bwp@ Profil 11 - März 2025

Lern- und Forschungsräume im Wandel – Perspektiven der Wirtschafts- und Berufspädagogik

Profil 11: Digitale Festschrift für Annette Ostendorf

Hrsg.: Heike Welte, Michael Thoma, Hannes Hautz & Bernd Gössling

Studentische Sichtweisen auf kritisches Denken und dessen didaktische Fördermöglichkeiten: Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie bei Studierenden der Wirtschaftspädagogik

Beitrag von Michael Thoma & Hannes Hautz
Schlüsselwörter: kritisches Denken, Hochschulbildung, studentische Sichtweisen, didaktische Fördermöglichkeiten

In einem sozio-ökonomischen Kontext, der von zunehmender Komplexität und kontinuierlichem Wandel geprägt ist, erweist sich die Förderung der Befähigung zum kritischen Denken – gerade im Bereich der Hochschulbildung – als besonders wichtig. Trotz der unbestreitbaren Relevanz des Zielkonstrukts bleibt die konkrete Vorstellung davon, was unter kritischem Denken zu verstehen ist, wenig eindeutig. Davies und Barnett (2015) verdeutlichen die Komplexität und Vieldeutigkeit des Begriffs, der trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung schwer fassbar bleibt und unterschiedlich interpretiert wird. Während zahlreiche Studien größere Linien der wissenschaftlichen Traditionen und Ausgestaltungen des Konstrukts beschreiben und viele Untersuchungen die Wirkungen didaktischer Arrangements diskutieren, bleibt die Frage, wie Studierende selbst das Konstrukt definieren, in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung weitgehend unbeachtet. Diese Forschungslücke ist problematisch, da ohne das Wissen um die studentischen Auffassungen und ihre Prioritäten, hochschuldidaktische Arrangements nicht zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmt werden können, was die Effektivität der Fördermöglichkeiten im Rahmen universitärer Lehre beeinträchtigen kann.

Der vorliegende Beitrag adressiert diese Lücke durch eine qualitativ angelegte Interviewstudie mit 37 Wirtschaftspädagogik-Studierenden am Studienstandort Innsbruck. Die Gruppeninterviews untersuchten, was kritisches Denken für die Studierenden bedeutet, welche Facetten sie beschreiben, welche Relevanz sie dem kritischen Denken beimessen und welche Möglichkeiten zur Förderung kritischen Denkens sie als wesentlich erachten. Die Ergebnisse verdeutlichen ein eher homogenes Kritikverständnis der Studierenden, das sich vor allem auf die kognitiven Prozesse der Informationsverarbeitung bezieht. Als förderliche Bedingungen werden u. a. ein offenes und wertschätzendes Unterrichtsklima sowie eine gezielte Aktivierung durch die Lehrenden thematisiert.

Student perspectives on critical thinking and its didactic promotion: Findings from a qualitative interview study among business education students

English Abstract

In a socio-economic context characterised by increasing complexity and continuous change, the promotion of the ability to think critically – especially in the field of higher education – is proving to be particularly important. Despite the undeniable relevance of the target construct, the concrete understanding of what is meant by critical thinking remains unclear. Davies and Barnett (2015) illustrate the complexity and ambiguity of the term, which remains elusive and subject to varying interpretations despite decades of intensive research. While numerous studies describe broader lines of academic traditions and conceptualisations of the construct and a wide range of studies discuss the effects of didactic arrangements, the question of how students themselves define the construct remains largely unaddressed in the academic debate. This research gap is problematic, as without knowledge of student perceptions and their priorities, university didactic arrangements cannot be specifically designed to the needs of the target group, which may undermine the effectiveness of promotion opportunities in the context of higher education.

Our study addresses this gap by conducting a qualitative interview study with 37 business education students at the University of Innsbruck. The group interviews investigated what critical thinking means to the students, which facets they describe, what relevance they attach to critical thinking and which opportunities for promoting critical thinking they consider essential. The findings reveal a rather homogeneous understanding of critical thinking among the students, which primarily relates to the cognitive information processes. Among other things, an open and appreciative teaching environment and targeted activation by teachers were identified as favourable conditions.

Zitieren des Beitrags

Thoma, M. & Hautz, H. (2025). Studentische Sichtweisen auf kritisches Denken und dessen didaktische Fördermöglichkeiten: Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie bei Studierenden der Wirtschaftspädagogik. In H. Welte, M. Thoma, H. Hautz & B. Gössling (Hrsg.), bwp@ Profil 11: Lern- und Forschungsräume im Wandel – Perspektiven der Wirtschafts- und Berufspädagogik. Digitale Festschrift für Annette Ostendorf zum 60. Geburts­tag (S. 1–20). https://www.bwpat.de/profil11_ostendorf/thoma_hautz_profil11.pdf

Veröffentlicht am 27. März 2025