bwp@ 37 - Dezember 2019

Berufs- und Wirtschaftspädagogik und ihr fachwissenschaftlicher Bezug

Hrsg.: Tade Tramm, Martin Fischer, H.-Hugo Kremer & Lars Windelband

Beruf- und Wirtschaftspädagogik Schwerpunkt Gesundheit. Die berufs- und wirtschaftspädagogischen und fachwissenschaftlichen Bezüge im Spektrum Lehrerbildung Pflege und Gesundheit.

Beitrag von Frank Arens & Elfriede Brinker-Meyendriesch
bwp@-Format: Forschungsbeiträge
Schlüsselwörter: Lehrerbildung, Disziplin, Berufs- und Wirtschaftspädagogik Schwerpunkt Gesundheit, Fachwissenschaften, Berufsfelddidaktiken

Der Beitrag behandelt ausgewählte Teile einer Studie zur Berufsbildungsforschung, in der die disziplinäre Verortung der Lehrerbildung Pflege und Gesundheit auf Basis einer Vollerhebung aller lehrer­bildenden Studiengänge in Deutschland untersucht wurde. Mit den Ergebnissen dieser Untersuchung kann die Beziehung zwischen der Berufs- und Wirtschaftspädagogik und den Didaktiken der beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit zu den korrespondierenden Bezugswissenschaften in den Studiengängen beschrieben werden. Diese Beschreibung zeigt ein Spektrum auf, welches durch eine disziplinäre Verortung als Berufs- und Wirtschaftspädagogik Schwerpunkt Gesundheit diskutierbar wird.

Vocational and business education with a focus on health. The vocational and business pedagogical and scientific references in the spectrum of teacher training in nursing and health

English Abstract

The article deals with a study on vocational training research in which the disciplinary location of teacher training in nursing and health was examined on the basis of a complete survey of all teacher-training courses in these professional fields in Germany. The results of this study can be used to describe the relationship between vocational education and the didactics of nursing and health in relation to the corresponding reference sciences in the degree programs. This description shows a spectrum that can be discussed through a disciplinary location as a vocational and business pedagogy focusing on health.

1 Problemhorizont

Gegenstand und Perspektive der hier vorgestellten Studie Spektrum Lehrerbildung Pflege und Gesundheit (Arens/Brinker-Meyendriesch 2018) ist die Lehrerbildung der beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit. Dass für diese Lehrerbildung noch nicht von einer zentralen wissenschaftlichen Fach- und Studiendisziplin ausgegangen werden kann, hat vielerlei Gründe, vor allem historische bezüglich der Werdensgeschichte und strukturelle wegen Bezugnahmen auf das Bildungswesen und das Gesundheitswesen. Daher ist ein großes Spektrum an Wirkfaktoren auf diese sich herausbildende Disziplin festzustellen. Anlass zu der Studie war die offensichtliche Tatsache, dass diese Lehrerbildung eine große Vielfalt aufweist, was nicht zuletzt auch damit in Verbindung zu bringen ist, dass zwei Hochschularten diese Lehrerbildung betreiben: Universitäten und (Fach-)Hochschulen. Auch sind verschiedene Gesundheitsberufe einbegriffen, die wahlweise auf die Pflegewissenschaft oder auf eine sich herausbildende weitere Fachdisziplin oder/und auf die Gesundheitswissenschaften als eine Art Dachdisziplin rekurrieren und welche Fachdidaktiken entwickelt haben oder auch nicht entwickelt haben. Für die berufliche Fachrichtung Pflege ist die Pflegewissenschaft als wissenschaftliche Fach- und Studiendisziplin erkennbar, die mit einer Pflegedidaktik einen fachdidaktischen Kern herausgebildet hat. Demgegenüber scheint die Fachrichtung Gesundheit noch auf der Suche nach einer zentralen Fach- und Studiendisziplin und einer damit verbundenen Herausbildung eines ‚fachdidaktischen Kerns‘ zu sein, nicht zuletzt auch, weil an sie der Anspruch gestellt ist, als Disziplin in der Lehrerbildung auf vielfältige Gesundheitsberufe vorzubereiten.

Untersuchungsfragen waren:

  • Wie lässt sich eine Disziplinentwicklung, bezogen auf die Lehrerbildung in den beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit, darstellen?
  • Wie können die gegenwärtigen Studiengänge der beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit geordnet werden?
  • Welche Bedeutung ist einer Disziplinentwicklung, bezogen auf die Lehrerbildung in den beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit, auf Basis der erzielten Untersuchungsergebnisse zu geben?

Die Entwicklungen der Lehrerbildung an Universitäten für das Lehramt an berufsbildenden Schulen der Fachrichtungen Pflege und Gesundheit sowie einer sich in den 1990er Jahren entwickelten pflegepädagogischen Lehrerbildung für die Schulen im Gesundheitswesen an (Fach-)Hochschulen waren nicht unumstritten und wurden noch bis vor einigen Jahren sehr kontrovers diskutiert. Diese Lehrerbildung besteht zurzeit scheinbar störungsfrei nebeneinander. Wahrnehmbar aber, dass nach heftigen Anfangsdebatten gegenwärtig eine Debattenstille innerhalb der scientific community zu konstatieren ist, in der das Nebeneinander der hochschulischen Lehrerausbildungen, aber auch das disziplinär Gemeinsame nicht mehr thematisiert werden. Dieses Nebeneinander wird im Resultat gedankenexperimentell mit dem Konstrukt Parallelwelten plakatiert. Diese begriffliche Fassung soll die kommunikative Askese innerhalb der wissenschaftlichen Kommunikationsgemeinschaft überwinden helfen.

2 Forschungsdesign

Vor dem Hintergrund des Forschungsstandes zur Lehrerbildung Pflege und Gesundheit wurde für die Studie Spektrum Lehrerbildung Pflege und Gesundheit ein Forschungsdesign entwickelt, mit dem die berufs- und wirtschaftspädagogischen sowie fachwissenschaftlichen Bezüge im Spektrum Lehrerbildung Pflege und Gesundheit untersucht werden können.

Die Studie besteht aus einem theoretisch-analytischen Anteil mit der Auswertung vorhandener Fachliteratur und Hinzuziehung von formal wichtigen Schriften zur Lehrerbildung sowie einem deskriptiv-analytischen Anteil mit der Dokumentenanalyse (Mayring 2015, Diekmann 2007) von den Studiengängen. Mit der Studie wird nicht diagnostisch und nicht prognostisch (Früh 2007) vorgegangen, sondern es sollte lediglich eine Auswahl, Sortierung und Zuordnung vorgenommen werden. Als Analyseeinheiten galten Wörter, Sätze und Absätze in den Dokumenten. Wenn es angezeigt war, wurden auch noch Cluster aus dem Untersuchungsmaterial selbst gebildet.

Es wurden zunächst:

  • auf Basis einer Literaturauswertung Positionen zur Disziplinentwicklung identifiziert,
  • mit Hilfe der Schulgesetze der Bundesländer und einschlägiger Literatur die Strukturen der Berufsbildung Pflege und Gesundheit beschrieben,
  • Entwicklungsetappen zur Lehrerbildung Pflege und Gesundheit von den Anfängen bis zur Jetztzeit rekonstruiert.

Dann wurden in einem ersten Schritt lehrerbildende Studiengänge der beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit in Deutschland mit Stand Sommersemester 2015 per Internet recherchiert und es wurden im Ergebnis insgesamt 60 identifiziert. Diese konnten zwölf Universitäten, 22 (Fach-)Hochschulen sowie drei Kooperationen zwischen Universitäten und (Fach-)Hochschulen zugeordnet werden. In einem zweiten Schritt sind dann 388 zu dem Zeitpunkt zugängliche Dokumente wie Studienordnungen, Modulhandbücher, Prüfungsordnungen und Flyer lehrerbildender Studienangebote der Universitäten und (Fach-)Hochschulen gesammelt und Websites gesichtet worden. Es zeigte sich, dass einige Informationen nur über die Websites zu bekommen waren, insbesondere die Lehr- und Forschungsschwerpunkte fanden sich in den Dokumenten nicht wieder. Folgend wurden sowohl theoriegeleitet (Horn 2011, Stichweh 2013) als auch auf Basis bereits bestehender einschlägiger Untersuchungen zur Lehrerbildung (insbesondere Wanner 1987, Bals 1995, Cloos/Hoffmann 2001, Mäteling 2006, Reiber 2008, Arens 2014, Söll 2016) Kategorien zur Untersuchung der Dokumente gebildet:

  • Organisation, Denomination, Lehr- und Forschungsgebiete und Forschungsinstitutionen,
  • Studienmodelle,
  • Studiengangsbezeichnungen,
  • Zulassungsvoraussetzungen,
  • Studienanteile,
  • Studieninhalte,
  • Lehrbefähigung,
  • akademische Abschlüsse,
  • schulpraktische Studien.

