Call for Papers

Ausgabe 50 (Juni 2026) von bwp@:

Nachhaltigkeit – kritisch-konstruktive Bilanzierung

Die Diskussion um Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung ist nicht mehr neu. Vielmehr hat sie in den vergangenen 25 Jahren eine bemerkenswerte Dynamik entfaltet. Angefangen mit einzelnen Explorationen Ende der neunziger Jahre, folgten bildungspolitisch strukturell aufgesetzte Innovationsprogramme. Diese Auseinandersetzung bereicherte nicht nur den wissenschaftlichen Diskurs zu einer Berufs­bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) als eigenem Diskursstrang neben der in der Allgemeinbildung geführten Diskussion um eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Vielmehr wurden durch die strukturelle Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung in den letzten Jahrzehnten auch didaktische, pädagogische und organisationale Innovationen auf praktischer Ebene entwickelt, die aktuell in einem breiten Transfer niederschlagen. Neben diesen grundsätzlichen Erfolgen offenbart die Diskussion jedoch auch Grenzen, Ambivalenzen und blinde Flecken. Dazu zählen beispielsweise die ausgeprägte Umsetzungsprojektförderung bei noch unzureichender Grundlagenforschung, die Diskrepanz zwischen Kompetenzrhetorik und systemischer Verankerung, die ungleiche Elaboration zu verschiedenen Berufen sowie die Spannung zwischen politischen Strategien sowie schulischer und betrieblicher Realität. Auch die Auseinandersetzungen mit gesellschaftspolitischen Dimensionen einer BBNE ist nach wie vor unterbelichtet. Zu nennen sind hier beispielsweise die Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Nachhaltigkeit und Demokratie in der beruflichen Bildung sowie Fragen zu sozialer Gerechtigkeit, globalen Perspektiven oder dem Verhältnis von Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Der Zeitpunkt für eine kritische Bilanzierung dieser Dynamik auf der einen Seite und der Grenzen, Ambivalenzen und blinden Flecken auf der anderen Seite ist von daher gut.

Ziel dieser Ausgabe bwp@ 50 ist es, Erreichtes sichtbar zu machen sowie systematische Lücken und bestehende Grenzen oder Herausforderungen zu identifizieren und Potenziale für die Weiterentwicklung von Wissenschaft, Politik und Praxis von Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung zu eröffnen. Damit soll ein fundierter Überblick entstehen, der Potenziale für die Weiterentwicklung von Wissenschaft, Politik und Praxis von Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung eröffnet.

Vor diesem Hintergrund laden wir mit diesem Call Autorinnen und Autoren ein, die sich in Forschungs- und Diskussionsbeiträgen, Berichten und Reflexionen sowie im Format „Aus der Praxis“ mit folgenden Themenfeldern und Fragestellungen auseinandersetzen:

