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bwp@ Spezial AT-7 - September 2025
Wirtschaftspädagogik in Österreich 2025
Beiträge zum 18. Österreichischen Wirtschaftspädagogikkongress
Hrsg.: &
Impulse für die Übungsfirmenarbeit durch internationale Audits – Ergebnisse aus dem Projekt PEN-QM
Die Lehr-Lern-Form Übungsfirma stellt Lernenden eine Unternehmenssimulation zur Verfügung, anhand derer sie ihre wirtschaftlichen Kompetenzen selbstständig auf- und ausbauen können. Doch auch die Weiterentwicklung der Simulation an sich ist wesentlich, damit sie im Kontext sich ständig ändernder Arbeitswelten nicht an Relevanz und Wirksamkeit verliert. Vor diesem Hintergrund ging das Erasmus+ Projekt PEN-QM der Frage nach, welche Impulse internationale Qualitätsaudits liefern, um Lernende mit der Methode Übungsfirma zielgerichtet auf die Herausforderungen der Arbeitswelt vorbereiten zu können. Im Rahmen des Projekts wurden Leitfäden erarbeitet, welche eine Grundlage und Unterstützung für die Durchführung von Audits zwischen Übungsfirmen bieten. Darüber hinaus wurde eine digitale Plattform zur Anbahnung und Durchführung der jeweiligen Audit-Prozesse entwickelt. Die Projekt-Outputs wurden schließlich im Rahmen internationaler Austauschprogramme erprobt und angewandt. Die Erfahrungen verdeutlichen, dass strukturierte Reflexion und Feedback im Rahmen der Audits neue Impulse zur Weiterentwicklung der Übungsfirmenarbeit liefern können und der Auditprozess zugleich vielfältige Kompetenzen fordert und fördert.
Impulses for practice enterprise work through international audits – Results of the PEN-QM project
Practice enterprises provide learners with a simulation that they can use to develop and expand their business competences independently. However, the further development of the simulation itself is also essential to ensure its relevance and effectiveness in the context of constantly changing working environments. The Erasmus+ project PEN-QM explored, which impulses international quality audits can provide, to prepare learners for future challenges using the practice enterprise method. The project partners created guidelines that offer a basis and support for the implementation of international audits. In addition, a digital platform was developed to initiate and carry out the respective audit processes. Finally, the project outputs were tested and applied during international exchange programs. The experiences illustrate that audits can provide new ideas for the further development of practice enterprises through structured reflection and feedback and that the audit process simultaneously demands and promotes a wide range of competences.
- Details
1 Handlungsfähigkeit durch zukunftsorientierte Übungsfirmenarbeit
Die Basis für gelingenden Übungsfirmenunterricht ist eine betriebswirtschaftlich valide Unternehmenssimulation zu Lernzwecken, anhand derer Lernende mittels Verknüpfung von Denken und Handeln ihre berufliche Handlungsfähigkeit kompetenzorientiert weiterentwickeln können. Für die Wirtschaftspädagogik (WIPÄD) am Standort Graz ist diese mehrdimensionale Lehr-Lern-Form bereits seit vielen Jahren ein wichtiger Forschungsbereich. In den dafür vorgesehenen Lehrveranstaltungen durchliefen seit 1996 bereits über 1.000 WIPÄD-Studierende im Rahmen ihres Studiums eine Übungsfirma und lernten dadurch die Methode aus den Perspektiven der Lehrenden und Lernenden kennen. Durch Besuche in schulischen Übungsfirmen und dem begleiteten Anwenden und Weiterentwickeln des Gelernten im studienintegrierten Schulpraktikum bilden die Lernenden dabei nicht nur ihre Handlungsfähigkeit als Lehrkraft aus, sondern prägen zugleich ein Stück weit auch die von ihnen besuchten Übungsfirmen (Riebenbauer, 2021, S. 131–133; Stock et al., 2016, S. 40–72).
Das Unterrichten mit der mehrdimensionalen Lehr-Lern-Form Übungsfirma ist nicht nur für Studierende eine didaktische Herausforderung, denn das für die Entwicklung der Handlungsfähigkeit so wichtige, betriebswirtschaftlich valide Modell entsteht sowohl in der Schule als auch an der Universität nicht von alleine. Vielmehr ist es die Aufgabe von Lehrenden, unter Berücksichtigung und Einbeziehung der Lernenden das entsprechende Modell zu gestalten und dieses auch laufend weiterzuentwickeln. Ziel ist dabei kein direktes Abbild der Realität, sondern vielmehr ein realitätsnahes Modell, durch welches „alle zentralen in der Wirtschaft vorkommenden Zusammenhänge, Abläufe bzw. Prozesse und Geschäftspartnerschaften realitätsnah modelliert bzw. nachgebaut werden“ (Stock et al., 2019, S. 532). Wenn Lernende zukünftige berufliche Herausforderungen selbstständig bewältigen können sollen, muss auf Seiten der Lehrenden darauf geachtet werden, dass das Modell auch relevante Entwicklungen der entsprechenden zukünftigen Lebens- und Arbeitswelt der Lernenden berücksichtigt. Darunter fällt aktuell etwa der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Arbeitsalltag, aber auch andere Bereiche der digitalen Transformation oder neue Anforderungen hinsichtlich nachhaltigen Wirtschaftens. Nur wenn Lernende im und am Modell Erfahrungen mit diesen Trends und Entwicklungen sammeln und diese anschließend reflektieren können, entwickeln sie jene Kompetenzen, welche sie für die Bewältigung der entsprechenden zukünftigen Herausforderungen benötigen (Stock et al., 2019, S. 529–536; Stock et al., 2022, S. 17–18; Tramm & Gramlinger, 2006, S. 7–8).