Im März 2016 erfolgte eine Validierung (Georg/Lauterbach 1979) der Untersuchung durch die (Fach-)Hochschulen und Universitäten und eine abschließende Aktualisierung der Übersicht der bestehenden Studiengänge mit Stand Wintersemester 2016/2017.

Nachdem das Material vorlag und anhand der Kategorien Zuordnungen vorgenommen waren, mussten feinere Analysekriterien bestimmt werden. Dazu wurden normierende oder empfehlende Schriften der Lehrerbildung herangezogen. Es wurde davon ausgegangen, dass die Schriften eine orientierende Funktion bei Studiengangsentwicklungen haben. Allerdings war davon auszugehen, dass sie für die Lehrerbildung an Universitäten und diejenigen an (Fach-)Hochschulen einen unterschiedlichen Grad an Verbindlichkeit besitzen, dies dürfte insbesondere für die Standards der Kultusministerkonferenz (KMK 2016) gelten. Es sollte keine Bewertung, sondern eine Systematisierung und Zuordnung vorgenommen werden. Es sind somit Schriften der Lehrerbildung Pflege und Gesundheit von den nachfolgenden Institutionen berücksichtigt worden:

  • Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft,
  • Robert Bosch Stiftung,
  • Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft,
  • Dekanekonferenz Pflegewissenschaft,
  • Deutsche Gesellschaft für Public Health,
  • Hochschulrektorenkonferenz,
  • Gemeinsame Arbeitsgruppe der Kultusministerkonferenz, Gesundheitsministerkonferenz und Arbeits- und Sozialministerkonferenz,
  • Kultusministerkonferenz,

3 Forschungsstand zur Disziplinentwicklung der Berufs- und Lehrerbildung Pflege und Gesundheit

3.1 Positionen zur Disziplinentwicklung

Mit Einrichtung lehrerbildender Studiengänge einer beruflichen Fachrichtung Gesundheit in den 1970er Jahren und einer beruflichen Fachrichtung Pflege seit Ende der 1980er Jahre wurde in der Bundesrepublik Deutschland immer wieder auch die Frage ihrer disziplinären Verortung diskutiert (ausführlich Arens/Brinker-Meyendriesch 2018, 39-52). In der Deutschen Demokratischen Republik wurde mit Einrichtung eines Studiengangs Medizinpädagogik in den 1960er Jahren, zunächst am berufspädagogischen Institut der Humboldt-Universität Berlin und einer späteren Verlagerung an die medizinische Fakultät, eine disziplinäre Verortung innerhalb der Medizin vorgenommen. Konzipiert wurde eine Medizinpädagogik, die sich als Bezeichnung für einen Studiengang, als medizinisch-universitäre Abteilung und als Bezugsdisziplin für eine fachwissenschaftliche und berufsfelddidaktische Berufsbildungsforschung verstand. Neben der Medizin sind natur-, sozial-, pflege- und erziehungswissenschaftliche Disziplinen als Bezugswissenschaften berücksichtigt worden.

Die lehrerbildenden Studiengänge einer beruflichen Fachrichtung Gesundheit in der Bundesrepublik Deutschland orientierten sich zunächst ebenfalls an der Medizin als Bezugswissenschaft für das fachwissenschaftliche und berufsfelddidaktische Studium. Erweitert wurden dann gesundheits- und wirtschaftswissenschaftliche Wissensbestände aufgenommen.

Demgegenüber wurde bereits Ende der 1970er Jahre mit einem Modellstudiengang an der Freien Universität Berlin die Etablierung einer Pflegewissenschaft als zentrale Bezugswissenschaft für die Lehrerbildung einer beruflichen Fachrichtung Pflege zu begründen versucht. Diesen Diskurs aufnehmend erfolgte dann Ende der 1980er Jahre, insbesondere mit der politischen Wende 1989, eine breite Aussprache zur disziplinären Verortung der Lehrerbildung für die Gesundheitsberufe, einschließlich der Pflegeberufe, die sich insbesondere mit einer Pflegepädagogik von der Bezugswissenschaft Medizin und der Medizinpädagogik abgrenzen wollte. Es sollte hierdurch eine Abkehr von der Medizinorientierung in den Pflege- und Gesundheitsberufen angestrebt und die Eigenständigkeit betont werden. Bis heute lassen sich dazu verschiedene Positionen beschreiben. Pflegepädagogik versteht sich danach unter anderem als

  • Fachhochschuldisziplin,
  • Arbeitsgebiet, Spezialgebiet oder auch Teilgebiet der Erziehungswissenschaft,
  • Teil erziehungswissenschaftlicher Berufsbildungsforschung der Berufs- und Wirtschaftspädagogik,
  • Teildisziplin der Pflegewissenschaft,
  • Teil der Gesundheitswissenschaft oder als
  • eigenständige, kritisch-konstruktive Disziplin.

Daneben etabliert sich zunehmend eine Pflegedidaktik als Disziplin (Ertl-Schmuck/Fichtmüller 2009), die sich als Bezugswissenschaft der lehrerbildenden Studiengänge einer beruflichen Fachrichtung Pflege versteht und zahlreicher Bezugsdisziplinen bedient, insbesondere Erziehungswissenschaft und ihrer Teildisziplinen sowie Pflegewissenschaft.

Eine explizite Bezugnahme lehrerbildender Studiengänge der beruflichen Fachrichtungen Gesundheit und Pflege auf die Berufs- und Wirtschaftspädagogik als Disziplin wurde lange Zeit eher vereinzelt vorgenommen (z. B. Brucks/Sieger 1983, Wanner 1987, Bals 1993). Das begründet sich unter anderem auch damit, dass die Berufs- und Wirtschaftspädagogik sich zu lange nicht mit der Berufs- und Lehrerbildung der Gesundheitsberufe befasst habe, so Manstetten und Bals (1995), und das berufliche Schulwesen, die Berufsbildungstheorie sowie die zahlreich beschriebenen Probleme der Lehrerbildung für das Lehramt an berufsbildenden Schulen nicht als Lösung für eine sich etablierende Lehrerbildung der beruflichen Fachrichtungen Gesundheit und Pflege erachtet wurden.

Allerdings ist in jüngerer Vergangenheit eine Hinwendung der Berufs- und Wirtschaftspädagogik zu den personenbezogenen Dienstleistungsberufen erkennbar (z. B. Mäteling 2006, Reiber/Remme 2009), auch wenn diese noch lange nicht den Stand erreicht hat, wie dies für die Berufs- und Lehrerbildung in den kaufmännisch-verwaltenden und gewerblich-technischen Fachrichtungen der Fall ist.

Aufgrund der Ausdifferenzierung beruflicher Fachrichtungen und des Diskurses in der Berufspädagogik und Wirtschaftspädagogik wird von Schannewitzky und Schmiel (2001, 14) die Bezeichnung Berufs- und Wirtschaftspädagogik mit einer Schwerpunksetzung, beispielsweise „unter besonderer Berücksichtigung der Gesundheitsberufe“ vorgeschlagen. Begründet wird dies auch damit, dass die Theoriebestände der Berufs- und Wirtschaftspädagogik mittlerweile zu umfangreich seien, um diese in ihrer ganzen Breite in der Lehrerbildung vermitteln zu können.

3.2 Strukturen der Berufsbildung Pflege und Gesundheit

Das mit vorliegender Studie im Resultat beschriebene Konstrukt Parallelwelten für die Berufs- und Lehrerbildung Pflege und Gesundheit enthält, dass es ein Nebeneinander der Berufsbildung Pflege und Gesundheit zum einen im Bildungswesen und zum anderen im Gesundheitswesen sowie eine jeweils hierauf bezogene Lehrerbildung gibt.

Die Berufsbildung im Bildungswesen zeigt sich im Wesentlichen in den Schulformen der Berufsschulen (z. B. Medizinische Fachangestellte) und überwiegend in den Berufsfachschulen (z. B. Altenpflege oder Pflegeassistenz) und Fachschulen (z. B. Heilerziehungspflege). Daneben haben zahlreiche Bundesländer Fachoberschulen Gesundheit und Soziales sowie Berufliche Gymnasien Gesundheit und Soziales eingerichtet. Verankert sind diese Schulformen in den Schulgesetzen der Länder in Zuständigkeit der Kultusministerien. Sie können als öffentliche Schulen und zum Teil als Schulen in freier Trägerschaft geführt werden. Für diese Schulformen werden Lehrkräfte mit einem Lehramt an berufsbildenden Schulen der beruflichen Fachrichtungen Gesundheit und Pflege benötigt, einschließlich eines allgemeinbildenden Unterrichtsfachs. Im Bildungswesen werden ein berufsübergreifender Unterricht sowie ein berufsbezogener Unterricht, gegliedert in berufstheoretischen und berufspraktischen Unterricht, erteilt. Für die Berufsfachschulen und Fachschulen sind die Schulen zudem im Rahmen der praktischen Ausbildung oder der Praktika für die Praxisbegleitung zuständig.

