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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

Kurzvorträge
Herausgeberin: Margit Ebbinghaus


Titel:
Facettenvielfalt der Übergänge in der beruflichen Bildung


Editorial zu Kurzvorträge: Facettenvielfalt der Übergänge in der beruflichen Bildung

 

Das deutsche Berufsbildungswesen umfasst eine Reihe unterschiedlicher Segmente mit je spezifischen Ausrichtungen. Hierzu gehören – um nur einige zu erwähnen – unter anderem

  • das duale System der Berufsausbildung, das den Erwerb eines qualifizierten Berufsabschlusses in derzeit rund 350 nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO) geregelten Ausbildungsberufen ermöglicht;
  • die beruflichen Vollzeitschulen, die eine berufliche Ausbildung (auch) in Berufen außerhalb des Geltungsbereiches des BBiG bzw. der HwO anbieten, etwa in den nichtakademischen Berufen des Gesundheitswesens;
  • die Fach- und Berufsoberschulen, welche auf die Vertiefung der im Rahmen einer beruflichen Ausbildung erworbenen Qualifikationen und den Erwerb der Hochschulreife ausgerichtet sind;
  • das Fortbildungssystem, über das – ebenfalls aufbauend auf einer Berufsausbildung –aufstiegsorientierte Abschlüsse auf Meisterniveau in anerkannten Fortbildungsberufen erworben werden können sowie
  • die Fachhoch- und Hochschulen, die mit Bachelor- und Masterabschlüssen auf akademische Berufe vorbereiten.

In den letzten Jahren wurden verschiedene Initiativen ergriffen, die die Zugänge zu, die Durchlässigkeit innerhalb und die Verzahnung zwischen den verschiedenen Segmenten der Berufsbildung verbessern. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung und Implementierung neuer Instrumente, die Jugendliche an der ersten Schwelle auf dem Weg zu beruflicher Integration und Teilhabe unterstützen sollen. Unter dem sich zunehmend etablierenden Oberbegriff „Regionales Übergangsmanagement“ beleuchten JOACHIM ROTTMANN, ARMIN SEHRER und CHRISTIAN GRAS in ihrem Beitrag ein Konzept, das an der Förderung der Berufsorientierung als Hebel ansetzt, Übergangsprozesse von der allgemeinbildenden Schule in Ausbildung reibungsloser zu gestalten.

Die Vielzahl an Ansätzen zur Ermöglichung und Verbesserung von Übergängen ist Spiegelbild ihrer unterschiedlichen Zielgruppen mit ihren je eigenen Bedürfnisse und Interessen. Wie dieser Heterogenität in der Gestaltung von Übergangsprozessen Rechnung getragen werden kann und muss, ist eine der zentralen Aufgaben der Übergangsforschung. Und obwohl viel in dieser Richtung getan wird, sind die Erkenntnisse hierzu immer noch unzureichend. DANIELA AHRENS arbeitet in ihrem Beitrag heraus, welche Herausforderungen der Migrationsaspekt an die Forschung stellt. IRENE HOFMANN-LUN setzt sich wie auch TANJA ERBAN anhand der längsschnittlich nachgezeichneten (Bildungs-)Wege von Förderschülern und -schülerinnen bzw. von Absolventen und Absolventinnen des Berufsvorbereitungsjahres mit der Frage nach der Wirksamkeit spezifischer Fördereinrichtungen und -maßnahmen für die Einmündung in Ausbildung auseinander, um daraus Handlungs- und Entwicklungsbedarfe unter anderem in Bezug auf die Organisationsstruktur und -kultur fördernder Bildungsgänge und -einrichtungen abzuleiten.

Struktur und Kultur explizit zum Gegenstand nehmen fünf weitere Beiträge. Mit dem „Neustädter Modell“ beschreiben BERNHARD MARSCH und MARINA POPPE ein Konzept zur Weiterentwicklung von Schulstrukturen durch den institutionellen Verbund von Hauptschule und berufsbildender Schule. Über den gemeinsamen Unterricht von Hauptschülern des 9. und 10. Jahrgangs an beiden Schulen werden allgemeinbildender Schulabschluss mit beruflicher Grundbildung mit dem Ziel verzahnt, die Übergangschancen der Jugendlichen in Ausbildung zu verbessern. PETER SLEPCEVIC-ZACH und THOMAS KÖPPEL fokussieren auf den Übergang von der Schule in eine akademische Ausbildung unter den besonderen Rahmenbedingungen der beruflichen Bildung in Österreich und fragen nach den Einflüssen der voruniversitär besuchten Schulform auf den Studienerfolg junger Menschen. In zwei weiteren Beiträgen wird der Blick auf die zweite Schwelle gerichtet, besonders auf Übergänge aus akademischen Bildungsgängen in den Beruf und wieder zurück. MICHAELA STOCK und ELISABETH RIEBENBAUER untersuchen die Chancen und Grenzen der Verankerung der ePortfolio-Arbeit in das Studium der Wirtschaftspädagogik als Instrument, eigene Kompetenzen durch Reflexion zu erkennen und übergangswirksam werden zu lassen. MARTIN KRÖLL analysiert, ausgehend von den Motivlagen, die Hochschulabsolventen zur Teilnehme an akademisch-wissenschaftlichen Weiterqualifizierungen veranlassen, die strukturellen und didaktischen Herausforderungen an eine zielgruppenorientierte wissenschaftliche Weiterbildung.

Übergänge im Berufsbildungswesen finden nicht allein innerhalb der nationalen Grenzen statt. Transnationale Übergänge gewinnen zunehmend an Bedeutung und damit auch Einsichten in die Bildungssysteme und Übergangsprozesse anderer Länder. Die Anschlussfähigkeit deutscher (Berufs)Bildungsabschlüsse im Berufsbildungssystem Dänemarks beleuchtet ALEXANDER MASCHMANN. Ausgangspunkt des Beitrages von EVI SCHMID und PHILIP GONON sind die durch Reformen im Berufsbildungsgesetz der Schweiz veränderten Möglichkeiten, nach einer Berufsausbildung eine Tertiärausbildung anzuschließen. Vor diesem Hintergrund gehen sie der Frage nach, welche Faktoren darauf Einfluss nehmen, diesen Weg einzuschlagen. Schließlich beleuchtet ALEXANDER SCHNARR, inwieweit bei Berufsschullehrern und -lehrerinnen aus der VR China – angesichts des sich allmählich verbessernden Ansehens der beruflichen Bildung – die Gestaltung und Begleitung der Übergangsprozesse ihrer Schülern und Schülerinnen zum professionellen Selbstverständnis gehört.

Die Zusammenstellung der Beiträge unterstreicht mit der Vielfalt der behandelten Themen eindrücklich den Facettenreichtum von Übergängen in der beruflichen Bildung.


Hochschultage Berufliche Bildung 2011 - Web page

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