bwp@ Profil 8 - September 2023

Netzwerke – Strukturen von Wissen, Akteuren und Prozessen in der beruflichen Bildung

Profil 8: Digitale Festschrift für Bärbel Fürstenau

Hrsg.: Mandy Hommel, Carmela Aprea & Karin Heinrichs

Vorwort

Beitrag von Mandy Hommel, Carmela Aprea & Karin Heinrichs

Die Vollendung des 60. Lebensjahres von Bärbel Fürstenau ist Anlass und Gelegenheit zu­gleich, sie zum einen als Wissenschaftlerin und zum anderen als besonderen Menschen zu wür­digen. Auch wenn der Versuch zu umreißen, was sie ausmacht und welche vielfältigen Interes­sen und Tätigkeitsbereiche sie hat, unvollkommen bleiben muss, zeichnen wir mithilfe der Viel­zahl der zu dieser Festschrift Beitragenden ein Bild davon. Zu Wort kommen dabei Koopera­tionspartnerInnen und WegbegleiterInnen, aber auch NachwuchswissenschaftlerInnen, deren wissenschaftliche und berufliche Entwicklung sie begleitet und teils maßgeblich beeinflusst hat. Als wohlüberlegte, ruhige und verlässliche Kooperationspartnerin, Lehrerin, Vorgesetzte und/oder Mentorin fördert sie stets konstruktiv und wertschätzend die Entwicklung von Projek­ten, Erkenntnissen und Menschen in unterschiedlichsten Prozessen. Durch ihr disziplinüber­greifendes Denken fördert sie den Austausch und hilft Brücken zu bauen, ohne dabei ihre Per­son in den Mittelpunkt zu stellen.

Ihre eigenen Arbeiten thematisieren u. a. Fragen der lernförderlichen Gestaltung beruflicher Lehr-Lern-Prozesse bis hin zur gelingenden Professionalisierung und erfolgreicher beruflicher Tätigkeit von Menschen. Mit einem klaren analytischen Blick fokussiert sie dabei nicht nur die Merkmale der jeweiligen Thematik, wie z. B. die Anforderungen beruflicher Umgebungen, sondern berücksichtigt fortwährend die Merkmale komplexer Systeme und deren Wechselwir­kungen. Dazu gehören neben dem professionell tätigen Menschen, sein Tätigkeitsbereich aber auch sein physisches und psychisches Wohlergehen im Einklang mit den ihn umgebenden Bedingungen und Anforderungen. Bärbel Fürstenaus Denken und ihre Arbeiten machen nicht an Disziplingrenzen Halt, sondern integrieren und verbinden verschiedenste Perspektiven. Sie ist dabei inhaltlich und methodisch vielseitig, aber alles andere als oberflächlich.

Die Beiträge dieser Festschrift, die von fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Perspek­tiven, dem Design und der Evaluation von Lehr-Lern-Arrangements, dem betrieblichen Lernen und Verantwortung, der Berufswahl, der Resilienz, bis hin zur Analyse von subjektiven Theo­rien und Netzwerken reichen, spiegeln das Vorgenannte. Der Titel „Netzwerke – Strukturen von Wissen, Akteuren und Prozessen in der beruflichen Bildung“, den wir als Herausgeberin­nen für diese Festschrift gewählt haben, bietet – entsprechend Bärbel Fürstenaus Vielseitigkeit von Interessen, Arbeitsbereichen und Kooperationsprojekten – Raum für ein inhaltlich und methodisch breites Spektrum von Beiträgen. An dieser Stelle sei allen AutorInnen gedankt, die mit einem Artikel zu dieser Festschrift beigetragen haben.

Im ersten Teil der Festschrift stehen Beiträge, die an Bärbel Fürstenaus Arbeiten im Kontext der Fachwissenschaft der Wirtschaftswissenschaften anknüpfen und hier insbesondere an einen Themenbereich, mit dem sie sich in der letzten Dekade verstärkt auseinandergesetzt hat: das finanzielle Wissen und Handeln von Menschen. Manuel Förster und Roland Happ werfen in ihrem Beitrag einen Blick auf migrationsbezogene Fragestellungen im Kontext der Finanzkom­petenz. Roland Happ, Jasmin Reichert-Schlax, Olga Zlatkin-Troitschanskaia und Carla Olivier setzen sich mit der Entwicklung des ökonomischen Wissens von Studierenden auseinander. Sebastian Heidel, Jacqueline Schmidt und Ute Moschner untersuchen Quellen des Erwerbs ökonomischen und finanziellen Wissens bei jungen Erwachsenen außerhalb formaler Lernge­legenheiten. Den Abschluss des ersten Teils der Festschrift bildet der fachwissenschaftliche Beitrag von Julia Süring, Matthias Soot und Alexandra Weitkamp, der sich mit preisbeeinflus­senden Parametern bei Wohnimmobilien auseinandersetzt.