Die Berufsbildung im Gesundheitswesen ist gekennzeichnet durch die Schulen im Gesundheitswesen, insbesondere in den nach Berufszulassungsgesetz geregelten Heilberufen (z. B. Gesundheits- und Kranken-/Kinderkrankenpflege, Ergotherapie oder Notfallsanitäter*innen). Diese Schulen unterliegen im Regelfall der Zuständigkeit der Länderministerien für Gesundheit oder Soziales und sind nicht in den Schulgesetzen der Länder verankert. Hier gibt es allerdings auch Ausnahmen, z. B. für die Altenpflege oder Pharmazeutisch-technische Assistenz, die dann der Berufsbildung im Bildungswesen zugeordnet werden. Für die Schulen im Gesundheitswesen hat sich eine Lehrerbildung insbesondere an (Fach-)Hochschulen etabliert. Erteilt wird ein berufsbezogener Unterricht in Form berufstheoretischen und berufspraktischen Unterrichts und Praxisbegleitung im Rahmen der praktischen Ausbildung. Ein berufsübergreifender Unterricht ist an den Schulen im Gesundheitswesen im Grundsatz nicht vorgesehen. Daher werden an diesen Schulen auch kaum Lehrkräfte mit Facultas für den berufsübergreifenden Unterricht benötigt.

4 Ausgewählte Ergebnisse der Dokumentenanalyse

Um die Beziehung zwischen der Berufs- und Wirtschaftspädagogik und den Didaktiken der beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit zu den korrespondierenden Bezugswissenschaften in den Studiengängen beispielhaft zu verdeutlichen, werden ausgewählte Ergebnisse zur Lehr- und Forschungsinfrastruktur, zu den Studiengangsbezeichnungen, zu den Studienmodellen und Studienanteilen sowie zu den Studieninhalten aus der vorliegenden Studie vorgestellt.

4.1 Lehr- und Forschungsinfrastruktur

Die Einbettung der Lehrerbildung in Organisationseinheiten der (Fach-)Hochschulen und Universitäten, die auf Lehrerbildung in einem engen oder weiteren Sinne hinweisen, kann vielerlei, oft auch pragmatische Gründe haben. Den Gründen wurde hier nicht weiter nachgegangen. Neben den Organisationseinheiten werden aufgefundene Denominationen sowie die Lehr- und Forschungsgebiete und Forschungsinstitutionen dokumentiert und beschrieben. Es werden Denominationen berücksichtigt,

  • die mit Studiengangsleitung betitelt sind, die explizit mit einem erziehungswissenschaftlichen Schwerpunkt unter besonderer Berücksichtigung der Gesundheitsberufe denominiert sind,
  • die den lehrerbildenden Studiengängen zugeordnet sind und nachweislich in der Berufsbildungsforschung der Gesundheitsberufe lehren und forschen. Der Nachweis muss durch Publikationen sowie Lehr- und Forschungsaktivitäten nachvollziehbar sein.

Hierbei muss eingeräumt werden, dass insbesondere bei der Vielzahl an pflegewissenschaftlichen Professuren an (Fach-)Hochschulen zum Teil auch berufspädagogische Themen in Lehrveranstaltungen angeboten werden, die hier nicht berücksichtigt werden. Es gilt der Stand 08/2017.

Es gibt verschiedene Organisationseinheiten an Universitäten, die direkt (13) oder indirekt (10) auf Lehrerbildung hinweisen: Abteilung, Institut, School, Department, Fakultät. So finden sich beispielsweise die Bezeichnungen Abteilung Qualifikations- und Curriculumforschung, Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken, School of Education sowie Department Medizinpädagogik.

Des Weiteren finden sich die Organisationseinheiten innerhalb der Universitäten, bei denen nicht unmittelbar erkennbar ist, dass es sich hier (auch) um Lehrerbildung handelt, beispielsweise Institut für Public Health und Pflegeforschung mit der Abteilung Interdisziplinäre Alterns- und Pflegeforschung, Fakultät Medizin, Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften oder Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft.

Bei den (Fach-)Hochschulen sind sehr oft Fachbereiche oder Fakultäten, selten Institute, Departments oder Schools benannt, beispielsweise Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Fachbereich Gesundheitswesen, Institut für Lehrerbildung oder Department Ethik und Philosophie.

Im Vergleich lässt sich konstatieren, dass es an Universitäten viele spezielle Unter-Organisationen unterschiedlicher Bezeichnungen gibt, die sich mit Lehrerbildung beschäftigen und an (Fach-)Hochschulen im Wesentlichen die allgemeineren Bezeichnungen Fachbereiche oder Fakultäten bestehen.

Insgesamt gibt es viel mehr Denominationen an (Fach-)Hochschulen als an Universitäten, was der Anzahl der Studiengänge entspricht. Die meisten denominierten Professuren an (Fach-)Hochschulen sind in den Clustern Medizinpädagogik, Pflegepädagogik und Berufspädagogik zusammengefasst. Vor allem Medizinpädagogik tut sich hervor. Auch finden sich Denominationen weiterer Gesundheitsberufe oder der Gesundheitswissenschaft, jedoch geringfügig. Auffällig ist auch, dass Pflege- oder Fachdidaktik oder auch anderes Derartiges wenig vertreten ist.

Denominationen an Universitäten beinhalten in ihrer Betitelung entweder Gesundheit/Gesundheitswissenschaft oder Pflegewissenschaft oder Pädagogik im weitesten Sinne bzw. Didaktik. Hier findet sich nur einmal Pflegepädagogik. Berufs- und Wirtschaftspädagogik findet sich insgesamt sechsmal, wobei auffallend ist, dass hierbei die Denomination überwiegend auf Berufspädagogik, ohne den Zusatz Wirtschaftspädagogik, begrenzt ist.

Im Vergleich zeigt sich, dass Pflegepädagogik ein Begriff ist, der im Zusammenhang mit (Fach-)Hochschulen, nicht mit Universitäten, gebraucht wird. Es finden sich in der Anzahl der Denominationen (absteigend): Medizinpädagogik (16-mal), Pflegepädagogik (11-mal), Berufspädagogik (11-mal), Gesundheitspädagogik (5-mal), Erziehungswissenschaft (4-mal), Kombination Pflege und Gesundheit (4-mal), andere Gesundheitsberufe/-wissenschaften (4-mal), Pädagogik (2-mal) sowie Anderes (4-mal). An den (Fach-)Hochschulen wird keine Professur mit Berufs- und Wirtschaftspädagogik denominiert, sondern ausschließlich Berufspädagogik mit dem Schwerpunkt Gesundheitswesen oder Gesundheitsberufe.

Ferner wurde untersucht, wie sich die Lehr- und Forschungsschwerpunkte aller Denominationen an (Fach-)Hochschulen und Universitäten darstellen. Es zeigt sich auf den Websites ein deutliches Mehr an Angaben zu Bildung gegenüber Pflege und weiter absteigend Gesundheit sowie Weitere mit den Schwerpunkten:

  • Bildung: Unterricht, Medien, Management, Bildungssystem, Berufs- und Erwachsenenbildung, Lehrerbildung, Schule, Pädagogik; es sind Bezüge zu Gesundheitsberufen erkennbar,
  • Pflege: Kontexte im Sinne von Kommunikation und Kooperation, verschiedene Versorgungssettings und Versorgungsgruppen, Pflegeberuf,
  • Gesundheit: Epidemiologie, Medizin, Psychosoziales,
  • Weitere: Arten von Forschung/Methodologie, Akademisierung und Professionalisierung der Gesundheitsberufe, Management und Schulentwicklung.

4.2 Studiengangsbezeichnung

Studiengangsbezeichnungen sagen etwas darüber aus, wie sich ein Studiengang versteht und wie er verstanden werden sollen. Aus den Studiengangsbezeichnungen sind nicht immer deutlich die beruflichen Fachrichtungen zu erkennen. Es konnten insgesamt 60 Studiengänge mit dem Abschluss Bachelor und Master (einmal Staatsexamen) in den beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit identifiziert werden.

Für die Universitäten liegen 18 Varianten und für die (Fach-(Hochschulen) 25 Varianten der Bezeichnung von Studiengängen vor. Die beruflichen Fachrichtungen unterscheiden sich in Fachrichtung Gesundheit oder Pflege sowie der Kombinationsfachrichtung Gesundheit und Pflege. Des Weiteren gibt es die Kombinationsfachrichtung Gesundheit, Gesellschaft und Care sowie einmal die berufliche Fachrichtung Diagnostik.

Festzustellen ist zudem, dass Bachelorstudiengänge auch als Lehramt an berufsbildenden Schulen bezeichnet werden. Unter dem Blickwinkel eines integrativen Studienmodells erscheint diese Bezeichnung plausibel, aber nicht hinsichtlich einer Polyvalenz und des Anspruchs eines ersten Berufsabschlusses. Der Bachelorabschluss Lehramt an berufsbildenden Schulen kann möglicherweise eine Lehrbefähigung für den fachpraktischen Unterricht und die Praxisbegleitung sowie für die betriebliche Bildungsarbeit eröffnen, um dann im Master ergänzend auf den fachtheoretischen Unterricht vorzubereiten.