Als Ansatz, die vielfältigen und hochkomplexen Veränderungsdynamiken unserer Zeit herunterzubrechen, definiert das Zukunftsinstitut (2025) insgesamt elf Megatrends der Zukunft, welche anschließend wiederum in zahlreiche Untertrends untergliedert sind. Sie decken Entwicklungen in den Bereichen Future of Work, Globalisierung, Mobilität und Sicherheit genauso ab, wie die Urbanisierung, den demografischen Wandel und Veränderungen im Bereich Gesundheit oder Wissenskultur (Zukunftsinstitut, 2025). Diese zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklungen zu antizipieren und anschließend angemessen in einem betriebswirtschaftlich validen Modell zu berücksichtigen, bleibt für Lehrkräfte aufgrund der Vielfalt an Veränderungen und möglichen Einflüssen eine große Herausforderung. Im Zentrum steht dabei stets die Frage: Wie wird sich die Lebens- und Arbeitswelt der heutigen Lernenden in Zukunft verändern und welche Kompetenzen brauchen sie, um zukünftig beruflich handlungsfähig zu sein?
Einen vielversprechenden Anhaltspunkt für die Beantwortung der Frage, welche beruflichen Kompetenzen Absolvent:innen am global vernetzten Arbeitsmarkt der Zukunft benötigen werden, kann die Auskunft von Personalverantwortlichen einflussreicher, international tätiger Unternehmen bieten. Als potenzielle zukünftige Vorgesetzte beschäftigen sich diese Personen nicht nur intensiv mit der zukünftigen Arbeitswelt der Lernenden, sondern entscheiden außerdem in vielen Fällen direkt oder indirekt darüber, ob Bewerber:innen auch die entsprechenden Kompetenzen für eine Stelle in ihrem Unternehmen mitbringen bzw. rasch aufbauen können und daher für die angestrebte Stelle ausgewählt werden sollen. Eine solche Befragung ist der Ausgangspunkt für den Future of Jobs Report des World Economic Forums (World Economic Forum, 2025). Die Datenbasis dieser regelmäßigen Erhebung bilden Antworten von über 1.000 Arbeitgeber:innen, welche zusammen große multinationale und lokale Unternehmen mit insgesamt über 14 Millionen Beschäftigten repräsentieren (World Economic Forum, 2025, S. 4–5; World Economic Forum, 2025, S. 97–99).
69 % der befragten Arbeitgeber:innen gaben bei der aktuellen, im Jahr 2024 durchgeführten Umfrage an, dass analytisches Denken eine wichtige Kompetenz für ihre Belegschaft darstellt. Danach folgen Kompetenzen wie Resilienz, Flexibilität und Agilität (67 %), Leadership und sozialer Einfluss (61 %), kreatives Denken (57 %), Motivation und Selbstbewusstsein (52 %), Kompetenz im Umgang mit Technologie (51 %), Empathie und aktives Zuhören, sowie Neugier und lebenslanges Lernen (jeweils 50 %). Geht es hingegen um die Einschätzung der Arbeitgeber:innen zur Veränderung der Relevanz bestimmter Kompetenzen in der Zukunft, zeigt sich ein anderes Bild (siehe Abbildung 1). So gehen die Befragten davon aus, dass Kompetenzen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz und Big Data, sowie mit Netzwerken und Cybersecurity in den nächsten fünf Jahren stark an Bedeutung gewinnen werden. Aber auch bereits genannte Kompetenzen, wie der Umgang mit Technologie, kreatives Denken, Resilienz, Flexibilität und Agilität, oder Neugier und lebenslanges Lernen werden demnach in Zukunft eine zunehmende Rolle in der Arbeitswelt spielen. Nicht zuletzt befinden sich auch Leadership und sozialer Einfluss, Talentmanagement, analytisches Denken und Umweltverantwortung in den Top-Ten der vom WEF genannten skills on the rise (World Economic Forum, 2025, S. 35–38).
Abbildung 1: Skills on the rise (World Economic Forum, 2025, S. 37)
Zur Adressierung dieser für die Zukunft so relevanten Kompetenzbereiche bieten sich in der Übungsfirmenarbeit vielfältige Möglichkeiten. Die Grundaufgabe des multiperspektivischen und praxisnahen Verstehens wirtschaftlicher Strukturen und Prozesse mittels systematisch-situationsbezogenen Lernens in der Übungsfirma (Tramm & Gramlinger, 2006, S. 6) wird dabei jedoch keineswegs in Frage gestellt, sondern lediglich durch entsprechende Impulse ergänzt. Das grundliegende Modell der vielfach erprobten und im österreichischen Wirtschaftsunterricht seit rund 30 Jahren etablierten Methode wird so aktuell gehalten und an die Lebens- und Arbeitswelt zukünftiger Beschäftigter angepasst. Die Berücksichtigung der genannten Kompetenzbereiche kann darüber hinaus eine willkommene Möglichkeit bieten, im Unterricht aktuelle und innovative Schwerpunkte zu setzen. Auch wenn grundsätzliche didaktische Überlegungen von diesen Schwerpunktsetzungen unberührt bleiben, sind Lehrende in der Übungsfirma doch laufend gefordert, ihren Lernenden praxisorientierte Lerngelegenheiten anzubieten, welche sich dazu eignen, berufliche Handlungskompetenz für zukünftige Herausforderungen aufzubauen (Stock et al., 2019, S. 536). Es gilt also, „die Übungsfirmenarbeit kritisch zu hinterfragen, laufend zu verbessern und strategisch neu auszurichten bzw. mit innovativen Ansätzen für die Zukunft weiterzuentwickeln“ (Riebenbauer & Haupt, 2023, S. 13).
