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bwp@ Spezial AT-7 - September 2025
Wirtschaftspädagogik in Österreich 2025
Beiträge zum 18. Österreichischen Wirtschaftspädagogikkongress
Hrsg.:
&EDITORIAL zur bwp@ Spezial-Ausgabe AT-7
- Details
Editorial zur bwp@ Spezial-Ausgabe AT-7:
Beiträge zum 18. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress
Am 25. April 2025 versammelte sich die Community der österreichischen Wirtschaftspädagogik im RESOWI-Zentrum der Universität Graz, um im Rahmen des 18. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongresses Forschungsergebnisse, praxisnahe Ansätze und bildungspolitische Perspektiven zu diskutieren. Unter dem bewährten Leitmotiv Theorie-Praxis-Dialog nutzten rund 200 Teilnehmende aus den Bereichen Forschung, Bildungspraxis und Bildungsverwaltung die Gelegenheit zum Austausch mit den vier Wirtschaftspädagogik-Standorten Innsbruck, Linz, Wien und Graz. Die Keynotes und Fachbeiträge reichten von Themen der Finanzbildung und des Einsatzes Künstlicher Intelligenz in Lehr-Lern-Prozessen über die Vernetzung von Lernorten bis hin zu technologiegestützten Lehr-Lern-Formaten in Schule und Hochschule. Ergänzt wurde der Kongress durch das Young Researcher Format am Vortag, das wieder der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gewidmet war.
Die Beiträge dieser Kongressausgabe verdeutlichen die inhaltliche Vielfalt und Vernetzung der österreichischen wirtschaftspädagogischen Forschung. Es werden aktuelle Herausforderungen der Disziplin aufgegriffen, aus unterschiedlichen theoretischen und empirischen Perspektiven analysiert und praxisorientierte Lösungsansätze entwickelt. Ziel ist es, wissenschaftliche Fundierung und bildungspraktische Umsetzung zu verbinden und Impulse für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung von Lehr-Lern-Prozessen zu geben. Die vorliegende bwp@ Spezial-Ausgabe AT-7 umfasst acht ausgewählte Kongressbeiträge; sie beginnt mit drei Hauptvorträgen, gefolgt von fünf wissenschaftlichen Vorträgen aus den Nachmittagssessions.
Den Auftakt bildet der Beitrag von Bettina Greimel-Fuhrmann und Julia Riess, die anhand einer Befragung von 1.000 Erwachsenen in Österreich analysieren, inwieweit spezifisches Wissen zu Wertpapieren und investitionsbezogene Überzeugungen das tatsächliche Anlageverhalten beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen deutliche Wissenslücken zu Anlageprodukten sowie eine weit verbreitete Skepsis gegenüber Investitionen in Wertpapiere. Die Studie liefert neben Erklärungsansätzen für die geringe Beteiligung am Kapitalmarkt auch Ansatzpunkte für zielgerichtete Maßnahmen zur Finanzbildung.
Bernd Gössling widmet sich der unzureichenden Verzahnung schulischen und betrieblichen Lernens in der dualen Ausbildung. Er diskutiert, inwiefern Künstliche Intelligenz (KI) zur Stärkung der Kooperation zwischen den Lernorten beitragen kann. Am Beispiel des Projektes Zukunft Lernortkooperation (LOK) wird gezeigt, wie digitale Ökosysteme und eigens konzipierte Online-Kurse Verantwortliche in der Berufsbildung dazu befähigen können, technologiegestützte Formen der Zusammenarbeit zu gestalten. Das Potenzial dieser Ansätze wird durch ein anwendungsorientiertes Prompting-Beispiel verdeutlicht.
Im Beitrag von Elisabeth Riebenbauer, Michaela Stock, Julia Pargmann und Florian Berding wird das Lernen mit, über und durch KI thematisiert und anhand der analytischen KI-Plattform EDDA (elektronisch-didaktische Assistenz) veranschaulicht. Die Plattform dient dem Analysieren von Unterrichtsentwürfen und Lehr-Lern-Materialien sowie dem Bereitstellen von Feedback zu ausgewählten didaktischen Kriterien. Empirische Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von EDDA die Qualität der Planungen erhöhen und eine intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologien anregen kann.