An den (Fach-)Hochschulen finden sich Varianten in Kombinationen mit den Fachrichtungen Pflege bzw. Gesundheit bzw. Health, ferner Varianten in Kombination mit den Fachrichtungen Therapie, Rettungsdienst und Hebammenwesen. Die Varianten in Kombination mit Therapie und Rettungsdienst weisen inzwischen einen beträchtlichen Anteil aus. Die Studiengangsbezeichnung Berufspädagogik taucht mit zwölf Studiengängen öfter auf als Pflegepädagogik mit fünf Studiengängen. Obgleich es sehr viele Denominationen Medizinpädagogik gibt, gibt es insgesamt nur drei Studiengänge mit dieser Bezeichnung. Gemeinsam ist allen drei Studiengangsbezeichnungen, dass sie verschiedene berufliche Fachrichtungen für die Berufe im Gesundheitswesen einschließen können: Gesundheit, Pflege, Rettungsdienst, Therapie, Diagnostik oder Hebammenwesen.

4.3 Studienmodelle und Studienanteile

Es finden sich in den Dokumenten drei grundlegende Typen bei 60 Studiengängen mit den beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit. Zum einen den Typ 1 mit Studienmodelle bezeichnet, den Typ 2 andersartige Studienkonstrukte sowie den Typ 3 Studiengänge mit pflegepädagogischen Modulen. Der Typ 1 repräsentiert die Lehrerbildung, während die beiden Typen 2 und 3 Ausnahmen bilden, insbesondere Typ 3. Typ 1 wiederum umfasst sieben Studienmodelle (Tabelle 1).

Studienmodell 1: der traditionelle Lehramtsstudiengang für berufsbildende Schulen mit Ersten und Zweiten Staatsexamen. Der traditionelle Lehramtsstudiengang mit Staatsexamina war das Vorläufermodell vor dem Wechsel zur Bachelor-Master-Struktur.

Studienmodell 2: das integrative Bachelor- und Masterstudium. Es wird ebenfalls von Beginn des Studiums gezielt auf den Lehrerberuf vorbereitet. Einbegriffen sind die beruflichen Fachrichtungen bzw. neben einer beruflichen Fachrichtung ein Unterrichtsfach sowie die Bildungswissenschaften, die Fachdidaktiken und schulpraktische Studien.

Studienmodell 3: konsekutiv mit einem fachwissenschaftlichen Bachelor, der einer nach KMK anerkannten oder auch nicht anerkannten beruflichen Fachrichtung entspricht und einem lehrerbildenden Master.

Studienmodell 4: der pflege- bzw. medizin-/gesundheitspädagogische Bachelor; an der jeweiligen Hochschule ist kein Masterstudiengang vorgesehen.

Studienmodell 5: das integrative ‚duale‘ Bachelor- und Masterstudium. In dem Bachelorstudium wird in einem Gesundheitsfachberuf ausgebildet und es werden gleichzeitig lehrerbildende Anteile studiert.

Studienmodell 6: der fachrichtungsergänzende Master, dabei geht es um eine weitere berufliche Fachrichtung bei vorhandenem Studium ‚Lehramt an beruflichen Schulen‘ entsprechend den KMK Rahmenempfehlungen. Damit können Lehrende an beruflichen Schulen die entsprechende Lehrbefähigung erhalten.

Studienmodell 7: der fürs Bildungsmanagement qualifizierende Master. Diese Masterstudiengänge setzen keinen lehrerbildenden Masterabschluss voraus und führen direkt nach dem Bachelorstudium zu einer bildungs- beziehungsweise schulmanagementbezogenen Spezialisierung.

Tabelle 1:     Studienmodelle lehrerbildender Studiengänge Pflege und Gesundheit

Festgestellt werden kann, dass die Universitäten die Studienmodelle 1, 2, 3, 5 und 6 anbieten. Die (Fach-)Hochschulen bieten die Studienmodelle 2, 3, 4, 5 und 7 an. Während die (Fach-)Hochschulen zu Beginn der Akademisierung der Lehrerbildung in der beruflichen Fachrichtung Pflege sich zum Teil an den Studiengängen für das Lehramt an berufsbildenden Schulen orientierten, zum Teil aber auch eigene Modelle entwickelten, kann derzeit abgleitet werden, dass sich die Studiengänge zunehmende am integrativen Bachelor- und Masterstudienmodell orientieren. Allerdings finden sich auch noch einige Studiengänge im Studienmodell 4, welche mit einem Bachelorabschluss enden und eine Lehrtätigkeit an Schulen des Gesundheitswesens ermöglicht. Freilich besteht grundsätzlich die Option zum aufbauenden Master. Einige (Fach-)Hochschulen bieten nur einen Bacherlorstudiengang an, was aber nicht heißen muss, dass sie ihn für hinreichend für die Lehrerbildung sehen.

Der Typ 2 umfasst Studiengänge, die in ihren Dokumenten auch das Handlungsfeld Schule offerieren, allerdings eine grundlegend andere Struktur aufweisen als die Studienmodelle lehrerbildender Studiengänge. Diese Studiengänge berücksichtigen den Zusammenhang von Pädagogik in der Pflege, z. B. in Form von Information, Beratung, Anleitung und Schulung von Patienten und pflegenden Angehörigen. Der Typ 3 umfasst ebenfalls Studiengänge, die das Handlungsfeld Schule in ihren Dokumenten offerieren, allerdings nur sehr wenige pflegepädagogische Module enthalten und nach lehrerbildenden Ansprüchen nicht einem Lehramtsstudium gerecht werden.

Für das Studienmodell 2, das integrative Bachelor- und Masterstudium, ist hervorzuheben, dass

  • immer zwei Fachwissenschaften vorliegen, bezeichnet als berufliche Fachrichtung oder Berufswissenschaften oder Unterrichtsfach;
  • eine sonderpädagogische Fachrichtung in den lehrerbildenden Studiengängen Pflege und Gesundheit gar nicht zu finden ist;
  • Bildungswissenschaft oder alternativ Erziehungswissenschaft, Berufspädagogik oder Sozialwissenschaft studiert werden; zu erklären wäre, wieso die Sozialwissenschaft gewählt wurde und nicht Bildungswissenschaft, Erziehungswissenschaft oder Berufs- und Wirtschaftspädagogik;
  • die drei Studienanteile nicht immer durchgehend im Bachelor- und Masterstudiengang bei den (Fach-)Hochschulen zu finden sind, was bei den Universitäten der Fall ist;
  • sich im Studienmodell 2 Studiengänge an fünf Universitäten, in zwei Kooperation von (Fach-)Hochschulen und Universitäten sowie an sieben (Fach-)Hochschulen finden;
  • das Verhältnis von Fachwissenschaft, beruflicher Didaktik und Berufs- und Wirtschaftspädagogik mit den Standards der Kultusministerkonferenz (KMK 2016) aufgezeigt werden kann. Im Kern reicht das Spektrum der Studienanteile an den Universitäten in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik im Bachelorstudiengang von 21 bis 42 ECTS, im Masterstudiengang von 12 bis 40 ECTS. Die berufliche Fachrichtung im Bacherlorstudiengang hat 78 bis 108 ECTS und im Masterstudiengang 6 bis 44 ECTS sowie im zweiten Fach im Bacherlorstudiengang 25 bis 42 ECTS und im Masterstudiengang 15 bis 40 ECTS. An den (Fach-)Hochschulen zeigen sich die Studienanteile in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik im Bachelorstudiengang von 19 bis 65 ECTS und im Masterstudiengang 30,5 bis 42 ECTS. Die berufliche Fachrichtung im Bacherlorstudiengang hat 45 bis 103 ECTS und im Masterstudiengang 12 bis 69 ECTS sowie im zweiten Fach im Bacherlorstudiengang 35 bis 70 ECTS und im Masterstudiengang 20 bis 36 ECTS;
  • ein Unterschied vorkommt von beruflicher Fachrichtung bzw. Unterrichtsfach im Bachelorstudium und in dem dann folgenden Masterstudium ‒ auch dies ist nur bei den (Fach-)Hochschulstudiengängen zu finden;
  • berufliche Fachrichtungen bzw. Schwerpunkte mit Pflege, Pflegepädagogik, Medizinpädagogik, Therapie, Diagnostik, Hebammenwesen und Rettungsdienst angegeben sind;
  • ein Unterrichtsfach fast gar nicht an (Fach-)Hochschulen zu finden ist: Sozialwissenschaften sowie Politik und Gesellschaftslehre und alternativ dazu katholische Religion bilden die Ausnahmen;
  • als ein zweites Fach Psychologie und Prävention in einem Studiengang angegeben wird, das nirgendwo sonst in Deutschland angeboten wird;
  • etwas alternativ im Bachelor angeboten wird, beispielsweise Pädagogik im Rettungswesen, das im Masterstudium nicht mehr explizit auftaucht;
  • ein Wahlstudium Berufspädagogik in einem ansonsten generelleren Bachelorstudium angeboten wird, im Master dann Erziehungswissenschaft und Weiteres.

