Netzwerke – Strukturen von Wissen, Akteuren und Prozessen in der beruflichen Bildung

Der Einfluss der voruniversitären Bildung auf die Entwicklung des ökonomischen Wissens von Studierenden im Verlauf ihres Studiums – Ergebnisse einer deutschlandweiten Längsschnittstudie  

Etwa ein Fünftel der Studierenden der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland hat vor Beginn des Studiums eine Berufsausbildung absolviert. Dieser Artikel analysiert die Unterschiede zwischen Studie­renden mit und ohne Berufsausbildung zu Beginn, während und am Ende des ersten Studienjahres im Bachelorstudium. Anhand von 25 Items aus den deutschen Adaptionen des Tests of Economic Literacy IV und des Tests of Understanding College Economics IV wurde das ökonomische Vorwissen der Stu­dierenden zum Zeitpunkt der Aufnahme des Studiums, während und nach dem ersten Studienjahr untersucht. Studierende mit Berufsausbildung wiesen zu Beginn des Studiums ein signifikant höheres ökonomisches Wissen auf. Im Verlauf des ersten Studienjahres glichen sich die beiden Gruppen hin­sichtlich ihres ökonomischen Wissens an, aber auch nach dem ersten Studienjahr wiesen die Studieren­den mit Berufsausbildung noch ein höheres Wissen auf. Auch weitere studien- und lernprozessbezogene Merkmale wie Selbstregulation und Selbstwirksamkeit unterschieden sich zwischen den beiden Grup­pen signifikant. Dieser Artikel hebt den signifikanten Einfluss der voruniversitären Bildung wie einer absolvierten Berufsausbildung auf den Wissenserwerb im Studium hervor und liefert eine evidenz­basierte Grundlage für didaktische Implikationen, um Studierende mit verschiedenen Studieneingangs­dis­positionen (wie Vorwissen) adressatengerecht und binnendifferenziert zu unterstützen.