Mit diesem Beitrag soll aufgezeigt werden, welche Impulse internationale Auditprozesse für die kritische Reflexion und kontinuierliche Verbesserung der bestehenden Übungsfirmenarbeit bieten können. Dazu wird in Kapitel 2 auf die Rolle eines umfassenden Qualitätsmanagements in der Übungsfirmenarbeit eingegangen, bevor in Kapitel 3 die Konzeption und die Ergebnisse des Erasmus+ Projekts PEN-QM vorgestellt und Erfahrungen im Zuge der Testung und Pilotierung der Projektergebnisse präsentiert werden. Abschließend wird in Kapitel 4 ein Fazit gezogen.
2 Qualitätsmanagement und Übungsfirmenarbeit
„Qualität ist immer ein Thema – ob im unternehmerischen Kontext, in der Schule oder der Erwachsenenbildung.“ (Gramlinger et al., 2019, S. 423) Die kontinuierliche Entwicklung und Sicherung qualitätsvoller Übungsfirmenarbeit ist ein wesentliches Ziel erfolgreich umgesetzten Qualitätsmanagements. Was aber Qualität in Bezug auf die konkrete Übungsfirmenarbeit bedeutet, ist zunächst immer eine Frage des normativen Standpunkts bzw. des definierten Anspruchs. Qualität ist ein relationaler Begriff, welcher im Wesentlichen die Übereinstimmung zwischen einem gewünschten und dem tatsächlichen Zustand eines Betrachtungsgegenstands beschreibt (Brüggemann et al., 2024, S. 3–4; Gramlinger et al., 2019, S. 387). Qualitätsmanagement umfasst in letzter Konsequenz also nicht nur das Feststellen und Korrigieren von Abweichungen, sondern auch das Steuern von Prozessen mittels Festlegung und Interpretation von normativen Zielvorgaben. Zur (Vor-)Strukturierung dieser Ziele können in der Übungsfirma bewährte Modelle der betrieblichen Praxis herangezogen werden, auch wenn aufgrund der spezifischen Bedürfnisse für den Bildungsbereich häufig eigene (darauf aufbauende) Modelle entwickelt werden. Im Bildungsbereich haben die Lernenden als Empfänger:innen von Bildungsleistungen wesentlichen Einfluss auf die Qualität der stattfindenden Bildungsprozesse. Als Mitproduzent:innen sind sie nicht zuletzt auch in der Übungsfirma am Erfolg qualitätsvoller Bildung beteiligt (Gramlinger et al., 2019, S. 387–425; Reese & Sommerhoff, 2018, S. 6–7). Ein möglicher Ansatz, ein umfassendes Qualitätsmanagement in kaufmännischen Übungsfirmen mit dem Konzept der lernenden Organisation zu verknüpfen, ist beispielsweise das ganzheitliche Konzept des Total Quality Managements (TQM) (Brüggemann et al., 2024, S. 201–222; Trummer et al., 1997, S. 1–16).
Der Hauptzweck von Übungsfirmen ist immer das Lernen ihrer Teilnehmer:innen im und am betrieblichen Modell. Wenn im Zusammenhang mit Übungsfirmenarbeit von Qualität gesprochen wird, muss sowohl auf die Gestaltung und Weiterentwicklung des (pädagogischen) Lernortes, als auch des (Modell-)Betriebs abgestellt werden. Es darf also nicht nur darum gehen, ob die Dinge richtig getan werden, sondern auch darum, ob die richtigen Dinge getan werden (Trummer & Berchtold, 2002, S. 183–192; Stock & Riebenbauer, 2008, S. 1–7). Der Einsatz von Qualitätsmanagement in der Übungsfirmenarbeit zum Zweck der Kontrolle und Inspektion durch Lehrkräfte oder übergeordnete Instanzen greift daher zu kurz (Berchtold & Trummer, 2000, S. 33). Vielmehr steht die laufende Weiterentwicklung und Veränderung von Übungsfirmenarbeit unter zentraler Beteiligung der Lernenden im Mittelpunkt des Qualitätsmanagements in der Übungsfirma. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Prozess der regelmäßigen Selbst- und/oder Fremdbewertung anhand definierter Kriterien, und die darauf aufbauende Implementierung von kontinuierlichen Verbesserungsmaßnahmen. Berchtold & Trummer (2000) betonen etwa die Möglichkeiten, welche regelmäßige Evaluationen und Reflexionen für Lernende und Lehrende bieten können. In der Übungsfirmenarbeit stehen die selbstgesteuerten Lernprozesse und die Weiterentwicklung der Kompetenzen der einzelnen Lernenden im Mittelpunkt. Der gezielte Einsatz von Qualitätsmanagementsystemen ermöglicht es Lernenden, am und im Modell zu lernen und ihren Lernort dabei zunehmend selbstständig weiterzuentwickeln (Berchtold & Trummer, 2000, S. 27–34; Trummer et al., 1997, S. 1–16).