  • Bilanzierung der Beiträge von Institutionen und Förderprojekten zur BBNE. Welche Beiträge leisten zentrale Einrichtungen (z. B. BIBB, EHB, öibf, Forschungsverbünde) und entsprechende Förderprogramme zur Entwicklung, Erprobung und Verbreitung nachhaltigkeitsorientierter Berufsbildung dazu, Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe in den Lernorten der Berufsbildung und den Arbeits- und Geschäftsprozessen zu verankern? Welche Zielsetzungen wurden erreicht, welche Transferleistungen sichtbar, welche Herausforderungen sind noch zu meistern und welche Grenzen werden deutlich?
  • Bilanz von nationalen und internationalen Programmen und Rahmenvereinbarungen. Welche Wirkung hatten Programme und Rahmenvereinbarungen (z. B. UN-Agenda 2030, nationale Aktionspläne, Bund-Länder-Vereinbarungen) auf Steuerung, Praxis und Diskurs der beruflichen Bildung? Welche Spannungsfelder entstehen zwischen Transformationsansprüchen und politischen Anpassungslogiken?
  • Bilanz beruflicher und berufsspezifischer Konzepte, Curricula und Lehr-/Lernarrangements zur Förderung nachhaltigkeitsbezogener Handlungskompetenzen. Inwiefern fördern diese tatsächlich nachhaltigkeitsbezogene Handlungskompetenzen in den Arbeits- und Geschäftsprozessen und wo bleiben sie additiv oder allgemein? Inwieweit trägt die Kompetenzförderung auch zur Förderung von Teilhabe, demokratischer Mitgestaltung und sozialer Gerechtigkeit bei?
  • Bilanz von Umsetzungserfahrungen in beruflichen Schulen und Betrieben, einschließlich Fragen der Schul- und Organisationsentwicklung. Welche Lernort- und Domänenunterschiede zeigen sich? Welche Rolle spielen ganzheitliche Ansätze wie der Whole School bzw. Institution Approach? Welche gesellschaftspolitischen Herausforderungen prägen die Praxis von Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung (z. B. Fachkräftesicherung, Migration, „Just Transition“)?
  • Bilanz von Kooperation zwischen Schulen, Betrieben, Sozialpartnern, Politik und Zivilgesellschaft. Welche Erfolge und welche Herausforderungen prägen die Zusammenarbeit? Welche Rolle spielen Kooperationen für demokratische Teilhabe, regionale Entwicklung und die Verknüpfung von Nachhaltigkeit mit sozialpolitischen Fragen?

Ausdrücklich wollen wir Praktikerinnen und Praktiker aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern der berufs- und wirtschaftspädagogischen Praxis ein­laden, sich im Beitragsformat „Aus der Praxis“ am Aufruf zu beteiligen. Diese Bei­träge fokussieren praktische und anwendungsbezogene (Best-Practice)-Beispiele, spiegeln Sicht­weisen oder Perspektiven zum Themengebiet oder sind gestaltet als durchaus auch kritisch-kontroverse Kommentare.

Interessent:innen an der bwp@-Ausgabe 50 bitten wir, uns spätestens bis zum

14. November 2025

ein ca. einseitiges Exposé (Vorlage: https://www.bwpat.de/vorschau/expose_vorlage_bwpat50.docx) ausschließlich an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu senden.

Die Exposés werden anhand folgender Kriterien bewertet:

  • Relevanz des Themas / Bezug zum Call for Papers
  • Fragestellung / Erkenntnisinteresse Intention des Beitrags
  • Methodisches Vorgehen (Exploration, Datenauswertung, Literaturstudie, Theorieanalyse, Erfahrungsbericht etc.)
  • Aufbau und geplante Gliederung des Textes
  • Zuordnung zu einem der vier möglichen bwp@ Beitrags-Formate (Forschungsbeitrag, Diskussionsbeitrag, Berichte & Reflexionen oder Aus der Praxis), siehe dazu: https://www.bwpat.de/bwp-formatehttps://www.bwpat.de/bwp-formate).

Bitte verwenden Sie dafür die auf der bwp@-Homepage unter Vorschau zu findende Formatvorlage (www.bwpat.de/bwpat-vorschau/cfp), der wir nicht nur den Titel und die inhaltliche Ausrichtung des geplanten Beitrags entnehmen können, sondern auch Informationen zur Autorin/zum Autor bzw. zu den Autor:innen und die Zuordnung zu einem der möglichen bwpBeitrags-Formate.

Wir informieren Sie bis 5. Dezember 2025, ob wir Ihren Beitrag aufnehmen können und wie das weitere Procedere ablaufen wird. Die Beiträge selbst erbitten wir bis spätestens 15. März 2026 (ausschließlich unter Verwendung der dafür vorgesehenen Formatvorlage).

Online gehen wird Ausgabe 50 im Juni 2026.

Lars Windelband, Karl Wilbers, Julia Kastrup & Harald Hantke
(Inhaltlich verantwortliche Herausgeber:innen von bwp@ Nr. 50)

pdfCall for Papers