Trotz dieser Einzelaspekte ist das Bild dieses Studienmodells 2 mit den Studienanteilen weitgehend kanonisiert hinsichtlich der Rahmenvereinbarung der KMK (2016), wobei die jeweiligen Gewichtungen im Bachelorstudium und Masterstudium jeweils zu beachten sind (Arens/Brinker-Meyendriesch 2016, 165-170).

Interessant ist auch, wie sich die Studienanteile in dem Studienmodell 3, konsekutive Studiengänge mit einem fachwissenschaftlichen Bachelor- und lehrerbildenden Masterstudiengang, darstellen. Hier wurden die Masterstudiengänge analysiert: Vier Universitäten bieten einen lehrerbildenden Masterstudiengang an. Alle Studiengänge werden auf unterschiedliche Weise angeboten. Die Universitäten in Magdeburg und in Kassel bieten einen Studiengang an, der in der Gestalt dem konsekutiven Mastermodell voll entspricht. Diejenigen in Aachen und Berlin weisen in diesem Sinne Besonderheiten auf. Der Studiengang in Aachen enthält einen großen fachwissenschaftlichen und eher geringen Anteil Bildungswissenschaften. In Berlin gibt es, umgekehrt, einen geringen fachwissenschaftlichen und großen bildungswissenschaftlichen Anteil. Bei diesen wird zudem erkennbar nur ein Fach studiert, während in Magdeburg neben einer beruflichen Fachrichtung auch ein allgemeinbildendes Fach und in Kassel ein affines Zweitfach angeboten wird.

Das Studienmodell 5, das integrative ‚duale‘ Bachelor- und Masterstudium, in dem ein Studium und eine Berufsausbildung absolviert werden und außerdem die Option auf ein Lehrerstudium besteht, soll ebenfalls aufgeführt werden. Es sind Unterschiede festzustellen zum Erst- und Zweitfach, zur Gewichtung der Studienanteile und der Art der Hochschulen. Es handelt sich um zwei Studiengänge an Universitäten und zwei an (Fach-)Hochschulen. Eine Universität bietet als Zweitfach ein allgemeinbildendes Unterrichtsfach an und eine andere eine zweite berufliche Fachrichtung Gesundheit. Der Wahlpflichtschwerpunkt an einer (Fach-)Hochschule lässt sich als eine zweite berufliche Fachrichtung vermuten.

4.4 Studieninhalte

Ausgewählte Ergebnisse der Studieninhalte werden zur Berufs- und Wirtschaftspädagogik und anschließend zur Pflegedidaktik sowie zur Didaktik der beruflichen Fachrichtung Gesundheit vorgestellt. Dabei wird nicht nach Hochschulart oder sonstigem sortiert. Es wurden das Basiscurriculum Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Sektion BWP 2014) sowie die Ländergemeinsamen inhaltlichen Anforderungen an die Fachwissenschaften und Fachdidaktiken (KMK 2017) zugrunde gelegt. Im Basiscurriculum sind Themengebiete (folgend kursiv gesetzt) und darunterliegend Inhaltsbereiche (folgend kursiv gesetzt) benannt. Gegebenenfalls wurden wegen der Umfänge der Modulbezeichnungen in dem Untersuchungsmaterial Cluster gebildet.

Im Resultat kann konstatiert werden: insgesamt wird Didaktik, Unterricht, Institutionen und Institutionenentwicklung sowie wissenschaftstheoretischen Grundlagen zusammen mit Praxisphasen – ihren Vor- und Nachbereitungen – viel Raum gegeben. Berufspädagogik und Erziehungswissenschaft tauchen oft auf – aber nicht explizit Pflegepädagogik. Forschung findet sich auch, jedoch kaum Lehr-/Lernforschung. Festzustellen ist auch, dass im Themengebiet Grundlagen der Berufs- und Wirtschaftspädagogik Berufspädagogik in unterschiedlichen Konstellationen oft genannt ist – wohingegen Pflegepädagogik nur einmal Erwähnung findet. Ebenso ist Erziehungswissenschaft öfter genannt sowie Pädagogik in verschiedenen Varianten. Es werden laut der vorliegenden Dokumente zudem Bezugswissenschaften einbezogen: Soziologie, Psychologie, auch einzeln Politologie, Betriebswirtschaftslehre, Technik, Ethik und Anthropologie. Unter dem Inhaltsbereich Ideen-, Sozial- und Institutionengeschichte der Berufsbildung konnten keine Zuordnungen vorgenommen werden. Zu dem Inhaltsbereich Didaktik der beruflichen Aus- und Weiterbildung finden sich viele Begriffe wieder, die Clusterbildungen benötigten, wie Grundlagen der Didaktik, Didaktik und berufliches Lernen, Curriculum sowie Beratung. Weniger oft aufzufinden waren: Methoden und Medien, Bildung und Weitere. Modulbezeichnungen, die zu dem Inhaltsbereich Lehr- und Lernziel im beruflichen Lernen passen könnten, fanden sich keine. Wenngleich auch Teil der Lehrerbildung, ist diese Thematik vielleicht unter anderen Modulen gefasst. Ebenso sind unter dem Themengebiet Berufsbezogene Lehr-/Lernarrangements als Integration didaktischer, methodischer und medialer Entscheidungen viele Nennungen unter den Clustern Unterricht, Kompetenz sowie berufsbezogene Arrangements subsumiert. Das trifft auch auf das Themengebiet Bedingungen und Strukturen beruflichen Lernens zu. Allerdings waren hier die Nennungen insgesamt nicht so umfangreich. Es finden sich auch Module, die zu den Inhaltsbereichen Diagnostik und Evaluation berufliche Lernprozesse und Lernergebnisse sowie Sozialisation durch Arbeit und Beruf passen.

Umfänglich sind im Inhaltsbereich Institutionen und Institutionsentwicklung der beruflichen Bildung im nationalen und internationalen Rahmen Cluster gebildet worden: Berufsbildungssystem, Schul- und Organisationsentwicklung, Aus-, Fort- und Weiterbildung, Recht. Sehr wenige Fundstellen zu dem Inhaltsbereich Verfahren der beruflichen Lehr-/Lernforschung sind augenfällig. Unter dem Inhaltsbereich Forschungsprogramme und Forschungsstrategien der Berufsbildungsforschung waren dagegen einige Cluster zu bilden. Der Inhaltsbereich Analyse beruflicher Handlungskompetenz in beruflichen Praxisfeldern, Vorbereitung eines Praktikums als theoriegeleiteter Erkundung beruflicher Unterrichts- bzw. Unterweisungspraxis hat einen bedeutenden Anteil mit den Clustern Praktikum, Praxissemester, Praxis, schulpraktische Studien.

Nachfolgend geht es um die Didaktik der beruflichen Fachrichtung Pflege. Um diese fassen zu können, wurden die Ländergemeinsamen inhaltlichen Anforderungen der Fachwissenschaften und Fachdidaktiken mit ihren Studieninhalten (folgend kursiv gesetzt) berücksichtigt (KMK 2017). Dazu das Folgende:

  • Pflegedidaktik als Wort erscheint in den Modulbezeichnungen.
  • Die Begriffe Didaktik der Fachrichtung, Berufsfelddidaktik, Pflegefachdidaktik tauchen auch auf.
  • Ein größerer Anteil an Modulen wird mit Fachdidaktik in Kombination mit Pflege und Gesundheit und einmal in Kombination mit Therapie oder Diagnostik bezeichnet.
  • Dann gibt es Modulbezeichnungen, die außergewöhnlich und speziell sind; es könnte angenommen werden, dass mit diesen Modulbezeichnungen ein spezifisches Verständnis pflegerischen Handelns im Rahmen einer beruflichen Didaktik zum Ausdruck gebracht werden soll (Sinnverstehen, Emotionen und Beziehung, Körper).

Auch stellt sich dar, dass

  • der Cluster Unterrichten unter dem Studieninhalt theoriegeleitete Vorbereitung, Planung, Durchführung, Reflexion und Evaluation von Unterricht (…) relativ umfangreich ist. Bemerkbar ist, dass Methoden und Medien in Relation nur zweimal vorkommen,
  • der pflegedidaktischen Forschung in Relation nur zwei Module zugeordnet werden konnten und diese damit gering vertreten ist,
  • differenzierte Aufgaben auf der Makro-, Meso- und Mikroebene im Studieninhalt pflegedidaktische Handlungsfelder in den Modulbezeichnungen nicht nachgewiesen werden konnten und insgesamt hier wenig Aussagekräftiges zu finden ist, zumindest wenn die Aufgaben der Lehrenden in den Gesundheitsberufen bedacht werden, wie theoretischer Unterricht, praktischer Unterricht und Praxisbegleitung,
  • dem Studieninhalt Ordnungsmittel pflegeberuflicher Bildung, Curriculumentwicklung, Lernfeldkonzept, Handlungs- und Kompetenzorientierung in Relation nur dreimal das Thema Curriculum zuzuordnen war und weitere Vorschläge der KMK (2017) sich hier nicht wiederfinden,
  • der Studieninhalt Subjektorientierung/Entwicklung, Heterogenität, Inklusion und Binnendifferenzierung im pflegedidaktischen Kontext sich in der Realität der hochschulischen Dokumente, zumindest unter Pflegedidaktik/Fachdidaktik, nicht findet.