Beiträge im zweiten Teil der Festschrift fokussieren komplexe Lehr-Lern-Arrangements, ihr Design, ihre Evaluation und ihre theoretischen Grundlagen. Mandy Hommel zeigt verschiedene Faktoren kognitiver Aktivierung auf, die mit situationalem Interesse in Verbindung stehen. Her­mann Körndle und Antje Proske gehen aus psychologischer Perspektive auf arbeitsplatznahe Lernaufgaben ein. Susanne Weber und Frank Achtenhagen erörtern aus Sicht des hybriden Expansivismus Nachhaltigkeitsaspekte eines Scenarios im Lebensmittelbereich. Eveline Wuttke, Susan Seeber, Hanna Meiners und Lüfiye Turhan widmen ihren Beitrag basierend auf der erforderlichen Verknüpfung von Curriculum, Instruktion und Assessment der Gestaltung problemhaltiger technologiebasierter Lern- und Prüfungsaufgaben.

Der dritte Teil nimmt betriebliches Lernen und Verantwortung stärker ins Visier. Den Auftakt in diesem Teil bildet der Beitrag von Alexander Brodsky, Robin Busse, Susan Seeber und Jür­gen Seifried, die mit einem Scoping Review die Rolle des Betriebes als Lernort für die Ent­wicklung der politischen Kompetenz von Auszubildenden untersuchen. Thomas Bienengräber und Houdä Lenzen erörtern situiertes moralisches Urteilen. Regina Mulder greift in ihrem Bei­trag ein unverändert aktuelles Thema auf, nämlich Innovationen im Bereich der beruflichen Bildung, ihre Förderung und erfolgreiche Verbreitung. Annette Ostendorf legt ihren Schwer­punkt auf das betriebliche Engagement für die Berufsausbildung und diskutiert dieses als Aspekt der Corporate Social Responsibility.

Im vierten Teil der Festschrift werden weitere Themenbereiche der Berufsbildung(sforschung) aufgegriffen. Carmela Aprea thematisiert Resilienz von kaufmännischen Angestellten im Kon­text der voranschreitenden Digitalisierung. Klaus Beck setzt sich kritisch mit Theorien zur Berufsentscheidung und Berufsberatung auseinander. Karin Heinrichs, Eveline Wuttke und Michaela Stock präsentieren Ergebnisse einer empirischen Studie zur Identifikation von Aus­zubildenden mit dem Beruf und dem Betrieb in Deutschland und Österreich. Matthias Pilz und Chantal Elbert gehen auf Berufswahlmotive von Lehrenden an beruflichen Schulen in privater Trägerschaft ein. Die Autorengruppe um Ianina Scheuch thematisiert Forschungsnetzwerke im Rahmen der Internationalisierung der Berufsbildung.

Der abschließende fünfte Teil der Festschrift umfasst Beiträge mit forschungsmethodischem Fokus. In diesem Rahmen stellt Marlen Beck die Rekonstruktion subjektiver Theorien durch digitale Netzwerke vor. Katharina Bushyla und Jeannine Ryssel nutzen Concept Mapping als diagnostisches Instrument, um die Vorstellungen von Lernenden im Bereich der Preisbildung zu analysieren. Anja Rogas zeigt wie Graphic Novels in wirtschaftsbezogenen Lernprozessen genutzt werden können. Frauke Düwel, Manuela Niethammer und Sigrun Eichhorn stellen ihren Ansatz zur Analyse der Sequenzierung von Aussagen in Texten vor. Den Abschluss der Bei­träge bildet Juliana Schlicht mit ihrer Methodik der vergleichenden Netzwerkanalyse und ­­­­-entwicklung.

Mögen die Beiträge dieser Festschrift für Dich, liebe Bärbel, sowohl Zeichen der Würdigung als auch bereichernde Lektüre sein, die zu einem fachlich, kritisch-konstruktiven und persön­lichen Austausch anregen.

Dresden, im September 2023

Mandy Hommel, Carmela Aprea und Karin Heinrichs
(Herausgeberinnen von Profil 8)

Zitieren des Beitrags

Hommel, M./Aprea, C./Heinrichs, K. (2023): Vorwort zu bwp@ Profil 8: Netzwerke – Strukturen von Wissen, Akteuren und Prozessen in der beruflichen Bildung. Digitale Festschrift für Bärbel Fürstenau zum 60. Geburtstag, hrsg. v. Hommel, M./Aprea, C./Heinrichs, K., 1-3. Online: https://www.bwpat.de/profil8_fuerstenau/vorwort_profil8.pdf (14.09.2023).