Mit einer kritisch-reflektierenden Perspektive setzen Silvia Lipp und Peter Slepcevic-Zach die Diskussion um digitale Unterstützungsinstrumente fort. Im Mittelpunkt steht Learning Analytics als Beispiel für den Einsatz datenbasierter Technologien im Lehr-Lern-Kontext. Auf Basis qualitativer Erhebungen mit Masterstudierenden wird verdeutlicht, dass Instrumente wie Dashboards Lernprozesse nicht neutral begleiten, sondern aktiv strukturieren und sich zwischen pädagogischer Unterstützung und wahrgenommener Überwachung bewegen. Die Notwendigkeit einer reflektierten, pädagogisch begründeten Integration solcher Systeme wird hervorgehoben, wobei das Frankfurt-Dreieck der digitalen Bildung als Orientierungsrahmen vorgestellt wird.
Auch im nächsten Beitrag bleibt es digital. Christiane Schopf untersucht, wie Schüler:innen an Handelsakademien KI-Tools wie ChatGPT für schulische Zwecke nutzen und welche Einstellungen sie dazu haben. Grundlage ist eine Online-Befragung von 555 Jugendlichen an acht Wiener Handelsakademien. Die Ergebnisse zeigen eine breite Verwendung, vor allem in Sprachenfächern – von Recherche und Inhaltserklärungen über Texterstellung bis hin zu Korrekturen. Neben einer überwiegend positiven Haltung benennen die Schüler:innen selbst auch Risiken und Nachteile. Aus den Befunden leitet die Autorin Empfehlungen für einen verantwortungsvollen Einsatz in der kaufmännischen Bildung ab.
Elisabeth Riebenbauer und Jakob Stadler adressieren in ihrem Beitrag die Weiterentwicklung der Übungsfirma als Lernform zur praxisorientierten Simulation von Unternehmensprozessen. Aufbauend auf den Ergebnissen des Erasmus+ Projektes PEN-QM analysieren sie, wie internationale Qualitätsaudits impulsgebend hierfür genutzt werden können. Die Evaluation zeigt, dass Audits nicht nur zur inhaltlichen Modernisierung beitragen, sondern auch überfachliche Kompetenzfacetten wie kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeit fördern können.
Mit Gerhard Geissler und Franz-Karl Skala richtet sich der Blick auf die Hochschuldidaktik. Vorgestellt wird das im Rahmen des Erasmus+ Projektes FLUENT entwickelte Modell zur Lehrveranstaltungsplanung, das flexible und personalisierte Lernpfade zur Wahl stellt. Die Pilotierung im Masterstudium Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien zeigt, dass ermöglichte differenzierte Lernwege nicht nur die Zufriedenheit der Studierenden steigern, sondern auch zu nachweisbaren Leistungsverbesserungen beitragen und damit Impulse für innovative hochschuldidaktische Gestaltung gesetzt werden können.
Den Abschluss bildet der Beitrag von Christian Stutzenstein und Peter Slepcevic-Zach, die das duale Bachelorstudium in Österreich aus der Perspektive des Konnektivitätsansatzes analysieren. Auf Basis einer umfassenden Dokumentenanalyse und ergänzender Interviews werden zentrale Merkmale herausgearbeitet, die das Potenzial dieses Studienformates prägen. Besonders die enge Verzahnung der Lernorte Hochschule und Unternehmen erweist sich dabei als maßgeblich für den Erfolg. Die Ergebnisse liefern Ansatzpunkte, wie diese Kohärenz gestärkt und das duale Studium in seiner konnektiven Ausrichtung weiterentwickelt werden kann.
Diese Ausgabe lädt dazu ein, die im Rahmen des Kongresses diskutierten Forschungsergebnisse und Fragestellungen weiterzudenken – als Impulse für wissenschaftliche Arbeiten, die Gestaltung zukunftsweisender Lehr-Lern-Formate sowie den inter- und transdisziplinären Austausch. Allen Lesenden wünschen wir eine anregende und erkenntnisreiche Lektüre.
Silvia Lipp und Michaela Stock
Zitieren des Beitrags
Lipp, S. & Stock, M. (2025). Editorial zur bwp@ Spezial-Ausgabe AT-7: Beiträge zum 18. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress. In S. Lipp & M. Stock (Hrsg.), bwp@ Spezial AT-7: Beiträge zum 18. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress (S. 1–3). http://www.bwpat.de/wipaed-at7/editorial_wipaed-at_2025.pdf