Die Clusterbildung unter Didaktik der beruflichen Fachrichtung Gesundheit und Körperpflege mit den Studieninhalten hat ergeben, dass folgende Modulbezeichnungen aus den Dokumenten der Hochschulen und Universitäten unter dem Blickwinkel der Studieninhalte der KMK (2017) nicht zuzuordnen waren: interdisziplinäres Lehren und Lernen in den Gesundheitsberufen, Grundlagen prozessbegleitender Lernberatung, Qualitätsmanagement in den Bildungsprozessen der Gesundheitsberufe sowie Gesprächsführung.

Umfangreich auch hier vertreten ist, wie im Vorherigen, die Fachdidaktik unter dem Studieninhalt Forschungsansätze und fachdidaktische Modelle im Selbstverständnis der beruflichen Fachrichtung. Ebenso finden sich Modulbezeichnungen zum Cluster Unterrichten im Studieninhalt fachrichtungsspezifische Planung, Durchführung, Durchführung, Reflexion sowie Evaluation und Optimierung beruflicher Lehr- und Lernprozesse (…) am meisten wieder. Der Studieninhalt pädagogische Diagnostik und Umgang mit Heterogenität (…) findet in den Modulbezeichnungen der untersuchten Studiengänge wenig Entsprechungen.

5 Diskussion der Ergebnisse

Insgesamt ist festzustellen, dass die konstatierte, augenscheinliche Unübersichtlichkeit der lehrerbildenden Studienangebote laut der Dokumentenanalyse gegeben ist. Sie kann aber auch mit Variationsbreite und Vielgestaltigkeit konnotiert werden – sie kann zumindest verstehbar werden, wenn man sich der Historie und der strukturellen Bedingungen dieser Lehrerbildung bewusst ist.

Gleichwohl sollten Variationsbreite und Vielgestaltigkeit innerdisziplinär mehr zum Thema gemacht werden, wenn diese Lehrerbildung eine kollektive Übereinkunft erreichen und von außen – vielleicht auch als Sonderform – im Kreise der Lehrerbildung identifizierbar sein will. Das heißt, Austausch, auch was fachlich-wissenschaftliche Vereinbarungen wie Fachqualifikationsrahmen, Kerncurricula für sie sein sollen, um eine gewisse disziplinäre Kanonisierung für die Lehrerbildung zu wahren. Auch die Frage, ob die Universität als ursprünglicher Ort der Lehrerbildung dabei ein Modell sein oder bleiben soll oder ob die (Fach-)Hochschulen andere Modelle favorisieren, ist noch einmal grundsätzlich zu besprechen. Es bestehen ja unbestritten Unterschiede zwischen den beiden Hochschularten. Wie ist nun mit dem Status quo umzugehen? Diese Debatte sollte wieder auf die Tagesordnung dieser Lehrerbildung zurückkehren. Dabei soll das Konstrukt Parallelwelten hilfreich sein, um diskutieren zu können.

Bezogen auf die Hochschularten – Universitäten und (Fach-)Hochschulen – ist der Anteil der (Fach-)Hochschulen an dem Studienangebot umfangreicher als der der Universitäten und auch in sich vielfältiger und variantenreicher. Hier wird teils Pflegepädagogik mit einer Lehrerbildung gleichgesetzt oder Medizinpädagogik, Berufspädagogik sowie einige wenige anders lautende Studiengänge. Es werden auch andere Handlungsfelder avisiert. Teils werden nur Bachelorstudiengänge angeboten, was aber legitim ist und nicht bedeuten muss, dass sie als hinreichend bewertet werden. Die (Fach-)Hochschulen bieten bis auf zwei Ausnahmen nur berufliche Fachrichtungen an, anders als Universitäten, an denen auch ein allgemeinbildendes Unterrichtsfach studiert werden kann. Das erklärt sich auch damit, dass sich an (Fach-)Hochschulen anwendungsorientierte Disziplinen befinden und an den Schulen des Gesundheitswesens allgemeinbildende Unterrichtsfächer im Regelfall nicht benötigt werden.

Lehrerausbildungen auch an (Fach-)Hochschulen ansiedeln zu können, begründet sich erst einmal mit den Fachwissenschaften der beruflichen Fachrichtungen, die dort zu finden sind. Günstig könnten noch mehr Kooperationsmodelle von beiden Hochschularten sein, um allen Absolvent*innen alle Möglichkeiten offerieren zu können und keine beruflichen Wege von vornherein auszuschließen, sondern Mobilität zu ermöglichen. Insofern könnten zukünftig Kooperationsstudiengänge die Studiengänge der Wahl werden.

Explizite Organisationseinheiten wie Institute für Lehrerbildung gibt es an (Fach-)Hochschulen laut der Dokumente fast gar nicht. Die noch neue Lehrerbildung an (Fach-)Hochschulen könnte lehrerbildende Institute unterhalb von Fachbereichen gründen, um ihre Interessen noch besser verfolgen zu können. Zum Beispiel könnten dort auch Forschung und hochschulische Weiterbildung angesiedelt sein. Dieses auch, um den Berufseinstieg der Absolventen in den Schulen des Gesundheitswesens zu begleiten, zumal die einphasige Ausbildung an (Fach-)Hochschulen kein Referendariat einschließt.

Denominationen für Berufspädagogik an (Fach-)Hochschulen gibt es genauso viele wie in Pflegepädagogik und Medizinpädagogik. Das könnte auch als Trend aufgefasst werden, dass Berufspädagogik sich als bereits etablierter Begriff durchsetzt. In diesem Zusammenhang wäre zu besprechen – da Pflegepädagogik zudem ein Begriff ist, der von den Universitäten so gut wie nie genutzt wird – auf welche Begrifflichkeit sich diese Lehrerbildung einigen möchte und auf welche Disziplin Bezug genommen werden soll.

Bezogen auf die Studienmodelle hat sich in der Lehrerbildung das integrative Modell durchgesetzt. Es bedeutet, der Bachelor-Studiengang und der Master-Studiengang bauen aufeinander auf. Die Studienmodelle der Universitäten sind vergleichsweise homogener als die an (Fach-)Hochschulen, weil dort die Standards der KMK (2016) Gültigkeit besitzen. Als weiteres Indiz für eine Hinwendung zur Berufs- und Wirtschaftspädagogik als zentrale wissenschaftliche Fach- und Studiendisziplin auch an den (Fach-)Hochschulen spricht die zunehmende Ausrichtung der Studienmodelle am integrativen Modell. Damit entsprechen die (Fach-)Hochschulen faktisch mit ihren Studienanteilen auch den Standards der KMK.

Die Kritik an dem konsekutiven Studienmodell, das im Masterstudium auf einen fachwissenschaftlichen Bachelor aufsetzt, ist, dass nicht zugleich Bildungswissenschaften bzw. Berufs- und Wirtschaftspädagogik, berufliche Didaktik und ein zweites Fach studiert werden und daher die Verzahnung nicht sofort beginnt. Dieses Konstrukt existiert nicht nur in der Lehrerbildung Pflege und Gesundheit, sondern auch in den weiteren beruflichen Fachrichtungen und wird vom Wissenschaftsrat unterstützt, von anderen Institutionen dagegen nicht. Die Leistungspunkte erhöhen sich in diesem Fall, um Kompensationen vornehmen zu können. Solcherart Quereinstiege in den Lehrberuf und in die Lehrerbildung, vor allem für den berufsbildenden Bereich, hat es wegen der Nähe zum Arbeitsmarkt immer in verschiedensten Varianten gegeben. Für die Lehrerbildung Pflege und Gesundheit kommt hier die wichtige Aufgabe der Sicherung der Gesundheit der Bevölkerung zum Tragen, die hohe Priorität hat und daher Besonderheiten von Quereinstiegen für die Politik opportun macht.