Damit die selbstgesteuerte Sicherung und Weiterentwicklung qualitativ hochwertiger Übungsfirmenarbeit durch die Lernenden gelingen können, sollten die Adressat:innen der Methode auch aktiv in die Prozesse der Qualitätsentwicklung und -sicherung involviert werden. Auch hier gilt: „Wer Handlungsfähigkeit will, muss handeln lassen!“ (Peterßen, 2009, S. 142) Umso mehr, als für erfolgreiches Qualitätsmanagement benötigte Kompetenzen – wie eigenverantwortliches und selbstgesteuertes Lernen – auch im beruflichen und unternehmerischen Alltag einen hohen Stellenwert einnehmen (siehe bspw. die Kompetenz Quality Control in Abbildung 1) und damit einen wesentlichen Bestandteil der zu entwickelnden zukünftigen Handlungsfähigkeit der jeweiligen Lernenden darstellen (Trummer & Berchtold, 2002, S. 184; World Economic Forum, 2025, S. 37–38).
Auf Initiative des zuständigen Ministeriums, der österreichischen Übungsfirmenzentralstelle ACT und der damaligen ARGE Übungsfirma wurde daher bereits im Schuljahr 2002/03 eine Zertifizierung der Übungsfirmenarbeit eingerichtet und als Qualitätsmarke ÜFA2020 bzw. digitales QualitätsAudit laufend weiterentwickelt. Dabei handelt es sich um einen österreichweit durchgeführten Auditprozess für österreichische Übungsfirmen mit freiwilliger Teilnahme, welcher als Lernanlass dient und gleichzeitig die qualitätsvolle Weiterentwicklung zahlreicher schulischer Übungsfirmen in Österreich vorantreibt und sicherstellt (ACT, 2013, S. 130; ACT, 2018, S. 7–15; Neuweg et al., 2008, S. 5). Ausgangspunkt des Audits ist aktuell ein Katalog mit zwölf zu erfüllenden Kriterien, welcher jährlich an aktuelle Entwicklungen und Erfordernisse des Arbeitsmarktes angepasst wird und derzeit neben betrieblichen Kernprozessen auch die Bereiche Digitalisierung, Nachhaltigkeit und soziale Sensibilität umfasst. Um das QualitätsAudit zu bestehen und das entsprechende Zertifikat zu erhalten, müssen die Auditees im Bereich Marketing und Sales etwa die Planung, Durchführung und Auswertung von Online-Verkaufsgesprächen nachweisen, oder im Bereich Human Resources mittels entsprechender Dokumentation die korrekte Abwicklung der Aufnahme neuer Mitarbeiter:innen belegen (ACT, 2025a, S. 5–10). Das Programm erfreut sich großer Beliebtheit: Im Schuljahr 2024/25 nahmen 226 Übungsfirmen am Qualitätsaudit teil und erreichten dabei eine Erfolgsquote von 92 % (ACT, 2025b).
3 PEN-QM – Internationale Audits für Übungsfirmen
Das Ende 2024 erfolgreich abgeschlossene Erasmus+ Projekt PEN-QM: Sustainable quality management – to foster future-proof job skills of HEI learners knüpft an den Gedanken des Audits als Lernanlass und als Quelle von Feedback zum Zweck der konzeptionellen und persönlichen Weiterentwicklung an und erweitert die geographische Reichweite auf den europäischen Raum und darüber hinaus. Die Projektergebnisse sind dabei nicht in Konkurrenz zu bestehenden nationalen Qualitäts-Audits zu sehen, sondern fokussieren klar auf die Unterstützung länderübergreifender Auditprozesse unter Beachtung der entsprechenden Besonderheiten. Ziel der 2022 gestarteten Initiative war es, den „Prozess zur Qualitätsentwicklung europaweit auf Übungsfirmen umzulegen und die Möglichkeit zu bieten, sich in Bezug auf eine qualitätsvolle Übungsfirmenarbeit zertifizieren zu lassen“ (Riebenbauer & Haupt, 2023, S. 7). Weiters war es der Anspruch des Projekts, Übungsfirmen über ihre Ländergrenzen hinaus in einen Dialog über qualitätsvolle Übungsfirmenarbeit treten zu lassen und „umsetzungspraktisch mit neuen Formen von Übungsfirmenarbeit zu experimentieren, die tatsächlich ein proaktives ökonomisches Agieren ermöglichen und fordern“ (Neuweg et al., 2008, S. 14).
Der Fokus lag zu Beginn des Projekts auf dem bisher erst wenig beachteten Bereich der Hochschul-Übungsfirmen, später wurde der Anwendungsbereich jedoch auch auf schulische Übungsfirmen mit internationaler Ausrichtung und guten Englischkenntnissen erweitert. Organisationen und Universitäten aus sechs Ländern (Litauen, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich) entwickelten im Projektzeitraum Leitfäden sowie eine Plattform für die Durchführung von internen und externen Evaluierungsprozessen. Dadurch sollte die Abwicklung von internationalen Audits und damit der Austausch mit Übungsfirmen anderer Länder ermöglicht bzw. erleichtert werden (Riebenbauer & Haupt, 2023, S. 11–14).
