künftige) Lehrerinnen und Lehrer auf pädagogische Herausforderungen und inhaltliche sowie curriculare Entwicklungen (bspw. das Lernfeldkonzept) in ihrer Ausbildung vorbereitet?

3. Ebene: Übergang der Absolvent/innen des Lehramtsstudiums in das Referendariat

Wie kann der Übergang / die Verzahnung von der 1. Phase der Lehrer / innenausbildung (Universität) zur 2. Phase der Lehrer/innenausbildung (Referendariat) gelingen / gestaltet werden?

4. Ebene: Übergang von der Arbeitslosigkeit in den Beruf des Gärtners /Gärtnerin, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, durch abschlussorientierte Umschulungsmaßnahmen bei Anerkennung bisheriger Arbeitserfahrungen

Wie kann der Übergang von der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung im Ersten Arbeitsmarkt unterstützt werden?

Die Beiträge stellten eine Mischung von wissenschaftlich untermauerten Gestaltungskonzepten und „best practice“ – Beispielen dar und wurden von Vertretern /innen unterschiedlicher Institutionen aus Wissenschaft, Praxis und Administration vorgestellt. Die Referenten gaben Erfahrungen wieder und stellten Erkenntnisse vor, die vor allem in Hochschulen, beruflichen Schulen, Schulverwaltungen, Bildungszentren und Ministerien gesammelt wurden.

Dabei standen einerseits Aspekte der Kompetenzentwicklung im Zusammenhang mit dem Paradigmenwechsel hin zur Anwendung des Lernfeldkonzeptes sowie andererseits neue Möglichkeiten der Kompetenzherausbildung im Lehramtsstudium bei der Umstellung auf Bachelor und Masterausbildung im Mittelpunkt der Betrachtung. In der Diskussion wurden Strategien zur nachhaltigen Gestaltung der Übergänge sowie Hindernisse und Widersprüche bei deren Umsetzung dargestellt. Weiterhin wurden abschlussorientierte Umschulungsmaßnahmen bei Anerkennung bisheriger Arbeitserfahrungen für den Übergang von Arbeitslosigkeit in den Beruf des Gärtners / Gärtnerin vorgestellt.

Das breite Spektrum der dargelegten Erfahrungen und Standpunkte kann als Anregung dafür dienen, die vielfältigen Fragen und Probleme der nachhaltigen Gestaltung von Übergängen in der agrarwirtschaftlichen Berufsbildung lösen zu helfen.

 

MICHAEL MARTIN und MANFRED BRÄUER


Hochschultage Berufliche Bildung 2011 - Web page

http://www.hochschultage-2011.de/