Wenn die beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit angegeben sind, kann dieses Verschiedenes bedeuten, was zunächst irritiert, da es verschiedene Zustände gibt. Nach der Analyse kann:

  • Pflege eine berufliche Fachrichtung sein – dies entspricht den Standards der KMK,
  • Gesundheit eine berufliche Fachrichtung sein – dies entspricht den Standards der KMK, hier jedoch ohne den Wortteil Körperpflege,
  • Gesundheit und Pflege eine Kombinationsfachrichtung sein – dies entspricht nicht den Standards der KMK, jedoch der Möglichkeit der Bundesländer, weitere Fachrichtungen zuzulassen,
  • Gesundheit als berufliche Fachrichtung an (Fach-)Hochschulen verschiedene Gesundheitsberufe jenseits der Pflegeberufe inkludieren, z. B. Rettungsdienst oder Therapieberufe – dies entspricht der Möglichkeit der Bundesländer, weitere Fachrichtungen zuzulassen.

Dazu muss man sich vergegenwärtigen, dass das Bildungswesen sich in seiner Binnenstruktur an Berufsfeldern oder Berufsbereichen orientiert, denen berufliche Fachrichtungen zugeordnet sind. Dies bedeutet für das Studium einer beruflichen Fachrichtung Gesundheit oder Pflege, dass die Absolvent*innen in ein Berufsfeld oder einen Berufsbereich Gesundheit oder Pflege an öffentlichen Schulen oder Schulen in freier Trägerschaft nach Schulgesetzen einmünden können. Demgegenüber orientieren sich die Schulen im Gesundheitswesen an den nach Berufsgesetzen geregelten Gesundheitsberufen. Aus dieser Optik werden Lehrer*innen für einen bestimmten Gesundheitsberuf ausgebildet. Für das Studium einer beruflichen Fachrichtung Gesundheit an (Fach-)Hochschulen kann dies nun zweierlei bedeuten: erstens wird mit einer beruflichen Fachrichtung ein Studium für alle Gesundheitsberufe jenseits der Pflegeberufe angeboten und kann damit als Beitrag zur berufsfeldbezogenen bzw. berufsbereichsbezogenen Lehrerbildung an (Fach-)Hochschulen verstanden werden. Zweitens können Absolvent*innen mit einer beruflichen Fachrichtung Gesundheit zwischen den Parallelwelten wechseln und sich damit berufliche Mobilität ermöglichen, soweit sie sonstige Voraussetzungen erfüllen.

Über die Gründe der Verteilung der Studieninhalte kann nur spekuliert werden. Es war leicht, die Modulbezeichnungen der Studiengänge dem Basiscurriculum Berufs- und Wirtschaftspädagogik zuzuordnen. Hierzu lieferten die Themengebiete und Inhaltsbereiche eine gute Ordnungsstruktur, unter die noch verschiedene Cluster mit zum Teil umfänglichen Modulbezeichnungen gebildet werden konnten. Daraus ist zu schließen, dass zwischen dem Basiscurriculum und vorgefunden Modulbezeichnungen vielfältige Übereinstimmungen bestehen – wohingegen nicht bekannt ist, ob sich explizit an dem Basiscurriculum orientiert wurde. Die Modulbezeichnungen lassen aber vermuten, dass sich im Rahmen der Studiengangsentwicklungen, auf nicht näher zu bestimmende Art und aus nicht näher zu bestimmenden Gründen, an der Berufs- und Wirtschaftspädagogik orientiert wird. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass die Berufs- und Wirtschaftspädagogik in den lehrerbildenden Studiengängen auch an (Fach-)Hochschulen zur Geltung kommt, wohingegen zu Beginn der Akademisierung auch eine Pflegepädagogik als Disziplin selbstverständlich erschien.

6 Entwicklung einer Berufs- und Wirtschaftspädagogik Schwerpunkt Gesundheit

Es wurde nie eindeutig geklärt, wohin diese Lehrerbildung disziplinär und institutionell gehört. Von Beginn an gab es verschiedenste Positionen zur disziplinären Verortung. Eine eindeutige Abspaltung von einer anderen Disziplin war nicht erkennbar, eine eigenständige Entwicklung vollzog sich eher aufgrund von herausragenden Problemen der sozialen Umwelt. Danach und parallel gab es verschiedenste Versuche zu bestimmen, um was es hier eigentlich geht. Diese Diskussion ist aber abgeflaut, vielleicht weil es keine neuen Argumente gab und die Realität eine Patt-Situation gebracht hatte, die theoretisch nicht zufriedenstellend gelöst werden konnte.

So blieb bis heute ungeklärt, ob die Lehrerbildung Pflege und Gesundheit eine eigene Disziplin Pflegepädagogik oder Medizinpädagogik herausbildet oder sich der Berufs- und Wirtschaftspädagogik zugehörig sieht, eine Subdisziplin der Erziehungswissenschaft oder der Pflegewissenschaft sei möchte, eine Paralleldisziplin oder Teildisziplin der Berufs- und Wirtschaftspädagogik, eine ‚Integrationsdisziplin‘, ‚Bindestrich-Disziplin‘ oder gar eine ‚Hybriddisziplin‘ ist.

Es gibt diese Disziplin, aber es ist eine nähere Auseinandersetzung darüber nötig, was genau gemeint ist, auch um für andere Wissenschaften erkennbar zu sein und ein deutlich abgrenzbares Bild abzugeben. Nach Stichweh (2013) kann es zu Abspaltungen, Abgrenzungen und Neuaufteilungen in einer Wissenschaft kommen, wenn eigenen Fragestellungen und Problembereichen nachgegangen wird. Das ist der Fall gewesen und auch weiterhin zutreffend. Dennoch steht die Frage im Raum, ob sich die Lehrerbildung in den beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit nun unter dem Dach einer neuen Disziplin Berufspädagogik Pflege und Gesundheit befindet. Oder müssten – zur Vermeidung einer weiteren Zersplitterung und einer zu „einseitigen Rückkoppelung an die sogenannten Fachwissenschaften“ (Stratmann, 1998: 76) ‒ zum Beispiel Fachrichtungsbereiche mit Schwerpunkten unterhalb der Berufs- und Wirtschaftspädagogik gewählt werden? Eine aus den drei Systemen Beruf, Wirtschaft und Pädagogik (Rebmann et al., 2011) sich bildende Berufs- und Wirtschaftspädagogik würde dann neben dem Wortteil Wirtschaft den Wortteil Gesundheit ins Spiel bringen.

Ein Ergebnis dieser Studie ist, dazu aufzufordern, die Studiengänge zur Lehrerbildung in den beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit disziplinär zu verorten. Wir schlagen dazu das Folgende vor: Eine Disziplin Erziehungswissenschaft, deren Teildisziplin die Berufs- und Wirtschaftspädagogik ist, worunter der Schwerpunkt Gesundheit fällt. Dazu gehören unter anderem lehrerbildende Studiengänge der beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit beiderlei Hochschularten. Eingeschlossen in dieses disziplinäre Konstrukt sind die weiteren beruflichen Fachrichtungen beziehungsweise fachspezifische Schwerpunkte wie Diagnostik, Hebammenwesen, Therapie sowie Rettungsdienst mit ihren unterschiedlichen Studiengangsbezeichnungen (Abbildung 1).

 

Abbildung 1: Disziplinäre Verortung der Lehrerbildung (Arens/Brinker-Meyendriesch 2018, 233)

Die Berufs- und Wirtschaftspädagogik kann verschiedene Schwerpunkte haben, beispielsweise Gesundheit. Um eine Zersplitterung zu vermeiden, geht Pflege mit in den Schwerpunkt Gesundheit ein. Das dürfte gut möglich sein, zumal die Bezeichnung Pflegepädagogik ohnehin auf dem Rückzug ist und seitens der Universitäten – bis auf Ausnahmen – gar nicht genutzt wird. Dagegen findet sich zunehmend Berufspädagogik in den Dokumenten als Studiengangsbezeichnung, aber fast immer ohne den Zusatz Wirtschaft. Letzteres ist naheliegend, wenn man nur den Begriff Wirtschaft berücksichtigt. Beschäftigt man sich aber näher mit der Berufs- und Wirtschaftspädagogik und verdeutlicht sich die Gründe dieser Namensgebung, ist es vernünftig, die Lehrerbildung mit den beruflichen Fachrichtungen Pflege und Gesundheit einem Schwerpunkt Gesundheit dieser Teildisziplin Berufs- und Wirtschaftspädagogik zuzuschlagen.

Es lässt sich also zeigen, dass eine disziplinäre Entwicklung stattfindet. Den theoretischen Ausführungen (Horn 2011, Stichweh 2013) folgend, wird auf Grundlage der Studie bei der Disziplinentwicklung von einer Werdensphase, einer Seinsphase und einer Phase der Verwandlung ausgegangen. Der Schwerpunkt Gesundheit befindet sich danach in einer fortgeschrittenen Werdensphase. Die vorgefundene Vielfalt beziehungsweise geringe Kanonisierung, der Mangel an innerdisziplinärem Konsens und das Nicht-gelöst-Sein der Parallelwelten sprechen dafür.