3.1 Konzeption und Vorgangsweise
Das Projekt startete im Frühjahr 2023 mit einem Desk Research. Für eine sinnvolle Gliederung der Qualitätskriterien sowie des Auditprozesses wurden dabei eingangs zehn relevante Übungsfirmenfelder definiert. Diese lehnten sich an den klassischen Prozessen und Arbeitsfeldern in Übungsfirmen an und sollten es ermöglichen, Evaluationen nicht nur für die gesamte Übungsfirma, sondern auch für einzelne, ausgewählte Übungsfirmenbereiche durchführen zu können. Bereits bestehende nationale Audits – wie das österreichische QualitätsAudit – lieferten dabei wertvolle erste Anhaltspunkte. Bestehende Bereiche wurden jedoch erweitert, neue hinzugefügt und auf die grenzüberschreitende Anwendbarkeit hin angepasst. Für die so entstandenen Übungsfirmenfelder wurden anschließend jeweils Ziele, Qualitätskriterien, Bewertungsmethoden und der Zusammenhang mit den zukünftig benötigten Kompetenzen der Lernenden – entnommen aus dem zu Projektstart aktuellen Future of Jobs Report 2020 (World Economic Forum, 2020) – erarbeitet und analysiert.
Um diese Vorarbeiten zu validieren, wurden von den internationalen Partnerorganisationen mehrere Erhebungen unter Studierenden durchgeführt. So wurden etwa 200 Bachelor- und Masterstudierende zu ihrer Einschätzung hinsichtlich der Relevanz der vom WEF definierten Kompetenzen (World Economic Forum, 2020, S. 35–36) für ihre angestrebte berufliche Tätigkeit befragt, insbesondere inwiefern die entsprechenden Übungsfirmenfelder diese Kompetenzen abdecken würden. Für die Studierenden waren das Lösen komplexer Probleme, der zielgerichtete Einsatz von Technologien und IT-Tools, das Zeitmanagement sowie das analytische und kritische Denken die wichtigsten Skills für ihre zukünftige berufliche Laufbahn. Tätigkeiten in den Übungsfirmenbereichen Accounting und Finanzmanagement, IT und Digitalisierungsmanagement, Kommunikationsmanagement, allgemeines Management und Nachhaltigkeitsmanagement wurden als am relevantesten für den Erwerb dieser Kompetenzen eingestuft. Darüber hinaus berichteten 142 Studierende derselben Kohorte, dass sie bereits Erfahrung als Lernende in Übungsfirmen besitzen und dabei große Fortschritte „bei aktivem Lernen und Lernstrategie, Zeitmanagement, Technologieeinsatz und Anpassungsfähigkeit“ (Riebenbauer & Haupt, 2023, S. 13–14) machen konnten. Weniger erfolgreich waren sie während des Besuchs einer Übungsfirma demnach hingegen bei der Weiterentwicklung ihres Verhandlungsgeschicks, ihrer Überzeugungskraft sowie ihres kritischen und analytischen Denkens (Riebenbauer & Haupt, 2023, S. 11–14).
Darüber hinaus wurden an allen Partnerorganisationen vertiefende Fokusgruppeninterviews mit jeweils zumindest acht Stakeholdern der an den Standorten betriebenen Übungsfirmen sowie mit Expert:innen im Bereich Auditing und Qualitätsmanagement durchgeführt. Auf Vorschlag der Interviewpartner:innen wurden schließlich einzelne Übungsfirmenfelder zusammengefasst. Dies führte zu den finalen acht Übungsfirmenbereichen, welche anschließend auch für die Ausarbeitung der Projektergebnisse genutzt wurden und in Tabelle 1 ersichtlich sind.
Tabelle 1: Auswahl der im Projekt verwendeten acht Übungsfirmenfelder
|
Accounting und Finanzmanagement |
Kommunikationsmanagement |
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Beschaffungsmanagement |
Verkauf |
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Marketing Management |
IT- und Digitalisierungsmanagement |
|
Nachhaltigkeitsmanagement |
Human Ressource Management |
Die Fokusgruppeninterviews lieferten darüber hinaus wesentliche Erkenntnisse, um bisherige Projektergebnisse zu validieren und andere zu überarbeiten bzw. zu ergänzen. So lieferten die Interviews Impulse für die Erstellung der beiden Leitfäden für die interne und externe Evaluation. Aufgrund der Rückmeldungen wurden außerdem für jedes der acht Übungsfirmenfelder drei Levels (Bronze, Silber und Gold) definiert, wodurch Übungsfirmen nach Abschluss des Projekts Kriterien für insgesamt 24 Selbst- und Fremdevaluierungen auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen zur Verfügung stehen. Eine stärkere Betonung der Prozessorientierung, sowie die Ausrichtung der Evaluierungen am Plan-Do-Check-Act Regelkreis und die enge Verzahnung von interner und externer Evaluation stellen weitere Impulse dar, die aus den Fokusgruppeninterviews gewonnen werden konnten. Im Zentrum stand immer die Anforderung, dass das Feedback und die Erfahrungen aus den durchgeführten Audits anschließend zur Weiterentwicklung der Übungsfirmenarbeit sowie als Lernanlass für die Lernenden genutzt werden können. Das folgende Kapitel bietet einen Überblick über die auf diesem Weg überarbeiteten und entwickelten Inhalte und Projektergebnisse.
3.2 Projektergebnisse und Ablauf der Evaluierungen
Ein zentrales Ergebnis des Projekts ist die Definition des gesamten Evaluierungsprozesses und der Rollen der am Prozess beteiligten Personen (siehe Abbildung 2). Während Übungsfirmen anhand der entwickelten Kriterien auch eine interne Evaluierung ohne der Beteiligung von externen Auditor:innen (Auditors) durchführen können, sind bei der auf den erhobenen Daten aufbauenden externen Evaluierung Auditors und Auditees gleichermaßen beteiligt. Die zu prüfende Übungsfirma stellt dabei als Auditee alle Daten für die Überprüfung bereit, die Auditors überprüfen diese anschließend hinsichtlich der Erfüllung der im Projekt erarbeiteten Kriterien. Die Rolle der Organisator:innen wird entweder von Seiten der Auditors übernommen, oder bspw. von der nationalen Übungsfirmen-Zentralstelle ausgeführt. Abgeschlossen wird die externe Evaluierung mit einem Zertifikat oder mit einer Ablehnung, wobei dem Feedback zur Weiterentwicklung der Übungsfirmenarbeit in beiden Fällen ein wichtiger Stellenwert zukommt. Der Ablauf erfolgt stufenweise, was bedeutet, dass zuerst immer eine interne Evaluation durchgeführt werden muss, deren Ergebnisse und Daten anschließend die Basis für die potentielle externe Evaluation und eine mögliche Zertifizierung darstellen (PEN-QM, 2024a, S. 6–9).
Abbildung 2: Überblick über den Evaluierungsprozess (PEN-QM, 2024a, S. 7)
Der Zertifizierungsprozess wurde gestaltet, um sowohl für Auditors als auch für Auditees die Entwicklung der vom WEF genannten Kompetenzen zu ermöglichen (World Economic Forum, 2025, S. 35–38). Analytisches und kritisches Denken, Resilienz, Flexibilität, Leadership, Selbstbewusstsein, der Umgang mit Technologie, Empathie und aktives Zuhören sind im Zuge der durchzuführenden Audits nicht nur gefragt, sondern müssen entwickelt und gelebt werden, um die Zertifizierung erfolgreich abschließen zu können. Dabei ermöglicht es der Auditprozess auch, dass Lernende die Rolle der Prüfenden (Auditors) einnehmen und dabei ihre Kompetenzen im jeweiligen Übungsfirmenfeld, aber auch in den genannten Kompetenzbereichen weiterentwickeln. Beispielsweise lernen sie beim Prüfen einer Übungsfirma, die bereitgestellten Dokumente kriteriengeleitet zu analysieren, Zusammenhänge zwischen den ausgewählten Daten und gegebenenfalls Probleme zu identifizieren, Analyseergebnisse zu präsentieren und Schlussfolgerungen über die Qualität der Geschäftsprozesse der Übungsfirma basierend auf ihren Analysen zu ziehen (PEN-QM, 2024a, S. 17).
Die Qualitätskriterien sind je nach Übungsfirmenfeld in die Kategorien des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) nach Deming (1991) gegliedert. Die Auditees müssen mit geeigneten Dokumenten ihrer Übungsfirma nachweisen, dass ihre Prozesse der Planung, der Durchführung, der Überprüfung und des Handelns den Kriterien des jeweiligen Übungsfirmenfelds auf dem gewählten Niveau (Bronze, Silber oder Gold) entsprechen. Um die Vorbereitung (interne Evaluation) und die Prüfung (externe Evaluation) übersichtlich und nachvollziehbar zu gestalten, wurden die Kriterien in insgesamt 24 Fragebögen (acht Übungsfirmenfelder mit jeweils drei Niveaustufen) zusammengefasst. Jeder Fragebogen umfasst dabei die benötigten Nachweise für ein Level eines bestimmten Felds und legt dabei fest, wie diese Dokumente gemäß den zugrundeliegenden Kriterien bewertet werden sollen. Im Zuge der internen und/oder externen Evaluation können in den freien Feldern anschließend noch offengebliebene Fragen dokumentiert und Verbesserungspotenzial als Feedback formuliert werden (siehe z. B. Abbildung 3). Die Fragebögen sowie die Leitfäden für die interne und externe Evaluation stehen genauso wie ein Benutzerhandbuch in den fünf Sprachen der Partnerorganisationen (Englisch, Deutsch, Bulgarisch, Französisch und Italienisch) für alle Interessierten kostenlos auf der Website des Projekts zum Download bereit (PEN-QM, 2025).
Abbildung 3: Fragebogen zum Übungsfirmenfeld Human Ressource Management (Bronze)
Zusätzlich zur analogen Nutzung der entwickelten Ressourcen zur internen und externen Evaluation von Übungsfirmen, wurde im Rahmen des Projekts außerdem eine Online-Plattform zur Abwicklung des Auditprozesses (siehe Abbildung 2) entwickelt und anschließend in die Projektwebsite eingebunden. Übungsfirmen können sich mit den Zugangsdaten ihrer nationalen Zentralstelle auf der Plattform kostenlos anmelden und dort den Auditprozess Schritt für Schritt durchlaufen. Die Fragebögen und die dahinterliegenden Kriterien samt Punktesystem wurden auf der Plattform hinterlegt, was ein intuitives Bewegen durch die einzelnen Schritte des Prozesses ermöglicht. Lehrende können den Prozess für ihre Übungsfirma starten, indem sie ein Audit für ein bestimmtes Feld in einer bestimmten Stufe beantragen. Durch einen Code erhalten die Lernenden anschließend Zugang zur Plattform und durchlaufen selbstständig die interne Evaluation anhand der festgelegten Kriterien des Fragebogens (siehe z. B. Abbildung 4). Nach Abschluss der internen Evaluation erhalten die Lehrenden die gesammelten Antworten und Dokumente zur Überprüfung und können entscheiden, ob die Angaben nochmals überarbeitet werden müssen, oder bereits ausreichend sind. Danach ist das interne Audit abgeschlossen (PEN-QM, 2024b, S. 1–9).