Für eine Berufs- und Wirtschaftspädagogik Schwerpunkt Gesundheit spricht, dass

  • sie sich als profilgebendes Element der lehrerbildenden Studiengänge aller Gesundheitsberufe, einschließlich der Pflegeberufe versteht, zumal auch davon ausgegangen wird, dass die Theoriebestände der Berufs- und Wirtschaftspädagogik zu umfangreich sind, um diese in der Lehrerbildung in ihrer ganzen Breite zu vermitteln,
  • sie die Betrachtung der Berufs- und Lehrerbildung als Parallelwelten ermöglicht,
  • sie die verschiedenen Bedeutungen einer beruflichen Fachrichtung Gesundheit abbildet und die Studiengänge zunehmend Berufspädagogik im Titel führen,
  • einer Zersplitterung der beruflichen Fachrichtungen für die Gesundheitsberufe vorgebeugt würde sowie ein disziplinärer Rahmen gegeben wäre,
  • an einem bislang noch nicht zufriedenstellend geklärten Berufsfeld- bzw. Berufsgruppenkonzept für die Gesundheitsberufe gearbeitet werden kann,
  • Berufsfeldstudien betrieben werden können, die nicht isoliert und unter Ausschluss benachbarter Gesundheitsberufe stattfinden, sondern die alle Gesundheitsberufe oder einzelne Berufsgruppen fassen,
  • berufsfeld- bzw. berufsgruppenübergreifende Curriculumforschungen gefördert werden,
  • die Entwicklung in den Fachwissenschaften, in den beruflichen Didaktiken und in der Hochschullandschaft untersucht werden können und
  • sich die Fachvertreterinnen und Fachvertreter als Teil der Berufsbildungsforschung verstehen.

Die (Fach-)Hochschulen dürfen dabei mit ihrer zum Teil auf einzelne Gesundheitsberufe gerichteten Lehrerbildung einem Berufsgruppenkonzept nicht im Wege stehen, um damit eine Zersplitterung zu vermeiden.

Eine These hat sich mit dieser Studie bestätigt: Unhintergehbar auf dem Entwicklungsweg einer Berufs- und Wirtschaftspädagogik Schwerpunkt Gesundheit ist die damit verbundene Parallelität der Lehrerbildung für die öffentlichen Schulen und Schulen in freier Trägerschaft sowie der Schulen im Gesundheitswesen und ihrer Lehrerbildung an (Fach-)Hochschulen und Universitäten (Abbildung 2). Das heißt, diese Parallelwelten der Lehrerbildung gehören zu einer wissenschaftlichen Teildisziplin Berufs- und Wirtschaftspädagogik Schwerpunkt Gesundheit – zwei wird es davon ja kaum geben.

 

Abbildung 1: Parallelität der Berufsbildung und der Lehrerbildung (Arens/Brinker-Meyendriesch 2018, 236)

Wenn diese Parallelität – oder auch ein anderes gedankliches Konstrukt, das hilfreich ist, und über ein Postulat „Normalisierung der Lehrerbildung“ hinausreicht – nicht berücksichtig oder aktiv ignoriert wird, ist die Entwicklung dieser Lehrerbildung nicht nachzuvollziehen und auch in der Gegenwart und Zukunft nicht denk- und vor allem nicht durchführbar. Das heißt aus disziplinärer Perspektive, dass der Schwerpunkt Gesundheit der Teildisziplin Berufs- und Wirtschaftspädagogik sich damit auseinandersetzt, dass es zwei Hochschularten gibt, die Lehrerbildung betreiben, die einer Teildisziplin angehören, aber auch in Teilen unterschiedliche Ziele verfolgen.

Literatur

Arens, F. (2014): Welcome to the Jungle! Lehrerausbildung in den Berufsfeldern Gesundheit und Pflege. In: Pflegezeitschrift, 67, H. 5, 302-307.

Arens, F./Brinker-Meyendriesch, E. (2018): Spektrum Lehrerbildung Pflege und Gesundheit. Zeitzeugen einer Disziplinentwicklung. Berlin.

Bals, T. (1995): Professionalisierung des Lehrens im Berufsfeld Gesundheit. 3., unv. Aufl. Köln.

Brucks, U./Sieger, M. (1983): Stand und Perspektiven der Weiterbildung zu Lehrern an Krankenpflegeschulen. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 79, H. 7, 538-546.

Cloos, P./Hoffmann, H. (2001): Die Ausbildung der AusbilderInnen. Zum Studium des Lehramtes an Fachschulen/Fachakademien für Sozialpädagogik. In: Hoffmann, H. (Hrsg.): Studien zur Qualitätsentwicklung von Kindertagesstätten. Neuwied, 51-96.

Diekmann, A. (2007): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. 18. Auflage. Reinbek bei Hamburg.

Ertl-Schmuck, R./Fichtmüller, F. (2009): Pflegedidaktik als Disziplin. Eine systematische Einführung. Weinheim u. a.

Früh, W. (2007): Inhaltsanalyse. 6. Aufl. Konstanz.

Georg, W./Lauterbach, U. (1979): Studiengänge für das Lehramt an beruflichen Schulen in der Bundesrepublik Deutschland. Weinheim u. a.

Horn, K.-P. (2011): Disziplingeschichte. In: Mertens, G./Frost, U./Böhm, W./Koch, L./Ladenthin, V. (Hrsg.): Allgemeine Erziehungswissenschaft 1. Handbuch der Erziehungswissenschaft 1. Studienausgabe. Paderborn u.a., 11-37.

Mäteling, A. (2006): Im Labyrinth der Pflegelehrerausbildung. Eine Bestandsanalyse unter besonderer Berücksichtigung der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Bochum/Freiburg.

Manstetten, R./Bals, T. (1995): Lehrerbildung für die beruflichen Fachrichtungen Körperpflege, Gesundheit und Pflege: eine vernachlässigte Restmenge? In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 91, H. 5, 505-520.

Mayring, P. (2015): Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. 12., überarb. Aufl. Weinheim.

Rebmann, K./Tenfelde, W./Uhe, E. (2011): Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Eine Einführung in Strukturbegriffe. 4. Aufl. Wiesbaden.

Reiber, K. (2008): Zum Stand der Pflegelehrerbildung – Deutsche Verhältnisse in europäischer Perspektive. In: Bischoff-Wanner, C./Reiber, K. (Hrsg.): Lehrerbildung in der Pflege. Standortbestimmung, Perspektiven und Empfehlungen vor dem Hintergrund der Studienreformen. Weinheim u. a., 41-63.

Reiber, K./Remme, M. (2009): Das erziehungswissenschaftlich-berufspädagogische Selbstverständnis der Pflegepädagogik – Empirische Befunde und wissenschaftstheoretische Positionierungen. In: bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, Ausgabe 16. Online: http://www.bwpat.de/content/up-loads/media/reiber_remme_bwpat16.pdf (2018-02-09).

Schannewitzky, G./Schmiel, M. (2001): Zur Ausformung und Weiterentwicklung der Berufs- und Wirtschaftspädagogik. In: Sommer, K.-H. (Hrsg.): Betrifft: Didaktik und Lehrende der Berufsbildung. Stuttgart, 12-28.

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) (2017): Ländergemeinsame inhaltliche Anforderungen für die Fachwissenschaften und Fachdidaktiken in der Lehrerbildung (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.10.2008 i. d. F. vom 16.03.2017).

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik (KMK) (2016): Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung für ein Lehramt der Sekundarstufe II (berufliche Fächer) oder für die beruflichen Schulen (Lehramtstyp 5). (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 12.05.1995 i. d. F. vom 06.10.2016).

Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (Sektion BWP) (2014): Basiscurriculum für das universitäre Studienfach Berufs- und Wirtschaftspädagogik im Rahmen berufs- und wirtschaftspädagogischer Studiengänge (Beschluss der Mitgliederversammlung in Schwäbisch-Gmünd am 25.09.2014).

Söll, M. (2016): Die Entwicklung von Studiengängen. Eine Curriculumanalyse am Beispiel der Wirtschaftspädagogik. Detmold.

Stichweh, R. (2013): Wissenschaft Universität Profession. Soziologische Analysen. Bielefeld.

Stratmann, K. (1998): Berufs-/Wirtschaftspädagogik. In: Lenzen, D. (Hrsg.): Pädagogische Grundbegriffe. Bd. 1, Aggression bis Interdisziplinarität. Reinbeck bei Hamburg, 176-179.

Wanner, B. (1987): Lehrer zweiter Klasse? Historische Begründung und Perspektiven der Qualifizierung von Krankenpflegelehrkräften. Frankfurt a.M. u. a.

Zitieren des Beitrags

Arens, F./Brinker-Meyendriesch, E. (2020): Berufs- und Wirtschaftspädagogik Schwerpunkt Gesundheit. Die berufs- und wirtschaftspädagogischen und fachwissenschaftlichen Bezüge im Spektrum Lehrerbildung Pflege und Gesundheit. In: bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, Ausgabe 37, 1-23. Online: http://www.bwpat.de/ausgabe37/arens_brinker-meyendriesch_bwpat37.pdf (18.02.2020).