Abbildung 4: Screenshot der PEN-QM-Plattform aus der Perspektive der Lernenden
Wenn gewünscht, kann mit den vorhandenen Daten direkt ein externes Audit beantragt werden. Auditors können sich dazu über die Plattform registrieren. Sie werden anschließend von der nationalen Zentralstelle auf ihre Eignung hin überprüft und dann für die Plattform freigeschaltet. Mit ihren Zugangsdaten können Auditors auf der Plattform offene Evaluierungsanfragen einsehen und diese – wenn gewünscht – annehmen. Darüber hinaus können sie direkt auf der Plattform die Bewertungen vornehmen und weitere Dokumente bzw. Informationen bei den Auditees anfordern. Für jedes Audit ist ein Online-Interview vorgesehen, in dem sich Auditees und Auditors austauschen und offene Fragen klären können. Dies kann vor allem bei internationalen Audits helfen, die Besonderheiten einer gegebenenfalls national unterschiedlich akzentuierten Übungsfirmenarbeit sowie die Sichtweise des Gegenübers besser zu verstehen und Missverständnissen vorzubeugen. Nach der abschließenden Prüfung wird der Prozess der externen Evaluation mit der automatischen Ausstellung des Zertifikats durch die Plattform oder einer Ablehnung aufgrund mangelhafter Kriterienerfüllung abgeschlossen. In einem finalen Feedback werden der Übungsfirma mündlich und schriftlich Verbesserungspotenziale auf Basis der eingereichten Informationen gegeben (PEN-QM, 2024b, S. 10–12).
3.3 Pilotierung und Audit-Erfahrungen
Im Zuge des Projekts wurde der vorgestellte Auditprozess samt seinen zugrundeliegenden Kriterien und Dokumenten ausgiebig pilotiert und getestet. Dabei kam auch mehrmals die vorgestellte Plattform zum Einsatz, was mehrere Feedback-Schleifen und Weiterentwicklungen ermöglichte. Da das Projekt ursprünglich auf Übungsfirmen an Hochschulen ausgerichtet war, erfolgte auch die Pilotierung und Testung mit Hilfe der Projektergebnisse bei Audits zwischen Übungsfirmen an Hochschulen. Um die Kommunikation und die Verbesserung des Prozesses zu erleichtern, fanden die im Zuge des Projekts durchgeführten Audits darüber hinaus vor Ort und nicht – wie final vorgesehen – online statt.
Von 8.–11. April 2024 wurde die Übungsfirma eXpand International Consultancy GmbH (Universität Graz) durch italienische Studierende der Università di Pavia in den Übungsfirmenfeldern Accounting und Finanzmanagement (Gold), Human Ressource Management (Silber), Nachhaltigkeitsmanagement (Silber) und Verkauf (Bronze) geprüft. Das Audit fand vor Ort an der Universität Graz in Österreich statt. Es konnte die Zertifizierung aller angestrebten Übungsfirmenfelder in den entsprechenden Niveaus erreicht werden. Von 12.–14. November 2024 wurde die Übungsfirma VIKO BANKAS (Vilniaus Kolegija) von Mitgliedern der UniLine Education & Consulting GmbH (Universität Graz) in den Übungsfirmenfeldern Kommunikationsmanagement (Gold), Verkauf (Gold) und Human Ressource Management (Gold) geprüft. Das Audit fand vor Ort in Vilnius/Litauen statt. Während die Kriterien der ersten beiden Übungsfirmenfelder erreicht wurden, konnte aufgrund fehlender oder qualitativ unzureichender Nachweise kein Zertifikat für das Übungsfirmenfeld Human Ressource Management in Gold ausgestellt werden. Daher wurde erneut hinsichtlich der Erreichung des Niveaus Silber geprüft. Dieses wurde anschließend auch zertifiziert. Im November 2024 wurde außerdem die Übungsfirma der Università di Pavia von der Übungsfirma VIKO BANKAS aus Litauen vor Ort in Pavia geprüft. Alle Erkenntnisse aus der Pilotierung flossen anschließend in die Erstellung und Weiterentwicklung der Plattform, der Leitfäden und des Benutzerhandbuchs ein.
Die nach Abschluss der jeweiligen Audits erhobenen Erfahrungsberichte spiegeln deutlich die Potenziale von internationalen Audits für die Weiterentwicklung der Übungsfirmenarbeit, aber auch für die Vorbereitung der Lernenden auf Herausforderungen ihrer zukünftigen Lebens- und Arbeitswelt wider. So wurde etwa von Teilnehmenden der Audits berichtet, dass das erhaltene Feedback für die konstruktive Weiterentwicklung der eigenen Übungsfirma genutzt werden konnte. Lernende betonten insbesondere, sich durch die Analyse von Finanzberichten und durch Teamwork wichtige Kompetenzen, wie Problemlösefähigkeit und kritisches Denken angeeignet zu haben. Gefragt nach den entwickelten Kompetenzen, antwortete eine Auskunftsperson etwa: “understanding and evaluating financial reports, working in a team in order to come up with solutions to problems and developing broad critical thinking abilities in order to provide interesting and applicable feedback” (St_4). Eine andere Antwort auf dieselbe Frage lautete: „adapting to a new cultural environment, working with diverse teams, problem-solving, knowledge of other practice enterprise settings“ (St_7). Wiederum andere Lernende hoben darüber hinaus den Prozess der Planung und Vorbereitung auf das Audit als wichtige Lernerfahrung hervor. Ein weiterer Vorteil der Zusammenarbeit zwischen internationalen Übungsfirmen wurde ebenfalls genannt: „improved English language skills, both spoken and written“ (St_9).
Die Lernenden der Grazer Übungsfirma UniLine Education & Consulting GmbH konnten im Sommersemester 2025 bereits von den Erfahrungen und den darauf aufbauenden Verbesserungsmaßnahmen der Vorsemester profitieren und diese weiter ausbauen. So wurden in diesem Semester beispielsweise zahlreiche geplante Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement (z. B. Weiterbildungen, Produktinnovationen) umgesetzt, evaluiert und weiterentwickelt. Aktuell befinden sich die Studierenden im Auditprozess für die weiteren Übungsfirmenfelder Nachhaltigkeitsmanagement (Gold) und Marketing Management (Bronze). Auf dem Weg zur Zertifizierung lernen sie, wie Übungsfirmen in anderen Ländern funktionieren, sie können sich mit internationalen Auditors zu ihrer eigenen Übungsfirmenarbeit austauschen und erhalten wertvolles Feedback durch die interne und externe Evaluierung ihrer eigenen Arbeit, welche sie zur Weiterentwicklung ihrer eigenen Kompetenzen und ihrer Übungsfirma nutzen können. Somit wird es möglich, den PDCA-Kreislauf in den betroffenen Feldern zu schließen und kontinuierliche Weiterentwicklung im Sinne eines umfassenden und gezielt eingesetzten Qualitätsmanagements entlang der im Projekt definierten Kriterien zu leben. Die Projektergebnisse (Leitfäden, Plattform und Kriterien) bieten Übungsfirmen weltweit eine strukturierte Basis für die Durchführung von internationalen Audits und sind damit ein Türöffner für eine zukunfts- und praxisorientierte kaufmännische Ausbildung.
4 Fazit
Qualitätsvolle Übungsfirmenarbeit erfordert laufende Weiterentwicklung. Ein umfassendes und zielführend gestaltetes Qualitätsmanagementsystem im Sinne des TQM soll Lernende nicht kontrollieren, sondern mit und durch die Lernenden zur gelebten Praxis werden. Dadurch können die Lernenden Qualitätsmanagement selbst erfahren und sich die dazu notwendigen Kompetenzen im und am Modell selbstgesteuert aneignen. Selbst- und Fremdevaluationen stellen sich als geeignetes Mittel heraus, um die Qualität der Übungsfirma im Sinne des PDCA-Kreislaufs laufend weiterzuentwickeln und wertvolles Feedback zur Reflexion der eigenen Handlungen und Prozesse zu generieren.
Die Projektergebnisse des Erasmus+ Projekts PEN-QM können hochschulischen und auch schulischen Übungsfirmen helfen, den Prozess der internen und externen Evaluation strukturiert und gewinnbringend zu durchlaufen. Die entwickelten Kriterien und Fragebögen können genutzt werden, um das Niveau der Prozesse in den jeweiligen Übungsfirmenfeldern intern zu evaluieren und bei Bedarf anschließend auch extern bestätigen und zertifizieren zu lassen. Im Mittelpunkt steht dabei das erhaltene Feedback und die daran anschließenden Reflexions- und Verbesserungsprozesse. Die Durchführung von internationalen Audits bringt dabei nicht nur die Qualität der Übungsfirma, ihrer Prozesse und Strukturen weiter, sondern bietet auch einen spannenden Lernanlass, um die Kompetenzen Lernender weiterzuentwickeln – sei es in der Rolle als Auditor oder als Auditee. Der Blick über den nationalen Übungsfirmen-Tellerrand wirkt dabei vielfach bereichernd und inspirierend, sei es nun auf persönlicher, organisationaler oder auf konzeptioneller Ebene.
Literatur
ACT (2013). 20 Jahre ACT. Festschrift. ACT Servicestelle österreichischer Übungsfirmen.
ACT (2018). Handbuch “Üfa2020”. https://act.at/wp-content/uploads/2023/06/2019_Handbuch-Uefa2020-1.pdf
ACT (2025a). Qualitätsaudit 2025. https://act.at/wp-content/uploads/2023/11/QualitaetsAudit-Kriterien-2025-2.pdf
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Zitieren des Beitrags
Riebenbauer, E. & Stadler, J. (2025). Impulse für die Übungsfirmenarbeit durch internationale Audits – Ergebnisse aus dem Projekt PEN-QM. In S. Lipp & M. Stock (Hrsg.), bwp@ Spezial AT-7: Beiträge zum 18. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress, 1–16. http://www.bwpat.de/wipaed-at7/riebenbauer_stadler_wipaed-at_2025.pdf



